Leopold Kirner
Bei der Kompression können die Zahlungsansprüche eines Betriebes auf weniger Fläche „komprimiert“ werden (z.B. wenn Flächen an den Verpächter zurückgegeben werden). Die Kompression ist an bestimmte Bedingungen geknüpft, beispielsweise darf die Flächenverringerung nur bis max. 50% der Ausgangsfläche ausmachen. Die vorliegende Expertise sollte die möglichen Auswirkungen der Einführung einer Kompression analysieren. Wenn sich die Auswirkungen der Kompression auch nicht quantifizieren lassen, können doch einige Tendenzen aus den empirischen Erhebungen und theoretischen Überlegungen abgeleitet werden, die zu weiteren Diskussionen anregen sollten. Die Sektor übergreifende Kompression würde insbesondere in Regionen mit einem hohen Ackerflächenanteil und geringer Bedeutung der Tierhaltung breite Anwendung finden: die Mobilität der Flächen ist hier am größten, der Wert der ZA im Verhältnis zum Deckungsbeitrag aus der Produktion ist hoch. Dadurch könnten die Pachtpreise sinken, weil vorwiegend Flächen ohne ZA gepachtet werden und die geringere Flächenausstattung leichter verkraftet werden als in Tierhaltungsbetrieben. In Milchviehbetrieben dürfte die Kompression je nach Region sehr unterschiedlich angewendet werden. In Gebieten mit Standortvorteilen liegen die ZA aus der Milchprämie deutlich höher als in extensiven Gebieten. In Gunstlagen für die Milchviehhaltung wird deutlich mehr gepachtet als in anderen Milchviehregionen, wodurch in diesen Gebieten ein größeres Potential für die Kompression besteht. In welchem Ausmaß sie tatsächlich angewendet würde, lässt sich nicht voraussagen. In Bergregionen wird die Kompression in einem kleineren Ausmaß ausgelöst werden, da kleinere Betriebe weniger pachten und die ZA im Verhältnis zu den Zahlungen aus der ländlichen Entwicklung gering sind. Der ökonomische Druck für die Kompression ist in diesen Regionen viel geringer. Je nach Anwendung der Kompression werden mehr Flächen ohne bzw. mit geringeren ZA am Pachtmarkt vertreten sein, wodurch sich die Pachtpreise nach unten bewegen und sich stärker an die Ertragsbedingungen (Deckungsbeitrag) orientieren werden. Umgekehrt ist in Einzelfällen die Möglichkeit nicht auszuschließen, dass in intensiven Tierhaltungsregionen mit hoher Nachfrage nach Flächen die Verpächter vor 2007 eine Diskussion um laufende Pachtverträge auslösen könnten. Aus juristischer Sicht ist darauf hinzuweisen, dass die Beschränkung der Kompression auf bestimmte Sektoren bzw. Betriebe aus Gleichheitsgründen nur dann möglich ist, wenn eine Differenzierung nach objektiven Kriterien unter Vermeidung von Markt- und Wettbewerbsverzerrungen erfolgt. Es steht fest, dass ein Sektor übergreifende Anwendung der Kompression ohne weitere Einschränkungen Auswirkungen auf die Höhe der Pachtpreise hat, insbesondere in Ackerbauregionen mit untergeordneter Tierhaltung. In Regionen mit Milchproduktion ist davon auszugehen, dass die Kompression weniger oft angewendet wird, da die Milcherzeuger auf die Pachtflächen zur Produktion angewiesen sind.