Ländliche Sozialforschung und Bibliothek
Die Land- und Agrarsoziologie befasst sich mit der sozialen Entwicklung in der Land- und Forstwirtschaft und Ernährungswirtschaft und behandelt Fragen gesellschaftlicher Veränderungen und Herausforderungen im ländlichen Raum. Veränderte Rahmenbedingungen und der Strukturwandel haben in den letzten Jahrzehnten in vielen Fällen zu einer Neupositionierung der Landwirtschaft in Richtung Diversifizierung und Neubewertung wirtschaftlicher Aktivitäten geführt. Sichtbar wird dies in den Regionen durch ein weites Angebot an lokal produzierten Lebensmitteln, neue Dienstleistungen und Veränderung der Landnutzung sowie einer verstärkten Zusammenarbeit mit Akteur*innen aus unterschiedlichen Bereichen wie Tourismus, Natur- und Umweltschutz und alternativen Ernährungsnetzwerken.
Eine wichtige Aufgabe der Land- und Agrarsoziologie besteht darin, den Fokus auf die ländlichen Räume mit ihren unterschiedlichen Problemen und Potenzialen zu richten, dabei aber die vielfältigen Austauschbeziehungen und gegenseitigen Abhängigkeiten zu stadtnahen und städtischen Regionen einzubeziehen. Dies ist insbesondere in Anbetracht der Auswirkungen der Globalisierung, des Klimawandels als Teil multipler Krisen, der rasanten Veränderungen in der Arbeitswelt, der demographischen Prozesse sowie von politischen Verschiebungen von großer Relevanz.
Mittels quantitativer und qualitativer Forschungsmethoden wird in der Abteilung Ländliche Sozialforschung ein breites Themenspektrum bearbeitet. Durch die Mitwirkung in nationalen und internationalen Forschungskooperationen werden inter- und transdisziplinäre Forschungsprojekte umgesetzt. Die Themen umfassen unter anderem Bildung von Sozialkapital im ländlichen Raum, Green Care, Diversifizierung landwirtschaftlicher Tätigkeiten und Dienstleistungen, stärkere Einbindung von Gleichstellung und Chancengleichheit in ländliche Entwicklungsprogramme und Strukturen, Entwicklung und Umsetzung von sozialen Innovationen in benachteiligten peripheren Gebieten, Resilienz des Agrarsystems sowie demographische Veränderungen wie Alterung und Abwanderung und ihre deren Auswirkungen in ländlichen Teilräumen.
Mit den sich ändernden gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen entwickeln sich auch diese Themenfelder dynamisch weiter. Die Land- und Agrarsoziologie kann Erkenntnisse und Konzepte beisteuern, gesellschaftliche Umbrüche und Transformationen in ländlichen Räumen zu verstehen und strukturelle Benachteiligungen sichtbar zu machen. Ländliche Räume in den Fokus zu rücken bedeutet diesbezüglich auch, die Auswirkungen eines eingeschränkten Zugangs zu Mobilität, zur Digitalisierung und zur Daseinsvorsorge auf die Lebens- und Aufenthaltsqualität zu thematisieren und Perspektiven für eine emanzipatorische Politik im ländlichen Raum zu entwickeln.
Die Abteilung Ländliche Sozialforschung umfasst darüber hinaus die institutseigene Spezialbibliothek, welche derzeit einen Literaturbestand von ca. 52.000 Bände, 180 Zeitschriften und etwa 160 Serien (Jahrbücher, Tätigkeitsberichte, Grüne Berichte, nationale und internationale Agrarstatistiken) umfasst.