Forschungsprojekte

BAB 056/22: Systemische Betrachtungen im Agrar-, Umwelt- und Ernährungsbereich

Grundlagen und eine Analyse am Beispiel Zielkonflikte in der Landnutzung

Ausgangssituation

UN-Nachhaltigkeitsziele, der Europäische Green Deal (mit der „Farm To Fork“-Strategie, der Biodiversitätsstrategie für 2030) etc. sind Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen. Die dabei verfolgten Ziele und gesetzten Maßnahmen wirken u.a. auf den Agrar-, Umwelt und Ernährungsbereich. Die Anforderungen an diese Bereiche (z.B. Ernährungssicherung, extensive Bewirtschaftung, Ökosystemleistungen) sowie getroffene Maßnahmen bedingen jedoch aufgrund der komplexen Zusammenhänge nicht nur Synergien, sondern auch mögliche Zielkonflikte. Eine Analyse der Akteurinnen und Akteure, der Aktivitäten, Triebkräfte und Ergebnisse, die Beziehungen zwischen diesen Elementen etc. erfordert– neben sektoralen bzw. disziplinären Ansätzen – zunehmend auch wissenschaftliche Sichtweisen und Methoden, welche Volkswirtschaften und Gesellschaften als eingebettete Teile der Biosphäre betrachten. Durch einen solchen systemischen Ansatz wird es möglich, komplexe Zusammenhänge, Synergieeffekte, Zielkonflikte und Systeminnovationen zu identifizieren und analysieren.

Die Ressource Land ist für AUE-Systeme essentiell und ein knappes Gut. Als solches gibt es zahlreiche, teils zueinander in Konkurrenz stehende Nutzungsmöglichkeiten wie Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Naturschutz, Erholung, Tourismus, Wohnbedarf, Verkehr und Energie. Auch innerhalb der Landwirtschaft haben unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten (z.B. Produktion von Lebensmitteln oder Energiepflanzen, Offenhaltung von Kulturland) und Bewirtschaftungsweisen (konventionell, biologisch, nachhaltige Intensivierung, Einsatz von bzw. Verzicht auf Pflanzenschutzmitteln etc.) verschiedene Auswirkungen, darunter auch beabsichtigte und/oder unbeabsichtigte Folgen in anderen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft. Darüber hinaus formulieren verschiedene politische Programme und Maßnahmen (z.B. Farm-To-Fork-Strategie, Biodiversitätsstrategie, das Agrarumweltprogramm ÖPUL) Anforderungen und Ziele an die Landnutzung (z.B. Klimaschutz, Erhaltung der Biodiversität), woraus sich wiederum Zielkonflikte auf die Landnutzung ergeben können.

Zielsetzung

Ziel des Projektes ist es, die theoretischen und methodischen Grundlagen für eine systemische Betrachtung der Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme (AUE-Systeme) in Österreich zu erarbeiten, um die zunehmende Vernetzung und Komplexität, Ressourcenknappheit und Krisen, sich ändernde gesellschaftliche Ansprüche etc. darstellen und analysieren zu können. Inhaltlich wird das Projekt in drei Arbeitspakete unterteilt, die parallel bearbeitet werden. Erkenntnisse aus den Arbeitspaketen „Theorie“ und „Methoden“ sollen im Arbeitspaket „Fallbeispiel: Zielkonflikte Landnutzung“ in eine angewandte systemische Analyse einfließen. Ergebnisse daraus können wiederum zur Weiterentwicklung der theoretischen und methodischen Grundlagen dienen. Die grundlegenden Arbeiten dienen in erster Linie dazu, AUE-Systeme analysieren zu können. Auf Basis der Ergebnisse können in einem weiteren Schritt konkrete Empfehlungen für Stakeholder (z.B. Begünstigte von Agrar-Umweltprogrammen, das BML, Landesregierungen, die Wissenschaft, die Landwirtschaftskammer(n), zivilgesellschaftliche Organisationen) abgeleitet werden.

Stand des Projektes

Im ersten Projektjahr wurden parallel in drei Arbeitspaketen (Theorie, Methoden, Fallbeispiel: Zielkonflikte Landnutzung) allgemeine Recherchen zum Forschungsstand bei Theorien, Methoden, Modellen, Daten, Indikatoren etc. sowie über Institutionen und Organisationen durchgeführt. Basierend auf den Recherchearbeiten wurden erste Erhebungen und Analysen zu den Fragestellungen im Rahmen des Themas „Zielkonflikte Landnutzung“ sowie deren Konkretisierung vorgenommen. Begleitend zu den Arbeiten in den einzelnen Arbeitspaketen erfolgte ein kontinuierlicher Informationsaustausch zwischen den Arbeitspaketen in arbeitspaketübergreifenden Workshops.

Arbeiten 2023

In der ersten Hälfte des zweiten Projektjahres werden die Aktivitäten fortgeführt und vor allem Erhebungen und Analysen durchgeführt und vertieft. In enger Zusammenarbeit der Arbeitspakete wird ein Analysekonzept für das Arbeitspaket „Fallbeispiel“ erarbeitet.  In der zweiten Jahreshälfte werden die Ergebnisse aus den Arbeitspaketen zusammengeführt und in einem gemeinsamen Projektbericht publizieren.

 

Arbeitspaket „Theorie“

(Arbeitspaketleitung: Yvonne Stickler)

Stand des Arbeitspaketes

Auf Basis einer Literaturrecherche wurden Entstehung und wesentliche Ideen der Systemtheorie, kulturelle und sprachliche Kontexte sowie das Verhältnis zu anderen Forschungsansätzen dargestellt und diskutiert. Zentrale Ideen, Begriffe und Konzepte wie (Sub-)Systeme und ihre Grenzen, Relationen, Interaktionen und Feedbackschleifen wurden erläutert und diskutiert. Wichtige Systemeigenschaften und -konzepte wie Emergenz, Resilienz und Nachhaltigkeit wurden definiert, zueinander in Bezug gesetzt und in den Kontext von Anwendungen gestellt.

Nach einer zunächst weit gefassten Recherche wurden die wesentlichen Erkenntnisse strukturiert und aufbereitet und anschließend für den Abschlussbericht zusammengefasst. Die 2022 erfolgten Arbeiten werden auch in einem Zwischenbericht dargestellt.

Arbeiten 2023

Im zweiten Projektjahr werden die allgemeinen Erkenntnisse des ersten Jahres auf den Bereich der Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme übertragen. Im Besonderen erfolgt eine systemische Betrachtung von konkreten, aktuellen Politikvorhaben wie der „Farm-to-Fork“- und Biodiversitätsstrategie für 2030 des Green Deal,  die sich allgemein und aus österreichischer Sicht mit zugrundeliegenden Paradigmen und Evidenz, möglichen Zielkonflikten sowie Konsistenz zwischen aktuellen Politikvorhaben auseinandersetzen wird.

Der gesamte Output dieses Arbeitspakets, bestehend aus einem Theorieüberblick, Analysen zu Politikvorhaben, sowie Schlussfolgerungen, wird bis Ende 2023 mit den Ergebnissen aus den anderen Arbeitspaketen zusammengeführt und in einem gemeinsamen Projektbericht publiziert.

 

Arbeitspaket „Methoden“

(Arbeitspaketleitung: Christoph Tribl)

Stand des Arbeitspaketes

Bei der Beschreibung und Analyse von Systemen im Allgemeinen und AUE-Systemen im Speziellen kommen in der Literatur verschiedenste Methoden zum Einsatz. Im Zuge einer thematisch breit angelegten Literaturrecherche wurde mit der Darstellung des aktuellen Standes der eingesetzten qualitativen und quantitativen Methoden begonnen, darunter auch zum Einsatz kommende Modelle, bestehende Datenbanken, Indikatoren, Entscheidungshilfen für die Politik („decision-support tools“) etc. Im engen Austausch mit den beiden anderen Arbeitspaketen wurde damit begonnen, die Eignung dieser Methoden für die Analyse von verschiedenen Konzepten der Systemtheorie, Systemeigenschaften, konkreten Fragestellungen etc. unter Berücksichtigung der jeweiligen Betrachtungsebene (von einer übergeordneten Ebene bis hin zu konkreten Fallstudien) zu erfassen  und darzustellen.

Auf Basis der Literaturrecherchen wurden die Arbeiten des Arbeitspakets „Fallbeispiel“ laufend methodisch unterstützt. Die im Jahr 2022 erfolgten Arbeiten werden in einem Zwischenbericht dargestellt.

Arbeiten 2023

Im Jahr 2023 soll der Fokus bei der Darstellung und Diskussion von Methoden speziell auf Fragestellungen zu AUE-Systemen liegen, wobei auch – wie in den anderen Arbeitspaketen - Wissenslücken („research/evidence gaps“) aufgezeigt werden. Besonderes Augenmerk wird dabei auf jene Methoden gelegt, die derzeit z.B. für ex-ante Analysen der „Farm To Fork“-Strategie oder der Biodiversitätsstrategie für 2030 zum Einsatz kommen.

Darüber hinaus sind zum ausgewählten Fallbeispiel begleitende quantitative Analysen geplant, die dann in den Zwischenbericht zu den Analyseergebnissen (siehe dazu auch Arbeitspaket „Fallbeispiel“) einfließen. Ebenso wird ein Beitrag für den arbeitspaketübergreifenden Zwischenbericht zu Politikvorhaben wie dem Green Deal erarbeitet. Bis Ende 2023 werden alle Outputs des Arbeitspaketes in dem arbeitspaketübergreifenden Abschlussbericht dargestellt. Das aus den Projektarbeiten resultierende Wissen soll auch in Zukunft durch eine geeignete Aufbereitung den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur weiteren Verwendung zur Verfügung stehen.

 

Arbeitspaket „Fallbeispiel: Zielkonflikte Landnutzung“

(Arbeitspaketleitung: Heidelinde Grüneis, Karin Heinschink)

Stand des Arbeitspaketes

Im Jahr 2022 lag der Arbeitsschwerpunkt auf einer allgemeinen Betrachtung von für das AP Fallbeispiel relevanten Themen, insbesondere der Bereiche Landnutzung, Landwirtschaft und Nutzungskonflikte. Die Aufgaben umfassten Literaturrecherchen, eine Erhebung mittels leitfadengestützter Interviews mit Expertinnen und Experten, sowie eine Analyse der gesammelten Informationen. Die Ergebnisse dieser Arbeiten wurden in Outputs wie Transkripten und Mindmaps dokumentiert. Im Wesentlichen wurden mehrere Themen im Zusammenhang mit Landnutzung und Nutztierhaltung identifiziert und aus verschiedenen Perspektiven betrachtet (z.B. Landwirtschaft, Politik, Gesellschaft). Die Treffen und Abstimmungen erfolgten AP-intern und unter Einbindung der beiden Arbeitspakete „Theorie“ und „Methoden“.

Arbeiten 2023

Ausgehend von den Ergebnissen aus den Interviews mit Expertinnen und Experten 2022 wird ein Thema herausgegriffen und im Rahmen des Fallbeispiels vertieft. Gemäß eines systemischen Ansatzes werden Zielkonflikte, idealerweise von oder mit betroffenen Akteurinnen und Akteuren, herausgearbeitet. Unter Einbezug quantitativer und qualitativer Methoden, sollen (Pfad-) Abhängigkeiten, aber auch Synergien und Trade-offs identifiziert werden, die sich aus den verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten und Anforderungen an die Landnutzung ergeben.

Des Weiteren sollen der praktische Umgang mit den Zielkonflikten, sowie vorhandene bzw. mögliche Lösungsansätze aufgezeigt und ggf. Empfehlungen und Schlussfolgerungen formuliert werden. Es soll dabei auch besonderer Wert auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der betroffenen Akteur:innen gelegt werden, zum Beispiel in Form zielgruppenorientierter Outputs (z.B. Factsheet, Policy Paper, Artikel, Veranstaltungen).

Zeitplan

Projektbeginn: 01/2020
Projektende: 12/2023

 

Projektstatus

laufend

ProjektleiterIn

PFUSTERSCHMID, Sophie

DI.in Sophie PFUSTERSCHMID

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme

Team

GRUENEIS, Heidelinde

DI.in Dr.in Heidelinde GRUENEIS

Berggebietsforschung und Regionalentwicklung
HEINSCHINK, Karin

Mag.a PhD Karin HEINSCHINK

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme
LOIBL, Elisabeth

DI.in Elisabeth LOIBL

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme
NIEDERMAYR, Julia

DI.in Julia NIEDERMAYR

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme
STICKLER, Yvonne

DI.in Dr.in Yvonne STICKLER

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme
TRIBL, Christoph

DI Dr. Christoph TRIBL

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme
ELLER, Lisa

MSc Lisa Eller

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme
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