Die Krisen der jüngsten Vergangenheit (Krieg in der Ukraine, SARS-CoV-2-Pandemie, Teuerungsraten) verdeutlichten einmal mehr den Bedarf an Informationen und Daten hinsichtlich der Stoffströme innerhalb der Wertschöpfungsketten von Agrarprodukten und Lebensmittel. Umfassende Stoffflussdarstellungen auf Ebene landwirtschaftlicher Produkte von der Urproduktion über die verschiedenen Verarbeitungsstufen bis hin zur Verwendung sind auf österreichischer Ebene kaum verfügbar. Diesbezüglich wurde im Rahmen des ROBVEK-Projektes (Robuste Wertschöpfungs- und Versorgungsketten für Agrargüter und Lebensmittel in Österreich) in den Jahren 2022/23 eine Pilotstudie durchgeführt: im Fokus standen die Analyse und Visualisierung der Mengenströmen zwischen den Akteur:innen der Wertschöpfungskette des Schweinefleischsektors. Als Ergebnis konnte eine Mengenflussdarstellung als Sankey-Diagramm präsentiert werden. Zudem konnten einige Problembereiche aufgezeigt werden, die eine umfassendere Darstellung limitieren (z.B. uneinheitliche Definitionen, Datenlücken, kostenpflichtige Datenabfragen, etc.). Auch lieferte das Projekt Anhaltspunkte zur Verbesserung vorhandener Datenquellen (z.B. Überarbeitung von Faktoren in den Versorgungsbilanzen). Auf Anregung des BMLs sollen die im Rahmen des Pilotprojekts gewonnenen Erkenntnisse zur Erweiterung der Stoffflussdarstellungen auf andere landwirtschaftliche Sektoren angewandt werden.
Zielsetzung
Das zentrale Ziel des Projektes ist es, auf Basis der Zusammenführung vorhandener Datenbestände eine transparente und konsistente Darstellung der Mengenströme für die wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte(gruppen) zu erarbeiten. Dazu ist angedacht, die in den unterschiedlichen Institutionen und Datenbanken vorliegenden Informationen und Datenbestände zur Darstellung der Mengenflüsse zu sichten, zu prüfen, aufzubereiten und in Form von Sankey-Diagrammen darzustellen.
Des Weiteren soll überlegt werden, in welcher Form und Periodizität die Stoffflussdarstellungen auch im Rahmen der BAB-Publikationstätigkeit veröffentlicht werden können.
Geplanter Ablauf und Durchführung
Wesentliche Arbeitsschritte umfassen die Definition der jeweils zu betrachtenden Produktgruppe bzw. deren Verarbeitungsprodukte, Datenbank- und Literaturrecherchen sowie das Aufbereiten und Zusammenführen verschiedener Datensätze in einer möglichst konsistenten Form. Das Grundgerüst für eine möglichst durchgehende und konsistente Darstellung der Stoffflüsse bilden die Daten aus der Versorgungsbilanz, der Außenhandelsdatenbank und soweit verfügbar Sonderauswertungen der Roll-AMA. Letztere ermöglichen eine differenziertere Betrachtung und Berücksichtigung der Einkaufsquellen und Produktgruppen. Identifizierte Datenlücken sollen im Rahmen weiterer Recherchen geschlossen werden. Schwierig dürfte sich die Darstellung der Verwendungsseite gestalten (z.B. Absatzmengen nach Lebensmittelhandel, Gastro, Gemeinschaftsverpflegung); hier bedarf es wie im ROBVEK-Projekt einer Zusammenarbeit mit der RollAMA. Inwieweit diesbezüglich Daten von Seiten der AMA bereitgestellt werden können und wenn ja, mit welchem personellen bzw. finanziellen Aufwand, ist ebenfalls Gegenstand des Projekts.
Die grundsätzliche Vorgehensweise orientiert sich an den Erfahrungen des ROBVEK-Projekts. In einem ersten Schritt wird die Ausweitung der Darstellung auf den gesamten Fleischsektor (d.h. Rind- und Geflügelfleisch) vorgeschlagen. Dafür ist es notwendig, alle Akteur:innen (Knotenpunkte) und deren Beziehungen (Flüsse) in den jeweiligen Wertschöpfungsketten zu identifizieren. Zur Darstellung der funktionellen Beziehungen der einzelnen Akteur:innen hat sich die Anwendung von In- und Outputtabellen bewährt. Zur Veranschaulichung der Stoffströme sind Sankey-Diagramme geplant. Basierend auf der mengenmäßigen Beschreibung der Stoffflüsse soll nach Maßgabe der vorhandenen Preisdaten auch die Möglichkeit einer wertmäßigen Darstellung geprüft werden. Die Erfahrungen aus der Pilotstudie haben gezeigt, dass der Austausch mit Branchenexpert:innen (z.B. Erzeugergemeinschaften, Fachverbände) wesentlich zur Darstellung des theoretischen Beziehungsgerüsts beigetragen hat. Insofern soll auch im gegenständlichen Projekt die Expertise von Branchenexpert:innen in das Projekt einfließen.
Die geplanten Arbeitsschritte je Sektor können folgendermaßen zusammengefasst werden:
- Definition der zu betrachtenden Produkte bzw. Produktgruppen;
- Ableitung von theoretischen Stoffflussmodellen für die Wertschöpfungsketten der einzelnen Produkt(gruppen), Festlegung der relevanten Knotenpunkte (Akteur:innen) und der Beziehungsgefüge zwischen den Knotenpunkten einer Wertschöpfungskette;
- Sichtung und Strukturierung der bei den einzelnen Institutionen verfügbaren Datenbestände;
- Sichtung zusätzlicher relevanter Daten bei anderen Institutionen und bei anderen einschlägigen Einrichtungen (z.B. Statistik Austria) und Forschungsprojekten;
- Identifikation von Datenlücken und Vorschlägen zum Schließen derselben (ggf. Nacherhebungen bzw. Befragungen bei Akteur:innen des Sektors);
- Umsetzung der In- und Outputtabellen sowie Visualisierung der Mengenstromanalyse mittels Sankey-Diagrammen;
- Prüfung der Möglichkeiten von alternativen Darstellungs- und Publikationsformaten sowie regelmäßiger Updates
- Dokumentation der Ergebnisse in einem Bericht.
Aufgrund der Erkenntnisse aus der Pilotstudie (Schweinefleisch) und des davon abgeleiteten Informationsbedarfs zu einzelnen Knotenpunkten der Wertschöpfungsketten könnten in Abstimmung mit dem BML bestimmte Aspekte derselben vertiefend betrachtet werden. Ein konkreter Betrachtungsgegenstand ist der zunehmend an Bedeutung gewinnend Bereich der Heimtiernahrung von Carnivoren bzw. dessen Wechselbeziehungen zur lebensmittelverarbeitenden Industrie (z.B. die Verarbeitung tierischer Nebenprodukte).
Zeitplan
Projektbeginn: 10/2024
Projektende: 12/2025