Forschungsprojekte

BAB 005/96: Landwirtschaftliche Gesamtrechnung

Ausgangssituation

Die Einführung des Europäischen Systems der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR, ESVG95) erforderte die Erstellung der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung (LGR) nach den Vorgaben des EUROSTAT-Handbuches.

Zielsetzung

Ziel des Projektes ist, Daten über die Agrarzahlungen und Steuern der Landwirtschaft in der erforderlichen Form bereitzustellen bzw. zu schätzen und den nicht entlohnten Arbeitseinsatz in der Landwirtschaft in Jahresarbeitseinheiten (JAE) zu prognostizieren. Auch werden im Rahmen dieses Projektes immer wieder neue Aufgabenstellungen im Zusammenhang mit der LGR betrachtet, beispielsweise die Berechnung von Erzeugeranteilen, ökonomische Resilienz des landwirtschaftlichen Sektors, informelle Wirtschaft bzw. Schattenwirtschaft.

Stand des Projektes

Agrarzahlungen und -steuern: Für die Bundes- und Länder-LGR werden die Agrarzahlungen und -steuern jährlich im November für das laufende Jahr vorgeschätzt und im März und Juni des Folgejahres mit Daten der Agrarmarkt Austria (AMA) bzw. des Grünen Berichtes aktualisiert. Diese Berechnungen sind der Statistik Austria zur Verwendung in der LGR zu übermitteln.

Nicht entlohnter Arbeitseinsatz in der Landwirtschaft: Der nicht entlohnte Arbeitseinsatz in der Landwirtschaft in JAE muss jährlich bis zum Vorliegen von Ergebnissen zu den JAE, die von der Statistik Austria auf Basis der Ergebnisse der jüngsten Agrarstrukturerhebung ermittelt werden, prognostiziert werden. Zu diesem Zweck wurden ökonometrische Modelle erarbeitet, welche laufend überprüft und weiterentwickelt werden. Nach Vorliegen der Ergebnisse der Agrarstrukturerhebung 2010 wurden im Jahr 2013 die ökonometrischen Schätzungen zur Prognose der JAE auf eine neue Basis gestellt (Prognose der JAE in der Landwirtschaft anstelle einer Prognose der JAE in der Land- und Forstwirtschaft). In den Jahren 2015, 2018 bzw. 2022 konnten erstmals Ergebnisse zu den JAE, die von der Statistik Austria auf Basis der Agrarstrukturerhebungen 2013, 2016 bzw. 2020 ermittelt wurden, in den Schätzungen berücksichtigt werden. Die Schätzungen werden mehrmals pro Jahr durchgeführt. Die Ergebnisse zu den JAE dienen der Statistik Austria z.B. dazu, das Faktoreinkommen in der Landwirtschaft je Jahresarbeitseinheit und seine Entwicklung über die Zeit ermitteln zu können.

Anteil der Landwirtschaft (Erzeugeranteil): Die meisten Agrarprodukte werden nicht direkt von den Landwirt:innen an die Konsument:innen geliefert Stattdessen erfahren durch Transport- und Lagerleistungen sowie die Be- und Verarbeitung eine Wertversteigerung. Die Veränderung, die die landwirtschaftlichen Rohprodukte in Bezug auf Zeit, Ort und Form durchlaufen, gehen mit Kosten einher. Diese Kosten werden in Form von Spannen abgegolten, die den erbrachten Leistungen entsprechen. Die Ernährungsausgaben enthalten somit zwei Komponenten: (i) das Entgelt für die Agrarerzeugnisse „ab Hof“ (Anteil der Landwirtschaft oder Erzeugeranteil) und (ii) die Entlohnung der Be- und Verarbeitung sowie des Handels der Produkte auf dem Weg vom Hof zum Tisch (sektorale Marktspanne). In Diskussionen zwischen der Landwirtschaft und den nachgelagerten Be- und Verarbeitungs- sowie Handelsstufen geht es letztlich um die Aufteilung des Konsumeuros bzw. der Ernährungsausgaben für Nahrungsmittel. Daten zur Entwicklung der Erzeugeranteile werden statistisch nicht erhoben. Sie müssen aus verfügbaren Daten errechnet werden. Solche Berechnungen sind laufend durchzuführen.

Ökonomische Resilienz des landwirtschaftlichen Sektors: Die Sicherstellung einer nachhaltigen und wirtschaftlich tragfähigen Landwirtschaft erfordert wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit (bzw. ökonomische Resilienz) vor, während und nach einem Schock. Zur ökonomischen Resilienz der österreichischen Landwirtschaft seit dem EU-Beitritt ist wenig bekannt. Methoden zur Erfassung von Veränderungen der ökonomischen Resilienz finden jedoch in der Landwirtschaft bislang nur begrenzte Anwendung. Ein Index zur Analyse und Messung der ökonomischen Resilienz basiert auf vier Bereichen: finanzielle Flexibilität, Stabilität in der Verfolgung des Entwicklungspfads, Diversifizierung der Aktivitäten und Diversifizierung der Exportmärkte. Die Ergebnisse zeigen eine sehr hohe ökonomische Resilienz von 0,83 bis 0,92 und weist hiermit eine hohe Schockabsorptionsfähigkeit auf. Generell deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass die österreichische Landwirtschaft damit wirtschaftlich sehr widerstandsfähig ist. In einem solchen Index können weitere Dimensionen, z.B. soziale oder ökologische, ergänzt werden, aber auch ein Vergleich mit anderen Ländern ist möglich.

Informelle Wirtschaft: Mit einem Multiple Indicators Multiple Causes Model (MIMIC) wurde erstmals der Umfang der informellen Wirtschaft in der Landwirtschaft geschätzt. Diese Berechnungen wurden für die Agrarsektoren der 15 „alten“ EU-Mitgliedstaaten für den Zeitraum 1996-2019 durchgeführt. Die Ergebnisse dokumentieren die höheren Anteile informeller Wirtschaft in der Landwirtschaft im Vergleich zur Gesamt-wirtschaft. Die Agrarzahlungen und landwirtschaftliche Organisation sind zwei wesentliche Faktoren, die die Entwicklung der höheren Anteile an informeller Wirtschaft in der Landwirtschaft bedingen. Ebenfalls einen beträchtlichen Einfluss haben die Besteuerung, der Importanteil und das Faktoreinkommen in der Landwirtschaft auf den Umfang der informellen Wirtschaft in der Landwirtschaft. Dieses Modell kann auf weitere Fragestellungen und Länder, z.B. EU 27 angewandt werden.

Arbeiten 2024

Die laufenden Berechnungen und Prognosen für die LGR (Agrarzahlungen und -steuern, nicht entlohnter Arbeitseinsatz in der Landwirtschaft in JAE) und die Kalkulation des Anteils der Landwirtschaft (Erzeugeranteil) werden durchgeführt. Hinsichtlich der Schätzung des nicht entlohnten Arbeitseinsatzes in der Landwirtschaft ist eine Überprüfung und Überarbeitung der Datenbasis sowie eine Weiterentwicklung der Modelle geplant. Bei Bedarf werden weitere Berechnungen zur Resilienz und informellen Wirtschaft des landwirtschaftlichen Sektors durchgeführt.

Projektstatus

laufend

ProjektleiterIn

QUENDLER, Erika

DI.in Dr.in Erika QUENDLER

Ländliche Sozialforschung und Bibliothek

Team

TRIBL, Christoph

DI Dr. Christoph TRIBL

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme
KÖMLE, Dieter

Dr. Dipl-Ing. Dieter Kömle

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme

Partner

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