Forschungsprojekte

BAB 009/04: Entwicklung eines Modellsystems

Ausgangssituation

Im Zuge von Reformen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und allgemein mit agrarpolitischen Maßnahmen werden bestimmte Ziele wie z.B. die Unterstützung landwirtschaftlicher Betriebe oder eine nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung verfolgt. Mit Modellen können die Auswirkungen von Änderungen bei agrarpolitischen Rahmenbedingungen und Maßnahmen sowie bei anderen Einflussfaktoren im Agrarbereich abgeschätzt und daraus Schlüsse über ihre Folgen gezogen werden. Je nach Fragestellung kann eine ökonomische Analyse (z.B. zu den Wirkungen von agrarpolitischen Maßnahmen) auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen (z.B. Betriebs-, Regional- oder Sektorebene). Beispiele für mögliche Fragestellungen sind Landnutzungs- und Einkommenswirkungen, wobei unter Umständen aus den Ergebnissen auch Aussagen zu Umwelteffekten abgeleitet werden können. Der Einfluss weiterer Faktoren (z.B. Klimawandel, Preisvolatilitäten, Marktstrukturen bzw. Wettbewerb in vor- oder nachgelagerten Bereichen) kann in entsprechenden Modellen mitberücksichtigt werden oder aber eine Analyse mit anderen Modellen und Methoden erfordern.

Zielsetzung

Ziel des Projektes ist es, ein „Modellsystem“ (d.h. unterschiedliche Modelle und Methoden mit möglichen Modellkoppelungen und unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Daten) zu erarbeiten und weiterzuentwickeln, um verschiedene ökonomische Fragestellungen analysieren zu können. Dies soll im Rahmen verschiedener Projektteilbereiche erfolgen.

Stand des Projektes

Zu den abgeschlossenen Arbeiten zählen z.B. einerseits ein Vergleich von Betrieben mittels Effizienzanalyse und andererseits die Adaption des Betriebsoptimierungsmodells FAMOS der Universität für Bodenkultur Wien (Schmid, 2004) für Daten der Buchführungsbetriebe und zur Analyse der Auswirkungen bestimmter Reformen der GAP auf die österreichische Landwirtschaft (GAP-Reform 2003, Milchquotenregelung, Health Check; siehe dazu die abgeschlossenen Projekte AWI/155/06 und AWI/160/07).

Derzeit laufende Arbeiten erfolgen in den folgenden Teilbereichen:

Für Analysen wie z.B. möglicher ökonomischer Auswirkungen von Änderungen bei agrarpolitischen Maßnahmen oder des Einflusses weiterer Faktoren (z.B. Preisvolatilitäten) auf landwirtschaftliche Betriebe wurde mit der Erstellung eines Optimierungsmodells (Methode der mathematischen Programmierung) für den Einsatz auf einer regionalen bzw. einzelbetrieblichen Ebene begonnen. Laufende Tätigkeiten in diesem Zusammenhang umfassen insbesondere den Aufbau der Datenbasis (z.B. INVEKOS-Daten, Daten der Buchführungsbetriebe, Datengrundlagen aus Deckungsbeitragsrechnungen (siehe Projekt BAB 015/10 „Deckungsbeiträge und Datengrundlagen für die Betriebsplanung“ zu den Interaktiven Deckungsbeiträgen, IDB), Daten der Statistik Austria, aus der Literatur), die Zusammenführung der Daten zu definierten landwirtschaftlichen Aktivitäten über die jeweiligen Datenquellen hinweg (siehe dazu auch Projekt BAB 045/20 „COVID-19 Lessons learnt“ – Arbeitspaket 4 „Regionale Nachfrage nach Vorleistungen in der österreichischen Landwirtschaft“), die Aufbereitung von Informationen zu aktuellen Agrarumweltmaßnahmen für das Modell, Literaturrecherchen, Weiterbildung (Methodik, Softwarepakete wie z.B. GAMS, R), die Erstellung einer Modelldokumentation etc.

Eine ebenso laufende Tätigkeit in einem eigenen Teilbereich ist die Weiterentwicklung der indexbasierten Kosten der Agrarproduktion (INCAP; „Index-based Costs of Agricultural Production“; siehe dazu die Projekte AWI/176/15 und BAB 045/20 „COVID-19 Lessons learnt“ - Arbeitspaket 4). INCAP bereitet Daten aus IDB und anderen Datenquellen für Simulations- oder Optimierungsmodellen auf und soll auch in die Datenbasis des vorhin erwähnten Optimierungsmodells einfließen.

In einem weiteren Teilbereich werden Ergebnisse theoretischer Modelle zum räumlichen Wettbewerb auf Märkten wie dem Rohmilchmarkt (z.B. Tribl, 2012; Tribl und Salhofer, 2013; siehe auch das abgeschlossene Projekt AWI/158/06) in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) mithilfe ökonometrischer Modelle und anhand von Daten für z.B. Deutschland und Österreich überprüft. Im Fokus steht dabei die Analyse der „yardstick of competition“-Hypothese, wonach (im Zusammenhang mit dem Wettbewerb zwischen Lebensmittel verarbeitenden Unternehmen) genossenschaftliche Verarbeiter die Marktmacht von nicht-genossenschaftlichen Verarbeitern gegenüber Landwirt:innen in so einem „gemischten Markt“ abschwächen können. Erste empirische Ergebnisse zum räumlichen Wettbewerb zwischen Milchverarbeiter:innen in einem gemischten Markt für Süddeutschland wurden in den Jahren 2017 und 2021 auf wissenschaftlichen Tagungen präsentiert (siehe Tribl, Morawetz und Salhofer, 2017). Weiters wurde gemeinsam mit der BOKU und dem Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) in Halle (Saale) ein Literaturüberblick zur räumlichen Ökonomie erarbeitet und in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht (siehe Graubner, Salhofer und Tribl, 2021).

Arbeiten 2023

Im Jahr 2023 werden die Arbeiten am Optimierungsmodell und an der entsprechenden Datenbasis fortgeführt, um das Modell für erste Analysen wie z.B. der Landnutzungs- und Einkommensänderungen im Bereich Ackerbau durch unterschiedliche Einflussfaktoren einsetzen zu können. Im Zuge dessen werden die Möglichkeiten und Konsequenzen eines regionalen und jene eines einzelbetrieblichen Modellansatzes berücksichtigt.

Nach Möglichkeit sollen auch Ergebnisse anderer Projekte der BAB für das Optimierungsmodell genutzt werden (und teilweise auch vice versa), z.B. der Projekte AWI/54/16 W und BAB 018/19 „Mengen-Erträge aus dem Bio-Landbau“, BAB 184/18 „GAP nach 2020“, BAB 040/20 „Biophysikalische Prozesse der landwirtschaftlichen Bodennutzung“, BAB 045/20 „COVID-19 Lessons learnt“ – Arbeitspaket 4 oder BAB 015/10 „Deckungsbeiträge und Datengrundlagen für die Betriebsplanung“. Die Möglichkeiten einer Koppelung des Modells mit dem Modellansatz in Projekt BAB 040/20 „Biophysikalische Prozesse der landwirtschaftlichen Bodennutzung“ für eine umfassendere ökonomisch-ökologische Betrachtungsweise sollen geprüft werden.

Die geplanten Arbeiten zu INCAP betreffen im Jahr 2023 beispielsweise die Ergänzung um weitere landwirtschaftliche Aktivitäten, die Programmierung zusätzlicher Funktionen sowie Aktualisierungen hinsichtlich der INCAP-Datenbasis und des INCAP-Programmcodes.

Die Arbeiten zum räumlichen Wettbewerb in Zusammenarbeit mit der BOKU sollen im Jahr 2023 fortgeführt werden. Es ist geplant, Ergebnisse dieser Arbeiten bei weiteren wissenschaftlichen Veranstaltungen zu präsentieren und in wissenschaftlichen Zeitschriften zu veröffentlichen.

 

Projektstatus

laufend

ProjektleiterIn

TRIBL, Christoph

DI Dr. Christoph TRIBL

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme

Team

HEINSCHINK, Karin

Mag.a PhD Karin HEINSCHINK

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme
STICKLER, Yvonne

DI.in Dr.in Yvonne STICKLER

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme
ELLER, Lisa

MSc Lisa Eller

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme
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