AWI

SR021: Agrarprobleme Afrikas

Werner Pevetz

Der Verfasser berichtet über Eindrücke und Erfahrungen bei einer dreieinhalbmonatigen Studienreise durch neun afrikanische Länder im Winter und Frühjahr 1974; es wurden Marokko, die Sahelzone, das westliche Zentralafrika, Ostafrika sowie der Sudan besucht. Zweck der Reise war das vergleichende Studium landwirtschaftlicher Entwicklungsprojekte unter den verschiedenen naturräumlichen, ethnischen, sozialökonomischen und politischen Umweltbedingungen des Schwarzen Kontinents; besonderes Interesse galt den integrierten ländlichen Regionalentwicklungsprojekten.

Der Bericht gliedert sich in einen allgemeinen und in einen besonderen Teil. Im allgemeinen Teil werden die allgemeinen Probleme Afrikas als des in vieler Beziehung "schwierigsten" Entwicklungskontinents herausgestellt, Voraussetzungen, Aufgaben und Lösungsversuche der Entwicklungspolitik im Agrarbereich untersucht und insbesondere auch die soziologischen Gegebenheiten und Probleme, die den Entwicklungsprozeß auf dem Lande beeinflussen, analysiert. Im besonderen Teil werden einzelne typische Entwicklungsprojekte, die anläßlich der Studienreise besucht wurden, charakterisiert, und zwar zugeordnet zu den drei Bereichen "Integrierte Kleinbauernförderung", "Siedlungs- und Bewässerungsprojekte" sowie "Probleme afrikanisierter Großbetriebe". Der Bericht enthält ferner eine kritische Stellungnahme zu den oft recht wirklichkeitsfremden bzw. stark übertriebenen Darstellungen der Weltpresse über die Sahelzone als viehwirtschaftliches Problemgebiet sowie Gedanken zu einer verstärkten österreichischen Agrarhilfe unter angemessener Berücksichtigung der spezifischen Fähigkeiten und Grenzen unseres Landes.

Der Verfasser gelangt allgemein zu dem Ergebnis, daß die Sicherung einer nachhaltigeren Bodennutzung durch vorsichtige, ökologisch wohlüberlegte Intensivierung sowie eine tiefgreifende Umstellung des Viehhaltungssystems derzeit wohl die Hauptaufgaben afrikanischer Agrarentwicklungspolitik darstellen; allerdings bedeutet dies geduldiges Arbeiten auf lange Sicht unter Verzicht auf eindrucksvolle Augenblickserfolge. Afrika genießt den Vorteil, daß es im Verhältnis zur Bevölkerung noch über relativ große Bodenreserven sowie über eine offene, in jeder Hinsicht entwicklungsfähige Agrarverfassung verfügt; die schwerwiegendsten Negativ-Faktoren sind demgegenüber die weithin ungünstigen, sich anscheinend langfristig noch verschlechternden Niederschlagsverhältnisse, die extrem schwierigen Verkehrsbedingungen und das sehr geringe Verständnis des eingeborenen Bauern und Hirten für eine nachhaltige, die Bodenfruchtbarkeit nicht nur aufzehrende Wirtschaftsweise.

Der Schwerpunkt der agrarischen Entwicklungspolitik muß heute auch in Afrika bei einer umfassenden Kleinbauernförderung liegen, wobei freilich die richtige Stufenfolge der Entwicklungsschritte sorgfältig zu beachten ist. Ferner ist darauf zu achten, daß die verschiedenen Arten von Förderungsmaßnahmen gebündelt und sinnvoll aufeinander abgestimmt werden. Dies gelingt am ehesten im Rahmen integrierter Regionalprojekte, wo man durch Kredite, Beratung und technische Förderung, evtl. ergänzt durch bestimmte administrative Maßnahmen, eine allmähliche Leistungssteigerung der eingeborenen Bauernschaft erstrebt. Die Agrarentwicklung steht dabei am Anfang, sie dürfte auch noch lange deutlich im Vordergrund bleiben; Endziel ist jedoch eine umfassende ländliche Entwicklung, die u.a. auch Gewerbe, Bildungs- und Sozialwesen umfassen und dem verhängnisvollen Zug zur Stadt Einhalt gebieten soll. Dieses Ziel kann jedoch nur bei einer ausreichend langfristigen Planung der einzelnen Projekte sowie bei einem reibungslosen Zusammenwirken zwischen Projektleitung und einheimischer politischer Verwaltung erreicht werden; hiefür scheinen leider in vielen afrikanischen Ländern noch die Voraussetzungen zu fehlen. - Den Abschluß des Berichtes bildet eine ausgewählte Bibliographie allgemeiner Werke über afrikanische Agrarverhältnisse.

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