Ausgangssituation
Die zunehmende Vernetzung von Märkten bedingt einen erhöhten Informationsbedarf, beispielsweise bei der Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben und Standorten verschiedener Regionen. Aufgrund der unterschiedlichen Definitionen von Kennzahlen und der angewendeten Methoden lassen sich internationale Kalkulationen aber oft nicht oder nur schwer miteinander vergleichen. Zu diesem Zweck wurden internationale Netzwerke gegründet, bei denen mit Hilfe der engen Zusammenarbeit Expert:innen aus den Bereichen Wissenschaft, Beratung und Praxis internationale Daten und Informationen vergleich- und bewertbar gemacht werden sollen.
Zielsetzung
Ziel in diesem Projekt ist es, Daten für den Betriebsvergleich bereit zu stellen, die Ergebnisse im internationalen Kontext zu diskutieren sowie bei der methodischen und organisatorischen Weiterentwicklung der Konzepte der beiden internationalen Netzwerke IFCN (International Farm Comparison Network) und agri-benchmark (für Marktfrüchte/cash crops) mitzuwirken. Das bedeutet u.a. österreichspezifische Daten entsprechend den Vorgaben zu erheben, zu plausibilisieren und bereitzustellen. Auf der Gegenseite können die vorhandenen Datenquellen für eigene wissenschaftliche Arbeiten, etwa im Rahmen von Produktionskostenvergleichen, genutzt werden. Zudem gewinnen der fachliche Austausch und die Weiterbildung zu verschiedenen Themen in Form von Online-Workshops an Bedeutung.
Stand des Projektes
Die Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen ist seit einigen Jahren Teil des IFCN-Netzwerkes für die Milchproduktion und war damit im Jahr 2022 eines von mehr als 40 wissenschaftlichen Partnerinstituten. Mittlerweile decken die IFCN-Daten 126 Länder ab (125 plus EU), die rund 99% der weltweiten Milchproduktion abbilden. Die Betriebsanalyse beziehen sich auf 54 Länder mit 178 typischen Betrieben in 64 Regionen. Auch 2021 wurde auf ausgewählten Milchviehbetrieben mittels eines standardisierten Fragebogens eine Datenerhebung durchgeführt und mit Fachberater:innen plausibilisiert. Die Aus-wertung der übermittelten Daten erfolgte einheitlich durch die IFCN-Zentralstelle mit Hilfe des Betriebsmodells TIPI-CAL. Zudem übermittelt das IFCN-Netzwerk jedes Jahr einen Fragebogen hinsichtlich der Entwicklung wichtiger sektorspezifischer Daten, den es auszufüllen gilt. Die Auswertungsergebnisse wurden auch im Rahmen der IFCN-Jahrestagung in Kiel besprochen und stellen die Grundlage des jährlich erscheinenden IFCN-Dairy-Reports dar.
Im Rahmen des agri-benchmark-Netzwerks unter der Leitung des Thünen-Instituts wurden auch 2022 wieder Daten für einen typischen Betrieb im Trockengebiet Österreichs erhoben. Dabei galt es sowohl hinsichtlich des Auswahlprozesses der typischen Betriebe als auch der zu erhebenden Kennzahlen den Vorgaben des Netzwerkes zu entsprechen. Zur einheitlichen Datensammlung stellt das Thünen Institut ein auf MS-Access basierte Anwendung zur Verfügung. Aufgrund der Covid-19 bedingten Einschränkungen konnten 2022 keine Betriebsbesuche erfolgen, stattdessen wurde auf dem typischen Betrieb des Vorjahrs aufgebaut und die Daten aktualisiert bzw. mit Offizialstatistiken abgeglichen. Nach einer Plausibilitätsprüfung der Ergebnisse folgt im Frühjahr 2022 die Übermittlung und Einpflegung der Daten in die Datenbank des Netzwerks. Nach zwei covid-bedingt online veranstalteten Jahrestagungen konnte die Tagung 2022 wieder in Präsenz stattfinden (Region Posen, Polen, 6. bis 9. Juni 2022). Neben einem Abriss der polnischen Marktfruchtproduktion und den Auswertungsergebnissen des Netzwerkes standen auch Carbon-Farming, Precision-Farming und Strategien zur Verminderung der Treibhausgasemissionen im Mittelpunkt der Diskussion.
Arbeiten 2023
Für 2023 ist im Rahmen des IFCN-Netzwerks wieder die Erhebung von Betriebsdaten auf ausgewählten Betrieben geplant. Diese Daten werden im 1. Quartal erhoben, mit Berater:innen abgestimmt so-wie plausibilisiert und in den Datenpool des Netzwerkes eingepflegt. Auch ist für 2023 die Teilnahme an der jährlichen IFCN-Tagung geplant, wobei noch nicht absehbar ist, ob diese als Präsenzveranstaltung abgehalten werden kann. Zudem soll das Angebot an Workshops verstärkt genutzt werden.
Bezüglich des agri-benchmark-Netzwerks ist zu überlegen, zusätzlich zu dem Betrieb im Trockengebiet auch einen Betrieb für Feuchtgebiet zu definieren, Daten zu erheben und in die gemeinsame Datenbank einzupflegen. Aufgrund von der Covid-19-Pandemie wurde dieses Vorhaben verschoben. Ziel ist es auch, die Netzwerkdaten für verschieden Analysen zu nutzen und Fachartikel zu publizieren. Auch ist die Teilnahme an der Jahreskonferenz, aber auch an fachspezifischen Workshops geplant.