Die hohe Arbeitslosigkeit hat in den letzten Jahren politische Entscheidungsträger auf die prekäre Arbeitsmarktsituation der Jugendlichen aufmerksam gemacht und zu einer Reihe von Initiativen und Programmen geführt, die insbesondere auch den Jugendlichen den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern sollen. Der spezifischen Problemlage der Jugendlichen, die in ländlichen, peripheren Regionen leben, wurde bisher aber kaum Rechnung getragen. Auch in der Forschung wurde die Situation Jugendlicher in ländlichen Gebieten bisher nur am Rande thematisiert.
Die Bedeutung der Einbeziehung Jugendlicher in den ländlichen Entwicklungsprozess und die Sichtweise der Jugendlichen war der Schwerpunkt des EU-Projektes „Policies and Young People in Rural Areas“ (PAYPIRD), das Grundlage für den Bericht „Jung und niemals zu Hause“ ist. Das Projekt wurde als vergleichende Studie in sieben europäischen Ländern (Deutschland, Finnland Frankreich, Irland, Portugal, Schottland und Österreich) mit unterschiedlich strukturierten ländlichen Gebieten durchgeführt. Die Auswirkungen von politischen Maßnahmen und Rahmenbedingungen von Jugendlichen (im Alter von 16 – 25 Jahren) auf ihre Partizipationschancen am Arbeitsmarkt und im öffentlichen Leben standen im Vordergrund der Forschungsarbeiten.
Zielsetzung der vorliegenden Publikation ist es, die österreichischen Forschungsergebnisse zusammenzufassen, die vor allem die Arbeiten über die Studienregion Murau beinhalten, zugleich aber auch einen Vergleich mit anderen Studienregionen ermöglichen.
Mit der Darstellung der regionalen Gegebenheiten und der strukturellen Rahmenbedingungen der Untersuchungsregion Murau, die als Beispiel einer peripheren Region des österreichischen Berggebiets gewählt wurde, wird die Notwendigkeit deutlich, Überlegungen zur Integration Jugendlicher auch vor dem Hintergrund relativ geringer Arbeitslosenraten, anzustellen. Mithilfe einer vertieften Analyse der Erfahrungen und Handlungsperspektiven der jugendlichen InterviewpartnerInnen werden die Auswirkungen politischer Rahmenbedingungen auf die einzelnen Jugendlichen deutlich und aus der Perspektive der Jugendlichen beleuchtet.
Die Analyse der Jugendrelevanz vorhandener regionaler und lokaler Initiativen und Entwicklungsprogramme stellt einen weiteren Schwerpunkt des Forschungsprojektes dar und unterstreicht die grundlegende Schwierigkeit der Aufgabe der Verknüpfung der Jugendinteressen mit der Regionalentwicklung in peripheren Regionen. Obwohl sich die Rahmenbedingungen der Jugendlichen in den einzelnen Untersuchungsregionen wesentlich unterscheiden, sind doch eine Vielzahl von gemeinsamen Problemlagen erkenntlich, die auf Mechanismen einer wirtschaftlichen und sozialen Ausgrenzung hinweisen und eine erfolgreiche Integration am regionalen Arbeitsmarkt und im öffentlichen Leben erschweren.