Der unvermindert anhaltende agrarische Strukturwandel hat nicht nur auf der landwirtschaftlichen, regionalwirtschaftlichen und ökologischen Ebene substantielle Auswirkungen. Von den Verantwortlichen oft verdrängt und totgeschwiegen, sind speziell die familiären und sozialpsychologischen Konsequenzen von Betriebsaufgaben für viele VerliererInnen der Ideologie des „Wachsen und Weichen“, nämlich die betroffenen Familien, ein ernstes Problem.
Da das Thema Betriebsaufgabe zukünftig sicherlich an Brisanz gewinnen wird und in Österreich bisher keine umfassenden Studien dazu vorlagen, wurde über dieses agrarpolitisch sensible und für viele bäuerliche Familien schmerzhafte Problemfeld eine explorativ-qualitativen Studie erstellt, die den Prozeß der Betriebsaufgabe von der Hofübernahme bis hin zur Betriebsauflassung in seinen betrieblichen, sozialen und sozialpsychologischen Dimensionen erfaßt und analysiert.
Im Prozeß der Betriebsaufgabe zentrale Fragestellungen wie die Hofübernahme, die Hofnachfolge, die Gründe und Motivationen der Betroffenen, den Betrieb aufzugeben, typische Muster der Betriebsaufgabe sowie die ökonomischen und sozialpsychologischen Konsequenzen dieser Lebenszäsur werden Anhand von Tiefeninterviews ehemaliger BetriebsleiterInnen beantwortet. Ergänzt durch Kontextanalysen zum agrarischen Strukturwandel, werden abschließend Strategieansätze zur Vermeidung von unfreiwilligen Betriebsaufgaben, zur Moderation von unvermeidbaren bzw. freiwilligen Betriebsauflassungen sowie zur Erleichterung des Neueinstiegs in die Landwirtschaft vorgestellt und Eckpunkte eines Betriebsaufgabespezifischen, integralen Beratungskonzeptes skizziert.