AWI

AB036: Wettbewerbsfähigkeit der Stärkeindustriekartoffel in Österreich

nach Implementierung des EU-Health-Check und der GAP-Reform nach 2013

Leopold Kirner

Aus den in der Studie skizzierten Rahmenbedingungen und Kalkulationen für den künftigen Stärkekartoffelanbau in Österreich resultieren zwei große Herausforderungen.

Zum einen kann unter den veranschlagten Preisen für Kartoffelstärke das Aufkommen von österreichischer Stärkeindustriekartoffel in Zukunft für die Verarbeitung nicht von vornherein sichergestellt werden. Aus den vorliegenden Berechnungen geht nicht eindeutig hervor, dass sich die Stärkeindustriekartoffel gegenüber einfacher zu kultivierenden Ackerfrüchten wie Weizen, Mais oder Raps ökonomisch hinreichend abhebt. Eine höhere Wertschöpfung der Kartoffel gegenüber Mähdruschkulturen ist aber unbedingt erforderlich, um höhere Maschinenkosten, zusätzliche Arbeitszeit und Spezialwissen zu rechtfertigen.

Außerdem dürfte eine mögliche Einstellung der Stärkeproduktion in Österreich die Wirtschaftlichkeit des gesamten heimischen Kartoffelsektors unter Druck bringen. Und zwar für den wahrscheinlichen Fall, dass auch ohne Stärkindustriekartoffeln eine ungefähr gleich große Fläche mit Kartoffeln bundesweit kultiviert würde (Maschinen, Know-how sind in den Betrieben vorhanden) mit der Folge einer Überproduktion und damit verbundenem zusätzlichem Preisdruck. Ebenso würden Betriebe mit Saatgutvermehrung für Stärkeindustriekartoffeln einen wichtigen Betriebszweig verlieren.

Zum anderen könnte sich das Betriebseinkommen nach 2013 als Folge einer geänderten Agrarpolitik essenziell verringern. Produzenten von Stärkeindustriekartoffeln verfügen heute in der Regel über überdurchschnittlich hohe Zahlungsansprüche je Hektar. Eine einheitliche Flächenprämie pro Hektar nach 2013, wie zurzeit in der EU diskutiert, würde mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich unter dem jetzigen Niveau dieser Betriebe liegen.

Für einen nachhaltigen Anbau von Stärkeindustriekartoffeln in Österreich müssen daher rechtzeitig die entsprechenden Maßnahmen auf allen relevanten Ebenen ergriffen werden. Die Verarbeitung in Österreich kann nur höhere Preise für die Produzenten gewähren, wenn die Kartoffelstärke national und international mittels einer hohen Wertschöpfung abgesetzt werden kann. Forschung und Innovation in hochwertige Produkte sowie Absatz in lukrativen Märkten muss auch in Zukunft sichergestellt werden. Für die Agrarpolitik gilt es zu prüfen, ob spezielle Programme zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Stärkeindustriekartoffel im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik und der WTO-Vereinbarungen gesetzt werden können. Schließlich tragen auch die Produzenten von Stärkeindustriekartoffeln für die Wettbewerbsfähigkeit dieses Sektors bei, indem die Produktionstechnik und somit die Rentabilität des Kartoffelanbaus laufend verbessert wird.

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