Abschlussberichte

Abschlussbericht: Studie zur österreichischen Saat- und Pflanzgutwirtschaft

Das Inverkehrbringen von Saatgut und Pflanzgut in seiner Gesamtheit von Vermehrungs- und Anpflanzungsmaterial wird in der EU durch eine Vielzahl von Richtlinien geregelt, deren älteste aus dem Jahr 1966 stammt. Die Richtlinien über das Inverkehrbringen von pflanzlichem Vermehrungsmaterial (PVM) beruht auf zwei Säulen, der Zulassung neuer Sorten und der Zertifizierung einzelner PVM-Partien. Vor dem Hintergrund der zum Teil überholten und sehr stark nach Kulturartengruppen fragmentierten Rechtsmaterie, strebt die Europäische Kommission (EK) eine Überarbeitung derselbigen an. Die Verordnung zu PVM soll zehn der zwölf bestehenden Richtlinien zur Regelung des Inverkehrbringens von PVM ersetzen. Zierpflanzen sollen ihre eigene Richtlinie behalten und forstliches Vermehrungsgut wird in einer eigenen Verordnung behandelt. Im Juli 2023 hat die EK dazu einen Verordnungsentwurf zur Aufhebung der bisher geltenden Richtlinien präsentiert und das Europäische Parlament im April 2024 einen Beschluss dazu gefasst, der nun die Grundlage für die Verhandlungen im Trilog zwischen der EU-Kommission, dem Rat der EU-Landwirtschaftsminister:innen und dem Europäischen Parlament über den endgültigen Gesetzestext bildet.

Zur Unterstützung der österreichischen Entscheidungsträger:innen für den Prozesses der Neuausrichtung des EU-Saatgutrechts wurde die Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen (BAB) mit einer Grundlagenstudie über die österreichische Saat- und Pflanzgutwirtschaft beauftragt. Da für den Saatgutsektor bzw. den Marktfruchtbau bereits umfassende Informationen und Zahlenmaterial vorliegen (vgl. u.a. BML 2023), konzentriert sich diese Studie auf vegetatives Vermehrungsmaterial des Obst-, Gemüse- und Weinbaus. Aufgrund einer fehlenden zentralen Datensammlung sind für die genannten Sektoren trotz einer grundsätzlichen Aufzeichnungspflicht der Betriebe keine Daten zur zentralen Auswertung verfügbar. Zur Schließung dieser Daten- und Informationslücken wurden neben umfangreichen Literaturrecherchen qualitative Interviews mit Fachexpert:innen, Branchenvertreter:innen und Vertreter:innen aus der Praxis geführt. Die gewonnenen Erkenntnisse lieferten die Grundlage für SWOT-Analysen der drei Sektoren. Die wichtigsten Erkenntnisse dazu sind in untenstehender Tabelle 1 zusammengefasst.

Der kleinstrukturierte Pflanzgutsektor in Österreich wird von kleinen bis mittleren Familienbetrieben geprägt. In den vergangenen Jahren tätigten diese Betriebe viele Investitionen; die Pflanzguterzeuger:innen sind motiviert, verfügen über viel Knowhow und sind oft auch in Nischenproduktionen tätig. Im Obstbau können die Pflanzgut produzierenden Betriebe aufgrund der geringen Größe schnell auf besondere Kundenwünsche reagieren. Zudem erschließt sich im gärtnerischen Hobbybereich ein interessanter und vielversprechender Markt für den Absatz von Jungpflanzen. Nachteilig wirken sich diese kleinteiligen Strukturen allerdings im Wettbewerb mit deutlich größeren Betrieben in den Nachbarländern aus. Allen Betrieben des Pflanzgutsektors ist das Risiko gemein, für die Zukunft klimafitte und angepasste Sorten auf den Markt zu bringen.

Mit Blick auf den Außenhandel von Obstpflanzgut sind die wichtigsten Partnerländer Deutschland, die Niederlande und Italien. Bei Gemüsepflanzgut sind ebenfalls Deutschland und die Niederlande wichtige Bezugsländer für Pflanzgut, wohingegen Exporte häufig nach Slowenien, die Slowakei und Ungarn getätigt werden. Bei Rebenpflanzgut sind die Slowakei, Slowenien und Frankreich die wichtigsten Handelspartner.

Die Neuausrichtung des europäischen Gesetzes für Saat- und Pflanzgut wird von den interviewten Personen der Branchen überwiegend als unproblematisch betrachtet. Hingegen wurde eine Harmonisierung der Rahmenbedingungen für alle EU-Mitgliedsstaaten hinsichtlich der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln dringlich gefordert.

Detaillierte Strukturdaten der Saat- und Pflanzgut produzierenden Betriebe (Betriebsgrößen, Arbeitsplätze usw.) konnte im Rahmen des Projekts aufgrund der mangelnden Datenverfügbarkeit nicht im geplanten quantitativen Umfang erhoben werden; stattdessen wurden Experteneinschätzungen eingeholt.

The production and marketing of plant reproductive material (PRM, i.e. seeds, tubers, cuttings, rootstocks, seedlings and young plants) is regulated in the EU by a large number of Council directives, the oldest dating back to 1966. The directives on the marketing of PRM are based on two pillars, the authorisation of new varieties and the certification of individual plant reproductive material. The European Commission plans to revise the legal basis, which is in part outdated and highly fragmented according to crop groups. The new regulation is intended to replace ten of the twelve existing directives regulating the placing on the market of PRM. Ornamental plants are to retain their own directive and forest reproductive material will be dealt with in a separate regulation. In July 2023, the EC presented a draft regulation to repeal the existing directives and the European Parliament passed a resolution in April 2024, which forms the basis for the further negotiations in the trialogue between the EU Commission, the Council of EU Agriculture Ministers and the European Parliament on the final legislative text.

To support Austrian decision-makers in the process of reorganising EU seed legislation, the Federal Institute of Agricultural Economics, Rural and Mountain Research was asked to conduct a baseline study on the Austrian seed and planting material industry. As comprehensive information and figures are already available for the seed sector of arable crops like cereals, this study focuses on vegetative propagating material for fruit, vegetable and viticulture. However, the data research as part of the study revealed a lack of data availability; no data is available for centralised analysis of these sectors, despite some basic obligations of farms to keep records. To close these data and information gaps and in addition to an extensive literature research, qualitative interviews were conducted with representatives of the branch, farmers, advisory and administration. The interviews provided also the basis for SWOT analyses of the three above-mentioned sectors.

The sector of producers of vegetative propagating material in Austria is characterised by small to medium-sized family businesses. According to the interviewees these farms have made many investments in the recent years; the producers can be characterised as innovative, motivated and with a high level of expertise. Furthermore, they often operate in a niche production. Due to their small size, plant material producing enterprises are able to respond quickly to special customer requests. An interesting and promising market for the sale of plants material seems to be the horticultural hobby sector. However, the small-scaled structures are disadvantageous when competing with much larger businesses in neighbouring countries. With respect to climate change all companies in the PRM sector share the challenge of bringing climate-adapted varieties onto the market in the future.

With regard to foreign trade in fruit PRM, the most important partner countries are Germany, the Netherlands and Italy. For vegetable seedlings, Germany and the Netherlands are the most important sourcing countries, while exports are most frequently made to Slovenia, Slovakia and Hungary. Slovakia, Slovenia and France are the most important trading partners in viticulture.

Gurkenpflänzchen

Gurkenpflänzchen

© BAB, Hager

Team

HAMBRUSCH, Josef

DI Dipl.-Päd. Ing. Josef HAMBRUSCH

Agrarökonomie und Datenmanagement
PLANKENSTEINER, Tobias

Dipl.Ing. Tobias PLANKENSTEINER

ehemalige MitarbeiterInnen
REITTER, Astrid

BEd. Astrid Reitter

Agrarökonomie und Datenmanagement
KÖMLE, Dieter

Dr. Dipl-Ing. Dieter Kömle

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme
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