Grundlagen und eine Analyse am Beispiel Zielkonflikte in der Landnutzung
UN-Nachhaltigkeitsziele, der Europäische Green Deal (mit der „Farm To Fork“-Strategie, der Biodiversitätsstrategie für 2030) etc. sind Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen. Die dabei verfolgten Ziele und gesetzten Maßnahmen wirken u.a. auf den Agrar-, Umwelt und Ernährungsbereich. Die Anforderungen an diese Bereiche (z.B. Ernährungssicherung, extensive Bewirtschaftung, Ökosystemleistungen) sowie getroffene Maßnahmen bedingen jedoch aufgrund der komplexen Zusammenhänge nicht nur Synergien, sondern auch mögliche Zielkonflikte. Eine Analyse der Akteurinnen und Akteure, der Aktivitäten, Triebkräfte und Ergebnisse, die Beziehungen zwischen diesen Elementen etc. erfordert– neben sektoralen bzw. disziplinären Ansätzen – zunehmend auch wissenschaftliche Sichtweisen und Methoden, welche Volkswirtschaften und Gesellschaften als eingebettete Teile der Biosphäre betrachten. Durch einen solchen systemischen Ansatz wird es möglich, komplexe Zusammenhänge, Synergieeffekte, Zielkonflikte und Systeminnovationen zu identifizieren und analysieren.
Die Ressource Land ist für Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme (AUE-Systeme) essentiell und ein knappes Gut. Als solches gibt es zahlreiche, teils zueinander in Konkurrenz stehende Nutzungsmöglichkeiten wie Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Naturschutz, Erholung, Tourismus, Wohnbedarf, Verkehr und Energie. Auch innerhalb der Landwirtschaft haben unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten (z.B. Produktion von Lebensmitteln oder Energiepflanzen, Offenhaltung von Kulturland) und Bewirtschaftungsweisen (konventionell, biologisch, nachhaltige Intensivierung, Einsatz von bzw. Verzicht auf Pflanzenschutzmitteln etc.) verschiedene Auswirkungen, darunter auch beabsichtigte und/oder unbeabsichtigte Folgen in anderen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft. Darüber hinaus formulieren verschiedene politische Programme und Maßnahmen (z.B. Farm-To-Fork-Strategie, Biodiversitätsstrategie, das Agrarumweltprogramm ÖPUL) Anforderungen und Ziele an die Landnutzung (z.B. Klimaschutz, Erhaltung der Biodiversität), woraus sich wiederum Zielkonflikte auf die Landnutzung ergeben können.
Zielsetzung
Ziel des Projektes ist es, die theoretischen und methodischen Grundlagen für eine systemische Betrachtung der AUE-Systeme in Österreich zu erarbeiten, um die zunehmende Vernetzung und Komplexität, Ressourcenknappheit und Krisen, sich ändernde gesellschaftliche Ansprüche etc. darstellen und analysieren zu können. Inhaltlich wird das Projekt in drei Arbeitspakete unterteilt, die parallel bearbeitet werden. Erkenntnisse aus den Arbeitspaketen „Theorie“ und „Methoden“ sollen im Arbeitspaket „Fallbeispiel: Zielkonflikte Landnutzung“ in eine angewandte systemische Analyse einfließen. Ergebnisse daraus können wiederum zur Weiterentwicklung der theoretischen und methodischen Grundlagen dienen. Die grundlegenden Arbeiten dienen in erster Linie dazu, AUE-Systeme analysieren zu können. Auf Basis der Ergebnisse können in einem weiteren Schritt konkrete Empfehlungen für Stakeholder (z.B. Begünstigte von Agrar-Umweltprogrammen, das BML, Landesregierungen, die Wissenschaft, die Landwirtschaftskammer(n), zivilgesellschaftliche Organisationen) abgeleitet werden.
Stand des Gesamtprojektes
Parallel in drei Arbeitspaketen (Theorie, Methoden, Fallbeispiel: Zielkonflikte Landnutzung) wurde der Forschungsstand bei Theorien und Methoden für eine systemische Betrachtung der Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme erhoben und dargestellt sowie ein konkretes Fallbeispiel zu Zielkonflikten bei der Landnutzung in Zusammenhang mit Nutztierhaltung bearbeitet.
Arbeiten 2025
Im letzten Projektjahr werden die Aktivitäten in den Arbeitspaketen Theorie sowie Methoden vertieft und finalisiert sowie Verknüpfungen zu den Ergebnissen der anderen Arbeitspakete hergestellt. Die Ergebnisse aus den Arbeitspaketen werden zusammengeführt und in einem gemeinsamen Projektbericht publiziert.
Arbeitspaket „Theorie“
(Arbeitspaketleitung: Yvonne Stickler)
Stand des Arbeitspaketes
Auf Basis einer Literaturrecherche wurden Entstehung und wesentliche Ideen der Systemtheorie, kulturelle und sprachliche Kontexte sowie das Verhältnis zu anderen Forschungsansätzen dargestellt und diskutiert. Zentrale Ideen, Begriffe und Konzepte wie (Sub-)Systeme und ihre Grenzen, Relationen, Interaktionen und Feedbackschleifen wurden erläutert. Wichtige Systemeigenschaften und -konzepte wie Emergenz, Resilienz und Nachhaltigkeit wurden definiert, zueinander in Bezug gesetzt und in den Kontext von konkreten Forschungsfragen gestellt. Ziele, der Umgang mit Zielkonflikten und Herausforderungen bei Systeminterventionen wurden erörtert.
Basierend auf diesen allgemeinen Erkenntnissen wurden im Anschluss verschiedene konzeptionelle Darstellungen der Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme vorgestellt, die u.a. auf regionale und strukturelle Unterschiede und damit verbundene Charakterisierungsmöglichkeiten eingehen. Für eine systemische Analyse relevanter Politikinstrumente wurden, aufbauend auf einer Literaturrecherche, Struktur und Inhalte skizziert. In einem Zwischenbericht wurde ein Überblick über die bis Ende 2022 erfolgten Arbeiten gegeben.
Arbeiten 2025
Im letzten Projektjahr werden die Ausführungen zur Charakterisierung von Agrar- Umwelt- und Ernährungssystemen abgeschlossen. Außerdem erfolgt eine systemische Betrachtung von konkreten, aktuellen Politikvorhaben wie dem Green Deal, die sich mit zugrundeliegenden Paradigmen und immanenten Zielkonflikten sowie dem Verhältnis zu anderen Politikvorhaben auseinandersetzen wird. Im Kontext vergangener und aktueller Paradigmen und Diskurse werden die Stärken und Limitierungen aktueller Lösungsvorschläge erörtert sowie mögliche andere Herangehensweisen zur Lösung gegenwärtiger und zukünftiger Herausforderungen diskutiert.
Abschließend wird der gesamte Output dieses Arbeitspakets, bestehend aus einem Theorieüberblick, Analysen zu Politikvorhaben, sowie Schlussfolgerungen, mit den Ergebnissen aus den anderen Arbeitspaketen zusammengeführt und in einem gemeinsamen Projektbericht publiziert.
Arbeitspaket „Methoden“
(Arbeitspaketleitung: Christoph Tribl)
Stand des Arbeitspaketes
Bei der Beschreibung und Analyse von Systemen im Allgemeinen und AUE-Systemen im Speziellen kommen in der Literatur verschiedene Methoden zum Einsatz. Im Zuge einer thematisch breit angelegten Literaturrecherche wurden fortlaufend die eingesetzten qualitativen und quantitativen Methoden erfasst und strukturiert. Auf Basis der Literaturrecherchen wurden die Arbeiten des Arbeitspakets „Fallbeispiel“ laufend methodisch unterstützt. Die bis Ende 2022 durchgeführten Arbeiten wurden in einem Zwischenbericht dargestellt. In Abstimmung mit den anderen Arbeitspaketen wurden daraufhin, neben fortlaufend durchgeführten Literaturrecherchen, verschiedene Konzepte (z.B. Resilienz) und grundlegende Begriffe der Systemtheorie (z.B. feedback loops) auf Basis der Literatur ausgewählt und die in der Literatur zur Anwendung kommenden Methoden zur Analyse der jeweiligen Forschungsfragen beschrieben und diskutiert.
Arbeiten 2025
Im Jahr 2025 wird die Darstellung und Diskussion der Methoden abgeschlossen, zudem sollen auch Wissenslücken („research/evidence gaps“) aufgezeigt werden. Die Ergebnisse aus diesem Arbeitspaket, d.h. insbesondere eine Darstellung typischer Elemente wissenschaftlicher Analysen zu AUE-Systemen, eine Beschreibung und Diskussion relevanter Methoden zu ausgewählten Konzepten und Begriffen sowie Schlussfolgerungen, werden in dem gemeinsamen Projektabschlussbericht dargestellt.
Arbeitspaket „Fallbeispiel: Zielkonflikte Landnutzung“
(Arbeitspaketleitung: Heidelinde Grüneis, Karin Heinschink)
Stand des Arbeitspaketes
Im Jahr 2022 lag der Arbeitsschwerpunkt auf einer allgemeinen Betrachtung von für das AP Fallbeispiel relevanten Themen, insbesondere der Bereiche Landnutzung, Landwirtschaft und Nutzungskonflikte. Die Aufgaben umfassten Literaturrecherchen, eine Erhebung mittels leitfadengestützter Interviews mit Expertinnen und Experten, sowie eine Analyse der gesammelten Informationen. Die Ergebnisse dieser Arbeiten wurden in Outputs wie Transkripten und Mindmaps dokumentiert. Mehrere Themen im Zusammenhang mit Landnutzung und Nutztierhaltung wurden identifiziert und aus verschiedenen Perspektiven betrachtet (z.B. Landwirtschaft, Politik, Gesellschaft). Die Treffen und Abstimmungen erfolgten AP-intern und unter Einbindung der beiden Arbeitspakete „Theorie“ und „Methoden“. Ausgehend von den Ergebnissen aus den bisherigen Arbeiten wurde 2023 das Thema Hühnermast herausgegriffen und im Rahmen des Fallbeispiels vertieft. Dazu wurden quantitative und qualitative Informationen recherchiert sowie Interviews und eine Betriebsbesichtigung durchgeführt. Im Jahr 2024 wurden weitere Informationen und Daten zum Fallbeispiel Hühnermast recherchiert, mit der Dokumentation der Erkenntnisse begonnen und bisherige Ergebnisse aus dem AP Fallbeispiel präsentiert (Poster-Präsentation bei der ERDN-Konferenz 2024).
Arbeiten 2025
Für das Jahr 2025 ist geplant, einen Bericht über das Fallbeispiel zur Hühnermast zu verfassen und die Ergebnisse zu disseminieren.
Zeitplan
Projektbeginn: 01/2020
Projektende: 12/2025