Forschungsprojekte

BAB 053/22: Sektoranalyse Hanf

Hanf wird in Österreich schon seit Jahrhunderten als Kulturpflanze angebaut, hatte bisher aber den Charakter einer Nischenkultur. Seit einigen Jahren wächst die Nachfrage nach Hanfprodukten, wobei die Covid-19-Pandemie sowie die zuletzt stark gestiegene Teuerung diese Entwicklung einbremsten. Ziel der Studie war es, die verschiedenen Produktions-, Verwertungs- und Vermarktungsmöglichkeiten der einzelnen Pflanzenteile in Österreich näher darzustellen und aus Sicht verschiedener Akteur:innen zu betrachten. Neben umfangreicher Datenrecherchen galt daher das Hauptaugenmerk der Arbeit den Ergebnissen der qualitativen Interviews mit Stakeholder:innen entlang der Wertschöpfungskette (Produktion, Verarbeitung, Handel) und der öffentlichen Verwaltung. Neben der Witterung, der maschinellen Ausstattung und des Knowhows der Landwirt:innen auf Seite der Urproduktion stellen die aktuellen Vermarktungsschwierigkeiten infolge von Konkurrenz aus Billiglohnländern, aber auch der Preisanstieg bei alternativen Marktfrüchten die größten Herausforderungen für die heimische Hanfproduktion dar.

Hanf ist eine vielseitig verwendbare Kulturpflanze. Hanfsamen enthalten einen hohen Anteil an essentiellen Fettsäuren und Spurenelementen, weshalb sie sich aus diätetischen Gründen steigender Beliebtheit erfreuen (Hanföl). Teile des Hanfstrohs können zu Lärmschutz- und Dämmmaterial verarbeitet werden. Die reinen Fasern finden Verwendung bei der Herstellung von Kleidung und Papier, Schäben hingegen können zur Pelletserzeugung oder als Tierstreu verwendet werden. Hanf hat aber auch einen medizinischen Nutzen. So lassen sich aus der Pflanze neben dem berauschenden Wirkstoff THC unter anderem auch nicht psychoaktive Wirkstoffe, wie das CBD gewinnen. In Österreich wird Hanf hauptsächlich zur Samenproduktion kultiviert. Stroh wird in vielen Fällen nur als Nebenprodukt gesehen. Innerhalb der letzten zehn Jahre hat auch das CBD den Weg nach Österreich gefunden und somit wurde auch die Produktion von Hanf zur Blüten- und Blättergewinnung forciert.

Der größte Teil der befragten Landwirt:innen empfindet Hanf als bereichernde Kultur in der Fruchtfolge. Eine der größten Herausforderungen des Hanfanbaus ist die Wahl der passenden Hanfsorte aus dem EU-Sortenkatalog sowie des optimalen Saatzeitpunkts für die jeweilige Region. Fehlentscheidungen können zu Totalausfällen führen. Weiters ist die Pflege der Pflanze wenig zeitaufwändig, da kaum Überfahrten nötig sind. Den richtigen Erntezeitpunkt zwischen August und Oktober zu wählen, insbesondere wenn Samen und Stroh geerntet werden sollen, gestaltet sich aber als schwierig. Außerdem, kann aufgrund der starken Fasern der Hanfpflanze der Erntevorgang für unerfahrene Landwirt:innen problematisch werden. Hier empfiehlt es sich mit Lohndrescher:innen zu arbeiten, die sowohl Erfahrung mit Hanf als auch mit an die Pflanze adaptierten Maschinen haben.

Die Hanfflächen sind laut INVEKOS-Datenbank seit 2020 wieder rückläufig und im Jahr 2022 auf unter 1.500 Hektar gesunken. Davor gab es seit 2012 einen stetigen und teilweise steilen Anstieg auf über 2.000 Hektar im Jahr 2020. Laut den befragten Expert:innen dürften in den kommenden Jahren die Flächen weiter zurückgehen. Maßgeblich verantwortlich dafür wird die geänderte Wettbewerbsfähigkeit des Hanfes gegenüber anderen Alternativkulturen gesehen. Laut den Interviewpartner:innen konnte man in der Vergangenheit dank zuverlässiger Abnehmer:innen von Hanfprodukten aus Deutschland gute Umsätze erzielen. Deutschland ist der wichtigste Importeur österreichischer Hanfprodukte, vor allem für Hanfsamen.

Die Erträge im Hanfsamenbereich in Österreich belaufen sich auf durchschnittlich 700 kg/ha. Der biologische Erzeugerpreis der Samen lag 2022 bei 2,2 €/kg und der konventionelle bei 1,3 €/kg. Die Stroherträge belaufen sich auf durchschnittlich 4 t/ha und der Erzeugerpreis auf gut 200 €/t. Anzumerken ist hierbei noch, dass in Österreich Hanf größtenteils auf ertragsschwachen Böden produziert wird. Die Erträge von Hanfblätter/-blüten sind schwer abzuschätzen, sie liegen zirka bei 1.000 kg/ha. Der Erzeugerpreis schwankt sehr stark und lag 2022 bei knapp 5 €/kg.

Insbesondere aus pflanzenbaulicher Sicht wird Hanf als eine interessante Marktfrucht gesehen, die vor allem mit Trockenheit gut zurechtkommt und bei der nahezu kein Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder Düngemitteln nötig ist. Gerade vor dem Hintergrund der laufenden Diskussionen um eine Reduktion des Wirkstoffeinsatzes bzw. von Düngemitteln im Rahmen des Green Deals könnte dem Hanf besondere Aufmerksamkeit zukommen. Langfristig kann eine Ausdehnung des Hanfanbaus dazu beitragen, die Biodiversität bei der Pflanzenproduktion zu steigern, Produktionsrisiken zu verringern, Rohstoffe regional herzustellen und so insgesamt die landwirtschaftliche Wertschöpfung zu verbessern und die gesellschaftliche Akzeptanz der Energie- und Rohstoffwende zu erhöhen. In dieser Hinsicht stellt Hanf auch bei der der Ausarbeitung von Bioökonomiestrategien eine Pflanze mit Potenzial dar. Kritisch sehen die Befragten jedoch die fehlende öffentliche Unterstützung, welche die weitere Entwicklung des österreichischen Hanfmarkt negativ beeinflussen könnte.

Projektbeginn: 04/2022
Projektende: 12/2023

Industriehanf

Industriehanf

© BAB

Projektstatus

abgeschlossen

ProjektleiterIn

STELZER, Christoph

DI B.Sc. Christoph STELZER

ehemalige MitarbeiterInnen

Team

HAMBRUSCH, Josef

DI Dipl.-Päd. Ing. Josef HAMBRUSCH

Agrarökonomie und Datenmanagement
WEIGL, Martin

DI BSc Martin WEIGL

Agrarökonomie und Datenmanagement
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