BAB-Report

BAB-Report 001: Soziale Innovationen im ländlichen Raum

Ergebnisse aus dem EU Horizon 2020-Projekt SIMRA und der LEADER Evaluierung

Im ersten Beitrag „Solidarische Landwirtschaft als Fallbeispiel im EU Horizon 2020-Projekt SIMRA“ von Sigrid Egartner, Julia Niedermayr und Klaus Wagner (alle BAB) werden Teilergebnisse des Projektes SIMRA (Social Innovations in Marginalised Rural Areas) vorgestellt.

Der Schwerpunkt liegt bei den Arbeiten zur österreichischen Fallstudie „Fermentarium“ (ehem. Hawaruhof).
Um die Rahmenbedingungen und theoretischen Vorgaben zu Bewertungsansätzen aus dem Horizon 2020-Projekt zu verstehen, werden die nötigen Grundlagen angeführt. Im Rahmen des Projektes wurden in 14 überwiegend europäischen Ländern marginalisierte ländliche Räume charakterisiert, eine Datenbank mit Beispielen von sozialen Innovationsprojekten angelegt, Methoden zu deren Evaluierung entwickelt, Fallstudien evaluiert und innovative Aktionen betreut sowie Empfehlungen für Entscheidungsträger erarbeitet.

Um eine entsprechende Evaluierungsmethode zu entwickeln, mussten erst Grundlagen definiert werden (Was ist Soziale Innovation?) und Dimensionen sowie zeitliche Abläufe erfasst werden. Danach konnten ein geeigneter Evaluierungsrahmen und entsprechende Methoden und Indikatoren festgelegt werden. Nach diesen Projektvorgaben wurde auch das „Fermentarium“ analysiert. Für diese Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) wurden die Rollenverteilung, Entwicklungspfade und Lernprozesse, Erfolgs- bzw. Misserfolgsfaktoren analysiert und daraus Empfehlungen für Entscheidungsträger abgeleitet.

Die befragten langjährigen ErnteteilerInnen und der befragte Landwirt weisen auf die Gemeinschaftsbildung, die Stärkung von Kooperation und regionalem Austausch und die kurzfristig höhere Einkommenssicherheit für die BetreiberInnen als positive Effekte der Solidarischen Landwirtschaft hin. Auch die Leistungen einer umweltfreundlicheren Bewirtschaftung werden eng mit der SoLaWi in Verbindung gebracht, da sich hier die Ansprüche und Vorstellungen des Landwirts und der ErnteteilerInnen decken. Es wurden aber auch eine Reihe von problematischen Aspekten thematisiert, wie die Überarbeitung der BetreiberInnen und die damit verbundene Selbstausbeutung, die mittel- und langfristig instabile finanzielle Lage der SoLaWi mangels Rücklagen und die hohe Fluktuationsrate bei einem Teil der ErnteteilerInnen. Durch den Abbau rechtlicher Hürden, die Bereitstellung finanzieller Anreize und verschiedene Informationsmaßnahmen können SoLaWi-Betriebe im Allgemeinen gefördert werden, wobei ihre Innovationskraft durch die Schaffung von Freiräumen und das Gewähren von Gestaltungsspielräumen unterstützt werden sollte. Gleichzeitig sollte die großteils ehrenamtlich geleistete Aufbauarbeit zivilgesellschaftlicher AkteurInnen wahrgenommen und wertgeschätzt und ihr Wissen in die Weiterentwicklung dieser Sozialen Innovation miteinbezogen werden.

Ebenfalls aus den Ergebnissen des Projektes SIMRA abgeleitet ist der Beitrag „Faktoren zur Unterstützung von Sozialer Innovation im ländlichen Raum“ von Alice Ludvig, Ivana Živojinović und Gerhard Weiß (alle Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik, Universität für Bodenkultur). Er beschäftigt sich mit der Frage, wie Politik gestaltet sein muss, um Soziale Innovationen zu unterstützen. Dabei werden anhand politikrelevanter Fälle von Sozialen Innovationen beide Richtungen der Beziehungen beleuchtet – einerseits beeinflussen Soziale Innovationen die Politikgestaltung, andererseits wirken politische Rahmenbedingungen und Vorgaben sehr unterschiedlicher Art auf die Entwicklung von Sozialen Innovationen. Die Empfehlungen für Entscheidungsträger wurden aus den Gesamtergebnissen des Projektes SIMRA abgeleitet. Demnach sollte die Innovationskraft mit möglichst unbürokratischen und auch finanziellen Mitteln unterstützt werden. Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten, lokale und regionale Entwicklungsinvestitionen mit verbesserter breiter gesellschaftlicher Partizipation sowie Netzwerk- und Koordinierungsaktivitäten für Projektideen sollten dabei im Vordergrund stehen.

Der Beitrag von Robert Lukesch (ÖAR) stellt die Projektergebnisse von „SILEA – Analyse der Potenziale Sozialer Innovation im Rahmen von LEADER 2014-20“ vor. Darin wurden die Bedeutung, das Ausmaß und die Wirkung Sozialer Innovation im Rahmen der Maßnahme LEADER im Programm für ländliche Entwicklung (LE 14-20) in Öster-reich untersucht. Die Studie stützt sich auf einen vielschichtigen Methodenmix, der eine Online-Erhebung, textanaytische Verfahren, qualitative Interviews und Fokusgruppen beinhaltet. Die Ergebnisse lassen die Annahme zu, dass die methodischen Prinzipien des LEADER-Ansatzes − sofern die lokalen AkteurInnen sie bewusst und konsequent verfolgen − einen für Soziale Innovation förderlichen Rahmen bieten. Aufwändige Administration und Auflagen, die aus der Logik der Förderverwaltung resultieren, engen den Spielraum der Lokalen Aktionsgruppen hingegen ein. Demgemäß werden Handlungsempfehlungen für die Programmbehörden und für die Lokalen Aktions-gruppen formuliert, die darauf hinauslaufen, den innovativen und experimentellen Charakter des CLLD/LEADER-Ansatzes aufzufrischen und ihn über die ländliche Entwicklung hinausgehend auch in Sozial- und Regionalentwick-lungsfonds zu verankern.

Der Beitrag „Lokale Initiativen und transnationaler Erfahrungsaustausch in LEADER“ von Thomas Dax und Theresia Oedl-Wieser (BAB) befasst sich mit der Suche nach Wegen, mittels geeigneter regionalpolitischer Maßnahmen, auch periphere ländliche Regionen an der sozioökonomischen Entwicklung unserer Gesellschaft teilnehmen zu las-sen. In Österreich gab es bereits in den 1980er-Jahren Pilotmaßnahmen, die sich auf die Stärken und endogenen Potenziale der entlegensten Berggebiete konzentrierten. Dieser Ansatz wurde damals als „Eigenständige Regio-nalentwicklung“ konzipiert und wird, mit ähnlichen Zielsetzungen und Schwerpunkten, seit 1991 in der EU-Fördermaßnahme LEADER für die ländlichen Regionen der Europäischen Union angewandt. Seither hat der LEADER-Ansatz in fünf aufeinander folgenden Förderperioden der EU-Strukturfonds dazu beigetragen, Entwicklungsimpulse in ländlichen Regionen zu setzen, in denen aufgrund einer geringen „kritischen Masse“ neue und innovative Aktivitäten schwerer umzusetzen sind. Der Beitrag konzentriert sich auf jene zwei Aspekte, die für den Erfolg von LEA-DER von entscheidender Bedeutung sind, nämlich die zentrale Rolle der Gestaltung und Umsetzung der Lokalen Entwicklungsstrategie und die Notwendigkeit der Reflexion alternativer Sichtweisen durch den internationalen Austausch. Anhand einiger Projektbeispiele aus der Beteiligung österreichischer Lokaler Aktionsgruppen wird gezeigt, dass eigen-ständige Aktivitäten in LEADER durch die Beteiligung an der transnationalen Kooperation neue Betrachtungsweisen und damit einen Anstoß zu Sozialen Innovationen erfahren können.

 

Team

EGARTNER, Sigrid

MMag.a Sigrid EGARTNER

ehemalige MitarbeiterInnen
NIEDERMAYR, Julia

DI.in Julia NIEDERMAYR

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme
WAGNER, Klaus

DI Klaus WAGNER

Berggebietsforschung und Regionalentwicklung
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