Forschungsprojekte

BAB 078/25: Klimawandelanpassung im österreichischen Ackerbau (KLÖSTA)

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Der Agrarsektor stellt im Hinblick auf den fortschreitenden Klimawandel eine zentrale Rolle dar. Während die Landwirtschaft nach wie vor erheblich zur Entstehung von treibhausgasrelevanten Emissionen und anderen Luftschadstoffen beiträgt, ist sie gleichzeitig stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen.

Neben der Reduzierung des CO2-Fußabdrucks ist die Erhöhung von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in der europäischen Lebensmittelproduktion ein dezidiertes Ziel des Green Deals mit seiner Farm-to-Fork Strategie (Europäische Kommission, 2020). Auch in österreichischen Strategien zur Anpassung an den Klimawandel (z.B. Nationale Anpassungsstrategie oder Strategien der österreichischen Bundesländer) wird vielfach auf den hohen Bedarf zur Anpassung, aber auch auf die bestehenden Lücken bei der Umsetzung (Adaptation Gaps) hingewiesen.

Die Ergebnisse von empirischen Studien deuten ebenfalls zunehmend darauf hin, dass die Landwirtschaft nicht ausreichend an die Auswirkungen des Klimawandels angepasst ist (siehe Schlenker und Roberts, 2009; Burke und Emerick, 2016). Zeilinger et al. (2023) bestätigen solche „Anpassungslücken" für österreichische Ackerbaubetriebe. Die Identifikation und Beschreibung von Barrieren zur Anpassung haben daher einen wichtigen Stellenwert, sowie das Konzept der Anpassungsfähigkeit. Dieses beschreibt die Fähigkeit eines Systems, erfolgreich auf Klimawandel zu reagieren, einschließlich der Anpassungen bei Verhalten, Ressourcen und Technologien (IPCC, 2007). Jüngste Studien in Europa zeigen, dass das Ausmaß der Klimawandelanpassung stark vom Niveau der Anpassungsfähigkeit (z.B. verfügbare finanzielle Ressourcen) abhängt (siehe z.B. Vanschoenwinkel, Moretti und Van Passel, 2020).

Um die Resilienz landwirtschaftlicher Betriebe zu stärken, ist ein detailliertes Wissen über die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen sowie zu den Einflussfaktoren der Anpassungsfähigkeit auf Betriebsebene notwendig. Dies wird auch in der Vision 2028+ des BML unterstrichen, die einen Ausbau der anwendungsorientierten Forschung im Bereich Klimawandelanpassung anstrebt (BML, 2024).

Zielsetzung

Das Projekt zielt darauf ab, die Klimawandelanpassung(sfähigkeit) österreichischer Ackerbaubetriebe zu analysieren und Strategien zur Stärkung der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen zu identifizieren.

Im Detail werden zunächst die Anpassung an klimatische Veränderungen sowie die Auswahl und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen auf Betriebsebene untersucht. Einen zentralen Aspekt stellt danach die Bildung von empirisch begründeten Anpassungstypen von Ackerbaubetrieben und die Untersuchung von Barrieren und Treibern für betriebliche Anpassungsfähigkeiten dar. Aufbauend darauf werden betriebliche Charakteristika der identifizierten Gruppen detailliert beschrieben (z.B. zur Identifikation von Vorzeigebetrieben). Im Anschluss sollen maßgeschneiderte Strategien zur Erhöhung der Anpassung(-sfähigkeit) partizipativ mit verschiedenen Stakeholder:innen erarbeitet werden und damit praxisorientierte Schlussfolgerungen und Empfehlungen entstehen.

Geplanter Ablauf, Durchführung

Um Ackerbaubetriebe und deren Klimawandelanpassungsfähigkeit möglichst umfangreich analysieren und beschreiben zu können, wird ein Mixed-Method-Ansatz herangezogen. Dabei werden einerseits statistisch-quantitative Methoden und sozialwissenschaftlich-qualitative Methoden angewandt, sowie andererseits auch semi-quantitative Methoden, die beide Elemente kombinieren.

Die grundsätzliche Vorgehensweise sieht in einem ersten Schritt eine Literaturrecherche vor. Dabei wird ein detaillierter Überblick über den Stand des österreichischen Ackerbaus im Hinblick auf den Klimawandel, sowie theoretische Konzepte zur Beschreibung von Anpassung(sfähigkeit) erarbeitet. Parallel dazu werden in der Literatur beschriebene Einflussfaktoren von Anpassung(sfähigkeit) identifiziert.

Für eine erste Untersuchung der Klimawandelanpassung von Ackerbaubetrieben werden statistische Analysen durchgeführt, um potenzielle, heterogene Anpassungspotenziale der Betriebe und deren Einflussfaktoren zu identifizieren. Dafür werden ökonometrische Modelle auf einzelbetriebliche Paneldaten angewandt, die landwirtschaftliche Aktivitäten (z. B. INVEKOS- und Buchführungsdaten) mit detaillierten Wetterdaten verknüpfen.

Ein wesentlicher Schritt in diesem Projekt ist die Identifikation und Klassifizierung von Anpassungstypen der Betriebe mittels der Q-Methode (siehe Watts und Stenner, 2005). Dabei sortieren Teilnehmer:innen (Betriebsführer:innen von Ackerbaubetrieben) eine Reihe von Aussagen, je nach ihrer Zustimmung oder Ablehnung. Die Erstellung der Sammlung von Aussagen, die die verschiedenen Perspektiven oder Meinungen zu Klimawandelanpassung widerspiegeln, erfolgt auf Basis der Literaturrecherche und wird mithilfe von Stakeholder:innen finalisiert. Anschließend erfolgt eine statistische Analyse der sortierten Rangfolgen, mit der unterschiedliche Perspektiven oder Meinungen identifiziert und gruppiert werden.

Ein zentraler Aspekt der Q-Methode ist dementsprechend die gezielte Auswahl einer Stichprobe an Teilnehmer:innen (30-40). Die Auswahl der zu untersuchten Ackerbauregionen und Betriebe wird mittels Synthese der Informationen aus der Literaturrecherche, der quantitativen Analysen, sowie der Beteiligung von Stakeholder:innen (siehe unten) bestimmt.

Im Rahmen der Q-Methode werden außerdem halbstrukturierte qualitative Interviews mit den Betriebsführer:innen der ausgewählten Betriebe durchgeführt, um tiefere Einblicke in die Motivationen und Herausforderungen bei der Umsetzung von Anpassung zu gewinnen. Die Interviewleitfäden werden auf Basis der ersten Ergebnisse aus der quantitativen Analyse erstellt und mit relevanten Themen aus der wissenschaftlichen Literatur ergänzt.

Parallel zum laufenden Projekt werden verschiedene Stakeholder:innen in Workshops zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingebunden, etwa zur Bedarfsanalyse und Identifizierung von Kernpunkten am Beginn des Projektes. In der finalen Synthese sollen im Rahmen von Diskussionsgruppen die Ergebnisse aus vorherigen Arbeitsschritten integriert und Schlüsselfaktoren sowie Barrieren identifiziert bzw. priorisiert werden. Dieses kollaborative Vorgehen ermöglicht es, vielfältige Perspektiven zu berücksichtigen und maßgeschneiderte Strategien für den österreichischen Ackerbau zu entwickeln, sowie geeignete Adressaten zu bestimmen.

Die gewonnen Erkenntnisse und spezifischen Strategien werden aufbereitet und als Abschlussbericht veröffentlicht. Darüber hinaus werden die Ergebnisse aus der Studie im Rahmen von wissenschaftlichen Artikeln für die Fachöffentlichkeit publiziert, um ihre Qualität zu gewährleisten.

Arbeiten 2025

  • Literaturrecherche
    Überblick Ackerbau und Klimawandel (z.B. Vulnerabilität, Adaptionsmaßnahmen)
    Theoretische Konzepte zur Beschreibung von Anpassung(sfähigkeit)
    Auswahl an Statements für die Q-Methode
  • Ökonometrische Analysen zur Untersuchung des Anpassungspotenzials von Betrieben und bestimmenden Faktoren
  • Kick-Off Stakeholder:innen Beteiligung
  • Synthetisierung von Einflussfaktoren der Klimawandelanpassung aus vorigen Punkten
  • Erste Vorarbeiten zur Bestimmung des Samples für die Q-Methode

Zeitplan

Projektbeginn: 01/2025
Projektende: 12/2027

ProjektleiterIn

ZEILINGER, Julian

DI Julian Zeilinger

Agrarökonomie und Datenmanagement

Team

GRUENEIS, Heidelinde

DI.in Dr.in Heidelinde GRUENEIS

Berggebietsforschung und Regionalentwicklung
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