Christoph Tribl, Klaus Salhofer
In den vergangenen Jahren ist eine mögliche Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels und des Lebensmittel verarbeitenden Sektors immer wieder ein Thema in der öffentlichen Diskussion gewesen. Am Beispiel Milch werden die Ergebnisse zweier Forschungsarbeiten präsentiert, welche die Frage aufgreifen, inwieweit Preise von Lebensmitteln durch Marktmacht entlang der Wertschöpfungskette beeinflusst werden.
Die hohe Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel begünstigt die Ausübung von Marktmacht der Einzelhändler gegenüber Konsumenten und Lebensmittelverarbeitern. Die empirischen Ergebnisse für den österreichischen Lebensmitteleinzelhandel im Bereich Milchprodukte deuten auf eine gewisse Marktmacht hin. Diese Marktmacht ist jedoch produktspezifisch; sie ist statistisch signifikanter in Richtung Konsumenten als in Richtung Molkereien.
Die räumliche Dimension des Rohmilchmarktes begünstigt Marktmacht von Milchverarbeitern gegenüber Landwirten. Dieser Markt ist ein "gemischter Markt", in welchem genossenschaftliche und nichtgenossenschaftliche Verarbeiter in direktem Wettbewerb um Rohmilch stehen. Theoretische Ergebnisse zum räumlichen Wettbewerb zwischen Milchverarbeitern zeigen, dass genossenschaftliche Verarbeiter entsprechend der "yardstick of competition"-Hypothese die Marktmacht von nichtgenossenschaftlichen Verarbeiter gegenüber Landwirten abschwächen können.