Forschungsprojekt und Forschungsbericht
Das vierköpfige Projektteam um Karin Heinschink, Ingrid Machold und Georg Wiesinger unter der Projektleitung von Michael Groier nahm sich in einem dreijährigen Forschungsprojekt der Thematik an, welche inhaltlichen und strukturellen Ausprägungen Kunstinitiativen im ländlichen Raum haben, welche Wechselwirkungen zwischen Kunstschaffen und landwirtschaftlicher Arbeit bestehen und welche Wirkungen auf individueller, betrieblicher und regionaler Ebene von agrarischen Kunstinitiativen in ländlichen Regionen ausgehen können. Schließlich werden auch die für eine lebendige Freie Kunstszene notwendigen Rahmenbedingungen und Förderungsansätze diskutiert. Methodisch umgesetzt wurden die Forschungsarbeiten mittels umfangreichen Literaturrecherchen sowie Befragungsarbeiten in fünf ausgesuchten Fallstudien.
Resümee
Zeitgenössische Kunst- und Kulturarbeit im Rahmen agrarischer Kunstinitiativen stellen in ländlichen Regionen zwar eine Minderheit dar, können aber aufgrund ihrer besonderen Kombination von Kunst und Landwirtschaft in regionalen Netzwerken kreative Entwicklungsknoten bilden, die auf unterschiedlichen Ebenen wertvolle innovative Impulse für postmateriell-orientierte, nachhaltige Lebensperspektiven geben können.
Die Arbeit agrarischer Kunstinitiativen stellt einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung, Bewusstseinsbildung und Identitätsstiftung in ländlichen Regionen dar und kann bei der Umsetzung von echten Nachhaltigkeitsstrategien in kultureller, ökologischer und sozioökonomischer Hinsicht wirksam werden.
Da ein großer Teil der agrarischen Kunstinitiativen auf eher kleinen Landwirtschaftsbetrieben aktiv ist (bspw. Subsistenz-, Kunst- und Aussteigerhöfe), spielt für deren Zukunft auch die langfristige Sicherung nachhaltiger, kleinlandwirtschaftlicher Betriebsstrukturen eine wichtige Rolle, zu der agrarische Kunstinitiativen wiederum selbst etwas beitragen.
Eine zukunftsorientierte, nachhaltige Politik für den ländlichen Raum muss deshalb die vielfältigen endogenen Potentiale der Kunst offensiver nutzen und künstlerischen Aktivitäten systematisch in entsprechend adaptierte Regionalentwicklungsprogramme und -projekte integrieren, um Bewusstseins- und Veränderungsprozesse anzustoßen, das soziale und kulturelle Kapital zu stärken und damit positive sozioökonomische und ökologische Entwicklungen in ländlichen Regionen zu fördern. Damit wird ein wesentlicher Beitrag dazu geleistet, ländliche Regionen vor allem für die zukünftigen Generationen attraktiver und lebenswerter zu gestalten.
Präsentation
Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt Agrarische Kunstinitiativen wurden am 12.5.2022 an der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen unter dem Motto „Wissenschaft schafft Wissen, die Kunst Wirkung“ im Rahmen einer multimedialen Veranstaltung präsentiert, wobei die konzeptionelle Verschränkung der Erkenntnisebenen Wissenschaft und Kunst sowie der Kulturbereiche Kunst und Landwirtschaft den Rahmen gaben. Im Zuge einer multimadialen Ausrichtung wurden einerseits die interviewten Künstler:innen und deren Werke sowie externe Künstler:innen in die Präsentation miteinbezogen. Die Besucher:innen konnten so wissenschaftliche Ergebnisse mit ästhetischen Eindrücken zu einem besonderen Erlebnis verbinden. Als Kunstgenres waren Theater, Karbarett, Skulpturen, Gemälde, Videos und Musik präsent. Die Präsentation wurde durch ein Biobuffet und spannende Diskussionen abgerundet.