Werner Pevetz
Verschiedene Bereiche menschlicher Tätigkeit entfalten eine unterschiedlich starke Umweltwirksamkeit; die der Landwirtschaft ist aus zwei Gründen besonders groß: Erstens infolge der großen räumlichen Ausdehnung dieses Wirtschaftsbereiches, der auch in den Industrieländern noch ein Drittel bis Vier Fünftel des Staatsgebietes einnimmt und prägt (in Österreich sind es einschließlich der Almen 3,54 Mill. ha bzw. 43 %, ohne Almen 2,69 Mill. ha bzw. 32,5 %), und zweitens durch die Erzeugung von Umweltbestandteilen (Nahrungsmitteln), die unmittelbar vom menschlichen Körper aufgenommen werden. Die physischen wie die psychischen Einwirkungen der Landwirtschaft auf den Menschen sind aus diesen Gründen besonders ausgeprägt. So sehr es zutrifft, daß die Umweltbelastungen durch die Agrarproduktion ihrer Intensität nach im einzelnen niemals an jene durch die Industrie verursachten heranreichen, so muß anderseits doch bedacht werden, daß etwaige Umweltbeeinträchtigungen durch die (pflanzenbauliche) Agrarproduktion auf unvergleichbar größeren Flächen auftreten als die unmittelbaren industriellen Umweltbelastungen.
Die Umweltbezüge der Landwirtschaft sind nicht nur sehr intensiv, sondern auch vielschichtig und z.T. widerspruchsvoll: Sie beeinflussen die Umwelt als physisches System wie als Raumgestalt und unterliegen ihrerseits stärksten Beeinflussungen durch alle umweltwirksamen Aktivitäten; ihr Umweltbezug ist also gleichermaßen ein aktiver wie passiver, und in beiden Richtungen ergeben sich enge Wechselbeziehungen zum übergeordneten technisch-ökonomischen und gesellschaftlich-politischen System, sodaß eine isolierende Betrachtung der Umweltwirkung der Landwirtschaft nur begrenzt möglich erscheint. - Insgesamt dürften in Österreich in Anbetracht der in unserem Lande vorherrschenden klimatischen Verhältnisse, der bäuerlichen Agrarstruktur, der meist gemischten Wirtschaftsweise (die häufigste agrarische "Monokultur", das natürliche Grünland, ist ausgesprochen umweltfreundlich) sowie auch der bestehenden gesetzlichen Regelungen (Lebensmittel-, Pflanzenschutz-, Wasserschutz-, Düngemittelgesetz, Landschaftsschutzgesetze usw.) die umweltfreundlichen Wirkungen der Landwirtschaft überwiegen, die ökologische Gesamtbilanz des "grünen" Wirtschaftszweiges daher positiv sein. Probleme traten bisher eher begrenzt in Teilräumen und Teilbereichen auf, weit weniger in der Landwirtschaft als Ganzes.