Berggebiete und Raumentwicklunghttps://bab.gv.at/index.php2024-03-29T16:40:02+01:00Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragenwebmaster@bab.gv.atJoomla! - Open Source Content ManagementAB033: Bergbauernbetriebe und Betriebe im benachteiligten Gebiet in Oberösterreich - Entwicklungen und ökonomische Perspektiven2021-03-11T14:24:54+01:002021-03-11T14:24:54+01:00https://bab.gv.at/index.php%3Foption%3Dcom_content%26amp%3Bview%3Darticle%26amp%3Bid%3D1868%3Aab033-bergbauernbetriebe-und-betriebe-im-benachteiligten-gebiet-in-ober%C3%B6sterreich-entwicklungen-und-%C3%B6konomische-perspektiven%26amp%3Bcatid%3D136%26amp%3Blang%3Dde%26amp%3BItemid%3D215Michaela Hager<p><em>Leopold Kirner</em></p>
<p>Die Agrarpolitik in Österreich bzw. in Oberösterreich widmet sich seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts mittels spezieller Programme den Bergbauernbetrieben. Ziel war bzw. ist es, einen Ausgleich für die natürlichen Nachteile zu erreichen und somit die Bewirtschaftung in benachteiligte Region aufrecht zu erhalten. Die vorliegende Studie untersucht für verschiedene Perioden die Wettbewerbsfähigkeit der Bergbauernbetriebe bzw. Betriebe in benachteiligten Gebieten in Oberösterreich. Die Bedeutung der Politik in Form von Direktzahlungen für die Betriebe wird besonders herausgearbeitet. Daran anschließend werden Berechnungen vorgestellt, wie sich die wirtschaftliche Situation der Bergbauernbetriebe in den nächsten Jahren nach Umsetzung des Health-Check entwickeln könnte. Darüber hinaus werden Argumente gesammelt, warum auch in Zukunft die Milchproduktion im oberösterreichischen Berggebiet zunimmt. Abschließend leitet die Arbeit Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Bewirtschaftung in benachteiligten Regionen Oberösterreichs ab.</p>
<p>Etwa die Hälfte aller landwirtschaftlichen Betriebe in Oberösterreich wirtschaftete im Jahr 2007 im benachteiligten Gebiet. Knapp 43 % der Betriebe zählten zu den Bergbauernbetrieben (Betriebe im Berghöfekataster). Der überwiegende Anteil der Bergbauernbetriebe in Oberösterreich zählt zu den Berghöfekataster-Gruppen 1 und 2 (bis 180 Punkte), Bergbauernbetriebe mit extremen natürlichen Standortnachteilen finden sich in Oberösterreich deutlich seltener als im Bundesgebiet. Der durchschnittliche Bergbauernbetrieb in Oberösterreich bewirtschaftete im Jahr 2007 etwa 15 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche, in Nichtbergbauernbetrieben lag der entsprechende Wert bei rund 20 Hektar.</p>
<p>Seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts werden spezielle Förderprogramme für Bergbauernbetriebe und Berggebiete in Österreich bzw. Oberösterreich umgesetzt. Die finanziellen Mittel für Betriebe mit natürlicher Erschwernis sowie die Anzahl der Empfänger haben sich seit der Anfangszeit stetig erhöht. Signifikant gesteigert hat sich auch der durchschnittliche Förderbetrag je Betrieb. Im Jahr 1972 erhielten die Bergbauernbetriebe in Oberösterreich im Schnitt 145 Euro je Betrieb, bis 1994 stieg der Betrag auf etwa 1.100 € je Betrieb. Mit dem EU-Beitritt erhöhte sich die durchschnittliche Prämie auf etwa 1.600 € (erste Programmplanungsperiode) bzw. auf etwa 2.300 € (ab 2001) je Betrieb.</p>
<p>Die Auswertung von Buchführungsdaten für verschiedene Perioden belegt, dass die Bergbauernbetriebe in Oberösterreich tendenziell niedrigere Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft erwirtschaften als Nichtbergbauernbetriebe. Insbesondere die Einkommen je Arbeitskraft liegen deutlich unter dem Schnitt der Nichtbergbauernbetriebe in Oberösterreich. Die Direktzahlungen federn den Großteil der geringeren Einkünfte vom Produktverkauf ab, vermögen jedoch nicht ganz die Standortnachteile zu kompensieren. Die Nachteile in der Rentabilität nehmen mit zunehmender Erschwernis zu, wobei der Anteil der Betriebe mit extremen Bewirtschaftungserschwernissen in Oberösterreich niedriger liegt. Andererseits bilden in Oberösterreich Bergbauernbetriebe im Schnitt mehr Eigenkapital als Nichtbergbauernbetriebe: Für Lebensführung und Sozialversicherung wird weniger ausgegeben und die größeren Haushalte begründen höhere Sozialtransfers. Der landwirtschaftliche Haushalt, in dem der land- und forstwirtschaftliche Betrieb ein Standbein darstellt, spielt somit für Bergbauernbetriebe eine größere Rolle als für Nichtbergbauernbetriebe.</p>
<p>Die vorliegende Studie enthält auch Einschätzungen von Bergbauern und Bergbäuerinnen in Oberösterreich zu verschiedenen Themen der Betriebsführung, die im Rahmen einer bundesweiten Befragung erhoben wurden. Darin kommt eindeutig zum Ausdruck, dass Bergbauern und Bergbäuerinnen in Oberösterreich zuallererst ihren Betrieb erhalten bzw. weiterführen und die Lebensqualität auf ihren Höfen verbessern wollen. Die Erhöhung des Einkommens wird hingegen nicht so häufig als Ziel genannt. Ein wesentlicher Unterschied zu Nichtbergbauernbetrieben ist die stärkere Betonung auf naturnahe Produktionsverfahren, wie beispielsweise die Weidewirtschaft. Generell wünschen sich die Bergbauern und Bergbäuerinnen stabile Rahmenbedingungen für die Bewirtschaftung.</p>
<p>Die agrarpolitischen Rahmenbedingungen bis 2013 stehen seit dem Beschluss zum Health-Check fest. Modellrechnungen auf der Grundlage dieser Beschlüsse bestätigen, dass daraus aus heutiger Sicht keine gravierenden Nachteile für Bergbauernbetriebe zu erwarten sind. Für Einzelbetriebe im Berggebiet könnten dann Einkommensverluste aus der Reform resultieren, wenn gut dotierte Betriebsprämien existieren (zusätzliche Modulation) oder wenn die Ausdehnung der Milchquote zu deutlicheren Einbrüchen beim Milchpreis führt als in den Berechnungen unterstellt. Zudem wird als Anpassung für die Ausdehnung bzw. Aufhebung der Milchquote ab 2010 eine Milchkuhprämie in Österreich eingeführt, diese Prämie schlägt sich direkt auf das Einkommen der Milchbetriebe nieder. Bergbauernbetriebe ohne Milchproduktion werden vom Health-Check kaum berührt. Die Mutterkuhprämie bleibt an die Produktion gekoppelt und die meisten Beschlüsse wie die Aufhebung der Stilllegung oder Änderungen bei der Intervention betreffen diese kaum. Einzig die zusätzliche Modulation kann im Einzelfall zu Kürzungen von Prämien und somit Einkommen führen, wobei der Großteil der Bergbauernbetriebe ohne Milchproduktion weniger als 5.000 € an Marktordnungsprämien erhält und somit nicht der Modulation unterliegt.</p>
<p>Gesonderte Auswertungen von agrarstrukturellen Daten erlauben die Prognose, dass die Milchproduktion im oberösterreichischen Berggebiet auch in Zukunft zunehmen wird. Die Bergbauernbetriebe in Oberösterreich weisen eine geringe natürliche Erschwernis auf, verfügen im Schnitt über einen hohen Anteil von Grünland (kaum extensives Grünland) und wirtschaften in Regionen mit einer hohen Konzentration der Milchproduktion. Da in Oberösterreich nur ein geringer Anteil von Bergbauernbetrieben mit extremen natürlichen Standortnachteilen Milch produziert, stellt sich hier das Problem der Aufgabe in Regionen mit größerer natürlicher Erschwernis weniger.</p>
<p>Die Analysen der vorliegenden Studie führen zum Schluss, dass für die künftige Wettbewerbsfähigkeit und Persistenz von Bergbauernbetrieben und Betrieben im benachteiligten Gebiet in Oberösterreich ein Zusammenspiel geeigneter Maßnahmen zwischen Agrarpolitik bzw. Politik im Allgemeinen, Beratung bzw. Schule sowie Bergbauern und Bergbäuerinnen erforderlich ist. Die Agrarpolitik muss in erster Linie danach trachten, die Ausgleichszahlungen für natürliche Standortnachteile auch in Zukunft abzusichern, da diese eine wesentliche Säule des Einkommens für Bergbauernbetriebe darstellten. Die Politik ist zudem gefordert, die verschiedenen Einkommensquellen für Bergbauernbetriebe im Rahmen der Arbeits- und Sozialpolitik zu sichern. Das Schul- und Beratungswesen soll Änderungsprozesse in den Bergbauernbetrieben begleiten und neue Lösungen für geänderte Rahmenbedingungen in Agrarpolitik und Gesellschaft anbieten. Besonders gefordert sind die Bergbauern und Bergbäuerinnen selbst, die durch ihre Entscheidungen laufend die Betriebsführung determinieren. Alle Möglichkeiten, die Entscheidungen bestmöglich vorbereiten, sollten daher von Bergbauern und Bergbäuerinnen gesucht und genutzt werden.</p><p><em>Leopold Kirner</em></p>
<p>Die Agrarpolitik in Österreich bzw. in Oberösterreich widmet sich seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts mittels spezieller Programme den Bergbauernbetrieben. Ziel war bzw. ist es, einen Ausgleich für die natürlichen Nachteile zu erreichen und somit die Bewirtschaftung in benachteiligte Region aufrecht zu erhalten. Die vorliegende Studie untersucht für verschiedene Perioden die Wettbewerbsfähigkeit der Bergbauernbetriebe bzw. Betriebe in benachteiligten Gebieten in Oberösterreich. Die Bedeutung der Politik in Form von Direktzahlungen für die Betriebe wird besonders herausgearbeitet. Daran anschließend werden Berechnungen vorgestellt, wie sich die wirtschaftliche Situation der Bergbauernbetriebe in den nächsten Jahren nach Umsetzung des Health-Check entwickeln könnte. Darüber hinaus werden Argumente gesammelt, warum auch in Zukunft die Milchproduktion im oberösterreichischen Berggebiet zunimmt. Abschließend leitet die Arbeit Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Bewirtschaftung in benachteiligten Regionen Oberösterreichs ab.</p>
<p>Etwa die Hälfte aller landwirtschaftlichen Betriebe in Oberösterreich wirtschaftete im Jahr 2007 im benachteiligten Gebiet. Knapp 43 % der Betriebe zählten zu den Bergbauernbetrieben (Betriebe im Berghöfekataster). Der überwiegende Anteil der Bergbauernbetriebe in Oberösterreich zählt zu den Berghöfekataster-Gruppen 1 und 2 (bis 180 Punkte), Bergbauernbetriebe mit extremen natürlichen Standortnachteilen finden sich in Oberösterreich deutlich seltener als im Bundesgebiet. Der durchschnittliche Bergbauernbetrieb in Oberösterreich bewirtschaftete im Jahr 2007 etwa 15 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche, in Nichtbergbauernbetrieben lag der entsprechende Wert bei rund 20 Hektar.</p>
<p>Seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts werden spezielle Förderprogramme für Bergbauernbetriebe und Berggebiete in Österreich bzw. Oberösterreich umgesetzt. Die finanziellen Mittel für Betriebe mit natürlicher Erschwernis sowie die Anzahl der Empfänger haben sich seit der Anfangszeit stetig erhöht. Signifikant gesteigert hat sich auch der durchschnittliche Förderbetrag je Betrieb. Im Jahr 1972 erhielten die Bergbauernbetriebe in Oberösterreich im Schnitt 145 Euro je Betrieb, bis 1994 stieg der Betrag auf etwa 1.100 € je Betrieb. Mit dem EU-Beitritt erhöhte sich die durchschnittliche Prämie auf etwa 1.600 € (erste Programmplanungsperiode) bzw. auf etwa 2.300 € (ab 2001) je Betrieb.</p>
<p>Die Auswertung von Buchführungsdaten für verschiedene Perioden belegt, dass die Bergbauernbetriebe in Oberösterreich tendenziell niedrigere Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft erwirtschaften als Nichtbergbauernbetriebe. Insbesondere die Einkommen je Arbeitskraft liegen deutlich unter dem Schnitt der Nichtbergbauernbetriebe in Oberösterreich. Die Direktzahlungen federn den Großteil der geringeren Einkünfte vom Produktverkauf ab, vermögen jedoch nicht ganz die Standortnachteile zu kompensieren. Die Nachteile in der Rentabilität nehmen mit zunehmender Erschwernis zu, wobei der Anteil der Betriebe mit extremen Bewirtschaftungserschwernissen in Oberösterreich niedriger liegt. Andererseits bilden in Oberösterreich Bergbauernbetriebe im Schnitt mehr Eigenkapital als Nichtbergbauernbetriebe: Für Lebensführung und Sozialversicherung wird weniger ausgegeben und die größeren Haushalte begründen höhere Sozialtransfers. Der landwirtschaftliche Haushalt, in dem der land- und forstwirtschaftliche Betrieb ein Standbein darstellt, spielt somit für Bergbauernbetriebe eine größere Rolle als für Nichtbergbauernbetriebe.</p>
<p>Die vorliegende Studie enthält auch Einschätzungen von Bergbauern und Bergbäuerinnen in Oberösterreich zu verschiedenen Themen der Betriebsführung, die im Rahmen einer bundesweiten Befragung erhoben wurden. Darin kommt eindeutig zum Ausdruck, dass Bergbauern und Bergbäuerinnen in Oberösterreich zuallererst ihren Betrieb erhalten bzw. weiterführen und die Lebensqualität auf ihren Höfen verbessern wollen. Die Erhöhung des Einkommens wird hingegen nicht so häufig als Ziel genannt. Ein wesentlicher Unterschied zu Nichtbergbauernbetrieben ist die stärkere Betonung auf naturnahe Produktionsverfahren, wie beispielsweise die Weidewirtschaft. Generell wünschen sich die Bergbauern und Bergbäuerinnen stabile Rahmenbedingungen für die Bewirtschaftung.</p>
<p>Die agrarpolitischen Rahmenbedingungen bis 2013 stehen seit dem Beschluss zum Health-Check fest. Modellrechnungen auf der Grundlage dieser Beschlüsse bestätigen, dass daraus aus heutiger Sicht keine gravierenden Nachteile für Bergbauernbetriebe zu erwarten sind. Für Einzelbetriebe im Berggebiet könnten dann Einkommensverluste aus der Reform resultieren, wenn gut dotierte Betriebsprämien existieren (zusätzliche Modulation) oder wenn die Ausdehnung der Milchquote zu deutlicheren Einbrüchen beim Milchpreis führt als in den Berechnungen unterstellt. Zudem wird als Anpassung für die Ausdehnung bzw. Aufhebung der Milchquote ab 2010 eine Milchkuhprämie in Österreich eingeführt, diese Prämie schlägt sich direkt auf das Einkommen der Milchbetriebe nieder. Bergbauernbetriebe ohne Milchproduktion werden vom Health-Check kaum berührt. Die Mutterkuhprämie bleibt an die Produktion gekoppelt und die meisten Beschlüsse wie die Aufhebung der Stilllegung oder Änderungen bei der Intervention betreffen diese kaum. Einzig die zusätzliche Modulation kann im Einzelfall zu Kürzungen von Prämien und somit Einkommen führen, wobei der Großteil der Bergbauernbetriebe ohne Milchproduktion weniger als 5.000 € an Marktordnungsprämien erhält und somit nicht der Modulation unterliegt.</p>
<p>Gesonderte Auswertungen von agrarstrukturellen Daten erlauben die Prognose, dass die Milchproduktion im oberösterreichischen Berggebiet auch in Zukunft zunehmen wird. Die Bergbauernbetriebe in Oberösterreich weisen eine geringe natürliche Erschwernis auf, verfügen im Schnitt über einen hohen Anteil von Grünland (kaum extensives Grünland) und wirtschaften in Regionen mit einer hohen Konzentration der Milchproduktion. Da in Oberösterreich nur ein geringer Anteil von Bergbauernbetrieben mit extremen natürlichen Standortnachteilen Milch produziert, stellt sich hier das Problem der Aufgabe in Regionen mit größerer natürlicher Erschwernis weniger.</p>
<p>Die Analysen der vorliegenden Studie führen zum Schluss, dass für die künftige Wettbewerbsfähigkeit und Persistenz von Bergbauernbetrieben und Betrieben im benachteiligten Gebiet in Oberösterreich ein Zusammenspiel geeigneter Maßnahmen zwischen Agrarpolitik bzw. Politik im Allgemeinen, Beratung bzw. Schule sowie Bergbauern und Bergbäuerinnen erforderlich ist. Die Agrarpolitik muss in erster Linie danach trachten, die Ausgleichszahlungen für natürliche Standortnachteile auch in Zukunft abzusichern, da diese eine wesentliche Säule des Einkommens für Bergbauernbetriebe darstellten. Die Politik ist zudem gefordert, die verschiedenen Einkommensquellen für Bergbauernbetriebe im Rahmen der Arbeits- und Sozialpolitik zu sichern. Das Schul- und Beratungswesen soll Änderungsprozesse in den Bergbauernbetrieben begleiten und neue Lösungen für geänderte Rahmenbedingungen in Agrarpolitik und Gesellschaft anbieten. Besonders gefordert sind die Bergbauern und Bergbäuerinnen selbst, die durch ihre Entscheidungen laufend die Betriebsführung determinieren. Alle Möglichkeiten, die Entscheidungen bestmöglich vorbereiten, sollten daher von Bergbauern und Bergbäuerinnen gesucht und genutzt werden.</p>FS15: Frauen in der österreichischen Berglandwirtschaft2017-04-11T09:37:00+02:002017-04-11T09:37:00+02:00https://bab.gv.at/index.php%3Foption%3Dcom_content%26amp%3Bview%3Darticle%26amp%3Bid%3D1803%3Afs15-frauen-in-der-%C3%B6sterreichischen-berglandwirtschaft%26amp%3Bcatid%3D135%26amp%3Blang%3Dde%26amp%3BItemid%3D215Michaela Hager<p><em>Theresia Oedl‐Wieser, Mathilde Schmitt</em></p>
<p>Das Berggebiet ist aufgrund seiner multiplen naturräumlichen, wirtschaftlichen und sozialen Funktionen und Leistungen für die gesamte Bevölkerung von großer Bedeutung. Weltweite Entwicklungen wie globaler Wettbewerb und Klimaveränderungen, aber auch Nutzungskonflikte zwischen Landwirtschaft, Tourismus, den Flächenansprüchen von Wirtschaft und Verkehr und dem Schutz der alpinen Naturräume und Ökosysteme lassen die Konfliktlinien und Herausforderungen deutlich zu Tage treten. Die alpine Kulturlandschaft wurde durch jahrhundertelange Bewirtschaftung von Bauern und Bäuerinnen hervorgebracht und ist sowohl Lebensraum für die einheimische Bevölkerung als auch Natur-, Erholungs- und Freizeitraum mit hohem kulturellem Wert für die Gesellschaft im Allgemeinen. Berggebiete bieten öffentliche Güter wie reine Luft, sauberes Wasser, wertvolle Ökosysteme und sind Reservate für Biodiversität.</p>
<p>In diesem Fact Sheet wird die Bedeutung der Frauen für die österreichische Berglandwirtschaft sowie für die Erhaltung von Biodiversität und alpiner Kultur beleuchtet. Soweit es die derzeit begrenzt vorhandene geschlechterdisaggrierte Datenlage zulässt, werden die Ausführungen durch Zahlen untermauert und die Anteile von Frauen an der Betriebsleitung und landwirtschaftlichen Arbeitskräften präsentiert. Abschließend wird für die Ausweitung der Forschungsagenda plädiert, um die zukünftigen Herausforderungen der Berglandwirtschaft besser bewältigen zu können.</p><p><em>Theresia Oedl‐Wieser, Mathilde Schmitt</em></p>
<p>Das Berggebiet ist aufgrund seiner multiplen naturräumlichen, wirtschaftlichen und sozialen Funktionen und Leistungen für die gesamte Bevölkerung von großer Bedeutung. Weltweite Entwicklungen wie globaler Wettbewerb und Klimaveränderungen, aber auch Nutzungskonflikte zwischen Landwirtschaft, Tourismus, den Flächenansprüchen von Wirtschaft und Verkehr und dem Schutz der alpinen Naturräume und Ökosysteme lassen die Konfliktlinien und Herausforderungen deutlich zu Tage treten. Die alpine Kulturlandschaft wurde durch jahrhundertelange Bewirtschaftung von Bauern und Bäuerinnen hervorgebracht und ist sowohl Lebensraum für die einheimische Bevölkerung als auch Natur-, Erholungs- und Freizeitraum mit hohem kulturellem Wert für die Gesellschaft im Allgemeinen. Berggebiete bieten öffentliche Güter wie reine Luft, sauberes Wasser, wertvolle Ökosysteme und sind Reservate für Biodiversität.</p>
<p>In diesem Fact Sheet wird die Bedeutung der Frauen für die österreichische Berglandwirtschaft sowie für die Erhaltung von Biodiversität und alpiner Kultur beleuchtet. Soweit es die derzeit begrenzt vorhandene geschlechterdisaggrierte Datenlage zulässt, werden die Ausführungen durch Zahlen untermauert und die Anteile von Frauen an der Betriebsleitung und landwirtschaftlichen Arbeitskräften präsentiert. Abschließend wird für die Ausweitung der Forschungsagenda plädiert, um die zukünftigen Herausforderungen der Berglandwirtschaft besser bewältigen zu können.</p>BF 143/15: Public Ecosystem Goods and Services from land management – Unlocking the Synergies (PEGASUS)2015-01-02T13:24:31+01:002015-01-02T13:24:31+01:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=2041:bf-143-15-public-ecosystem-goods-and-services-from-land-management-unlocking-the-synergies-pegasus&catid=110&lang=de&Itemid=215Michaela Hager<p><em>Gerhard Hovorka, Thomas Dax, Josef Hoppichler, Thilo Nigmann</em></p>
<p>Die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Flächen schließt immer stärker die Bereitstellung öffentlicher Güter und die Erbringung von spezifischen Ökosystemleistungen mit ein. Mit dem Projekt PEGASUS werden innovative und praxisorientierte Ansätze zur Anwendung dieser beiden Konzepte erarbeitet: Es geht dabei um die Identifizierung von wirksamen Anwendungsinstrumenten, die zur Nachhaltigkeit der Primärproduktion beitragen sollen. Insbesondere verfolgte das Projekt das Ziel, die Diskussion der Erstellung öffentlicher Güter durch die Landnutzung mit praktischen Beispielen verständlich zu machen und Beiträge zur Gestaltung der politischen Instrumente zu erarbeiten.</p>
<p>Das Projekt im Rahmen des EU-Rahmenprogramms Horizon 2020 (ISIB-2014-2) konzentrierte sich mit der Untersuchung regionaler Schwerpunkte (Fallstudien) auf die Erfassung der öffentlichen Güter und dafür erforderliche institutionelle Prozesse und Unterstützungssysteme. Es sah darüber hinaus die Einbeziehung regionaler Stakeholder zur Erfassung des Verständnisses und der bestmöglichen Erbringung Öffentlicher Güter in den ausgewählten ländlichen Regionen vor.</p>
<p>Das Projekt wurde in einer dreijährigen Laufzeit (März 2015 – Februar 2018) in einer intensiven Kooperation der 14 internationalen Projektpartner bearbeitet und der Endbericht wurde seitens der EU-Kommission nach der Abschlussdiskussion Ende April 2018 angenommen. Auch der administrative Abschluss und die finanzielle Abrechnung ist erfolgt. Im Rahmen der Verwertung der weitreichenden Ergebnisse des Projektes wurden insbesondere die Analysen der insgesamt 34 sektoralen, multi-sektoralen und territorialen Fallstudien aus den 10 Partnerländern des Projektes für die Publikationstätigkeit und Diskussion der Projektergebnisse herangezogen. Neben internationalen Präsentationen und Publikationen der Arbeiten (u.a. Publikation der österreichischen Fallstudienergebnisse im Journal Studies in Agricultural Economics) war vorgesehen bis Frühjahr 2019 eine Zusammenschau der Projektarbeiten aller Projektpartner und der Schlussfolgerungen für die Politik und Praxis in einer deutschsprachigen Publikation durch die Bundesanstalt für Bergbauernfragen vorzubereiten und das Projekt damit abzuschließen.</p>
<p>Das EU-Projekt 143/15 (PEGASUS) wurde im Jahr 2019 abgeschlossen. Aufgrund der vielen anderen Tätigkeiten war es nicht möglich, das geplante deutschsprachige kurze Facts&Features in absehbarerer Zeit und entsprechenden Aufwand zu erstellen.</p><p><em>Gerhard Hovorka, Thomas Dax, Josef Hoppichler, Thilo Nigmann</em></p>
<p>Die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Flächen schließt immer stärker die Bereitstellung öffentlicher Güter und die Erbringung von spezifischen Ökosystemleistungen mit ein. Mit dem Projekt PEGASUS werden innovative und praxisorientierte Ansätze zur Anwendung dieser beiden Konzepte erarbeitet: Es geht dabei um die Identifizierung von wirksamen Anwendungsinstrumenten, die zur Nachhaltigkeit der Primärproduktion beitragen sollen. Insbesondere verfolgte das Projekt das Ziel, die Diskussion der Erstellung öffentlicher Güter durch die Landnutzung mit praktischen Beispielen verständlich zu machen und Beiträge zur Gestaltung der politischen Instrumente zu erarbeiten.</p>
<p>Das Projekt im Rahmen des EU-Rahmenprogramms Horizon 2020 (ISIB-2014-2) konzentrierte sich mit der Untersuchung regionaler Schwerpunkte (Fallstudien) auf die Erfassung der öffentlichen Güter und dafür erforderliche institutionelle Prozesse und Unterstützungssysteme. Es sah darüber hinaus die Einbeziehung regionaler Stakeholder zur Erfassung des Verständnisses und der bestmöglichen Erbringung Öffentlicher Güter in den ausgewählten ländlichen Regionen vor.</p>
<p>Das Projekt wurde in einer dreijährigen Laufzeit (März 2015 – Februar 2018) in einer intensiven Kooperation der 14 internationalen Projektpartner bearbeitet und der Endbericht wurde seitens der EU-Kommission nach der Abschlussdiskussion Ende April 2018 angenommen. Auch der administrative Abschluss und die finanzielle Abrechnung ist erfolgt. Im Rahmen der Verwertung der weitreichenden Ergebnisse des Projektes wurden insbesondere die Analysen der insgesamt 34 sektoralen, multi-sektoralen und territorialen Fallstudien aus den 10 Partnerländern des Projektes für die Publikationstätigkeit und Diskussion der Projektergebnisse herangezogen. Neben internationalen Präsentationen und Publikationen der Arbeiten (u.a. Publikation der österreichischen Fallstudienergebnisse im Journal Studies in Agricultural Economics) war vorgesehen bis Frühjahr 2019 eine Zusammenschau der Projektarbeiten aller Projektpartner und der Schlussfolgerungen für die Politik und Praxis in einer deutschsprachigen Publikation durch die Bundesanstalt für Bergbauernfragen vorzubereiten und das Projekt damit abzuschließen.</p>
<p>Das EU-Projekt 143/15 (PEGASUS) wurde im Jahr 2019 abgeschlossen. Aufgrund der vielen anderen Tätigkeiten war es nicht möglich, das geplante deutschsprachige kurze Facts&Features in absehbarerer Zeit und entsprechenden Aufwand zu erstellen.</p>FF51: Multifunktionalität und die Entwicklung des Ländlichen Raums2013-08-30T14:55:11+02:002013-08-30T14:55:11+02:00https://bab.gv.at/index.php%3Foption%3Dcom_content%26amp%3Bview%3Darticle%26amp%3Bid%3D1713%3Aff51-multifunktionalit%C3%A4t-und-die-entwicklung-des-l%C3%A4ndlichen-raums%26amp%3Bcatid%3D135%26amp%3Blang%3Dde%26amp%3BItemid%3D215Michaela Hager<h2>Ausgewählte Ergebnisse des EU-Projektes TOP-MARD</h2>
<p>Seit vielen Jahren werden der Landwirtschaft eine Reihe von Aufgaben zugeschrieben, die weit über die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen und die unmittelbare Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse hinausgehen. Teile der agrarpolitischen Maßnahmen werden daher auch mit dem Hinweis auf die Multifunktionalität der Landwirtschaft begründet. Mit der Entwicklung integrierter Politikkonzepte ist diese Sichtweise erheblich verstärkt worden und hat insbesondere in die Diskussion der ländlichen Entwicklungspolitik Eingang gefunden.</p>
<p>Die Diskussion der Multifunktionalität ist vor allem von jenen Ländern ausgegangen, welche seit Jahrzehnten ihre agrarpolitischen Bemühungen zur Sicherung kleinbäuerlicher Strukturen und der Aufrechterhaltung der Landwirtschaft in peripheren Gebieten verstärkt haben. Neben der Schweiz und Norwegen sowie Japan zählte insbesondere auch Österreich zu den Vorreitern der Diskussion dieses Konzeptes.</p>
<p>Bezüglich der Diskussion der Multifunktionalität der Berglandwirtschaft kommt dem Protokoll Berglandwirtschaft des internationalen Vertragswerks Alpenkonvention eine Vorreiterrolle zu. Dieses 1994 verhandelte Protokoll (Alpenkonvention 1994) wurde von Österreich im Jahr 2000 unterzeichnet und 2002 ratifiziert. Darin sind die vielfältigen Leistungen der Berglandwirtschaft für die Gesellschaft beschrieben und Forderungen an die Politik für ihre Erhaltung und Verbesserung - insbesondere für die umweltrelevanten Leistungen - aufgestellt worden (Ständiges Sekretariat 2010, S. 75 ff). Die enge Verknüpfung mit der regional differenzierten Ausrichtung landwirtschaftlicher Produktionssysteme und der in Berggebieten erhöhten Sensibilität bezüglich der Leistungen für die Umwelt, Gesellschaft und Regionalentwicklung ist nicht zufällig auf Gebiete mit landwirtschaftlichen Produktionserschwernissen konzentriert (Dax und Hovorka 2010, S. 8).</p>
<p>Aber auch auf globaler Ebene wird die Wirkungsweise unterschiedlicher Landwirtschaftssysteme als Grundlage für die Erbringung von Leistungen für die Gesellschaft immer stärker diskutiert. So hat sich der Weltagrarrat massiv gegen die internationale Entwicklung in Richtung industrielle Landwirtschaft mit Intensivanbau in Monokulturen, Ausräumung der Landschaften und Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen ausgesprochen. Der Agrarrat fordert das Ziel der Ernährungssouveränität ein, sowie die Umstellung auf eine multifunktionale Landwirtschaft, die den Erhalt und die Erneuerung von Wasser, Böden, Wälder und Artenvielfalt in den Mittelpunkt der Agrarpolitik rückt (IAASTD 2008a und 2008b; Dax und Hovorka 2010, S. 8).</p>
<p>Vor einigen Jahren hat die Europäische Kommission verstärkt Forschungsarbeiten zu dieser Sichtweise der Agrarpolitik in Auftrag gegeben und damit beabsichtigt, die wissenschaftlichen Erkenntnisse des Konzeptes der Multifunktionalität zu vertiefen. Die Bundesanstalt für Bergbauernfragen hat an einigen der diesbezüglichen Projekte aus den EU-Rahmenprogrammen teilgenommen. Mit einem großen Netzwerk von Partnern war dieses Bemühen insbesondere in zwei Projekten erfolgreich:</p>
<ul>
<li>EUROLAN (Strengthening the Multifunctional Use of European Land: Coping with Marginalisation; 2003 - 2006)1</li>
<li>TOP-MARD (Towards a Policy Model of Multifunctionality and Rural Development; deutscher Titel: Entwicklung eines Analyseansatzes und Politik-Modells zur Multifunktionalität der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes; 2005 - 2008)</li>
</ul>
<p>Die spezifische Aufgabe für die österreichische Beteiligung an diesen Forschungsvorhaben bestand darin, Fallbeispiele aus dem Berggebiet Österreichs in den internationalen Vergleich einzubringen und die Relevanz des Konzepts in diesen Regionen hervorzuheben.</p>
<p>Das Hauptziel des Projektes TOP-MARD bestand darin, das Konzept der Multifunktionalität als Instrument der ländlichen Entwicklungspolitik zu nutzen und weiterzuentwickeln und die ökonomischen, sozialen, kulturellen, ökologischen und geographischen Auswirkungen der Multifunktionalität zu untersuchen. Es ging darum, die Kenntnis darüber zu verbessern, wie sich die verschiedenen Funktionen des Agrarsektors in unterschiedlichen Regionen auf die wirtschaftliche Entwicklung und auf die Lebensqualität in diesen Regionen auswirken und wie diese Funktionen durch unterschiedliche Politik- und Fördermodelle beeinflusst werden. Die Ergebnisse sollten auch den politischen Entscheidungsträgern auf EU-Ebene und den Dienststellen der EU-Kommission als Entscheidungshilfe zur Verfügung gestellt werden. Dieser Anspruch bestand prinzipiell auch für die Entscheidungsträger und die Verwaltung in den Studienregionen und den Mitgliedstaaten. Im Rahmen des Projektes wurden Untersuchungen in elf Studienregionen durchgeführt. Für Österreich wurde die Bergregion Pinzgau-Pongau (NUTS 3 Code AT 322) im Bundesland Salzburg als Beispiel einer typischen Berggebietsregion ausgewählt.</p>
<p>Im Rahmen des Projektes wurden zahlreiche wissenschaftliche Instrumente eingesetzt, die insbesondere zur vertieften Analyse der Wechselwirkungen im Kontext der Multifunktionalität konzipiert wurden. Dazu zählen insbesondere die Erfassung bereits vorliegender Untersuchungen anhand umfangreicher Analyse von Sekundärliteratur zur Erklärung der Wirkungszusammenhänge, die Durchführung von Workshops in den Studienregionen zur Dokumentation der Relevanz und des Bewusstseins bezüglich der Multifunktionalität in den Studienregionen, eine Serie von standardisierten Fragebögen zur gezielten Erfassung der regionalen Bedeutung unterschiedlicher Aspekte der Multifunktionalität und die Erstellung von regionalen Input-Output Matrizen als Grundlage für die Konzeption der Wechselwirkungen beim Modellaufbau. Politische Entscheidungsträger und FachexpertInnen vor Ort und auf nationaler Ebene wurden durch explorative Gespräche und bei der Präsentation der Ergebnisse eingebunden. Für die komplexe Projektstruktur waren auch einige Projektworkshops in den Teilnehmerländern zur Abstimmung der Behandlung der Forschungsfragen erforderlich. Ein Schwerpunkt dieser Abstimmungsarbeiten betraf die Entwicklung des dynamischen Modells POMMARD, das aufbauend auf einem gemeinsamen Basismodell für alle elf Studienregionen angewendet wurde. Entsprechend der politischen Relevanz wurden die Ergebnisse der Studie bei der EU-Kommission unter Teilnahme nationaler ExpertInnen und VertreterInnen der Regionen in einer Abschlusskonferenz in Brüssel präsentiert. Im Rahmen des Projektes wurden zahlreiche Zwischenergebnisse auf internationalen Konferenzen präsentiert und in wissenschaftlichen Beiträgen veröffentlicht. Auch die österreichische Fallstudie wurde auf mehreren internationalen Konferenzen vorgestellt und in zahlreichen Publikationen der Fachöffentlichkeit zugänglich gemacht (z.B. Bergmann et. al. 2007 und 2011; Bergmann and Thomson 2008; Dax et. al. 2009; Dax and Hovorka 2010). Zusätzlich zum Abschlussbericht ist eine Buchpublikation (Verlag Routledge) im Jahr 2011 erschienen (Bryden et al. 2011a). Da es zum Projekt bisher keine zusammenfassende deutschsprachige Veröffentlichung gibt, soll mit dieser Publikation ein Überblick über ausgewählte Projektergebnisse gegeben werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Präsentation der österreichischen Fallstudie Pinzgau-Pongau und dabei insbesondere auf Schlussfolgerungen aus den Befragungen im Untersuchungsgebiet, da diese in den englischsprachigen Veröffentlichungen weniger ausführlich behandelt wurden. Darüber hinaus wird in diesem Bericht eine Verbindung mit den aktuellen Entwicklungen in der Agrarpolitik hinsichtlich der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2014 hergestellt.</p>
<p>Das Thema der Multifunktionalität der Landwirtschaft hat zwar in den letzten Jahren in der wissenschaftlichen Bearbeitung etwas nachgelassen, findet sich aber noch immer an zentraler Stelle vieler Diskussionen hinsichtlich der Entwicklung der Agrarpolitik und ihrer Verknüpfung mit Fragen der ländlichen Entwicklung. Das Netzwerk Land LE07-13 hat mit einem Schwerpunktheft die vielfältigen Aspekte der Multifunktionalität für die ländliche Entwicklung beleuchtet (Netzwerk Land 2010). Auch wenn der Begriff nunmehr in der europäischen Agrarpolitik weit verbreitet ist, sind viele Fragestellungen der Bewertung multifunktionaler Leistungen und der Zuordnung von spezifischen Leistungen zu unterschiedlichen Bewirtschaftungsmethoden im internationalen Rahmen noch nicht ausreichend geklärt. In der kürzlich durchgeführten Ausschreibung des ERA-Nets RURAGRI („Facing sustainability: new relationships between rural areas and agriculture in Europe") wurde daher in spezifischen Fragestellungen auf dieses Thema eingegangen (RURAGRI 2012). Im Forschungsschwerpunkt zur Untersuchung von Fragen der Landnutzung wird explizit auf die Untersuchung der Multifunktionalität der Landwirtschaft und ihren Beitrag zur Diversifizierung der Wirtschaft ländlicher Regionen eingegangen. Dies ist nur ein Beispiel unter vielen, die auf die Aktualität und hohe Relevanz der Multifunktionalität in der gegenwärtigen Diskussion der Agrarpolitik verweisen.</p><h2>Ausgewählte Ergebnisse des EU-Projektes TOP-MARD</h2>
<p>Seit vielen Jahren werden der Landwirtschaft eine Reihe von Aufgaben zugeschrieben, die weit über die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen und die unmittelbare Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse hinausgehen. Teile der agrarpolitischen Maßnahmen werden daher auch mit dem Hinweis auf die Multifunktionalität der Landwirtschaft begründet. Mit der Entwicklung integrierter Politikkonzepte ist diese Sichtweise erheblich verstärkt worden und hat insbesondere in die Diskussion der ländlichen Entwicklungspolitik Eingang gefunden.</p>
<p>Die Diskussion der Multifunktionalität ist vor allem von jenen Ländern ausgegangen, welche seit Jahrzehnten ihre agrarpolitischen Bemühungen zur Sicherung kleinbäuerlicher Strukturen und der Aufrechterhaltung der Landwirtschaft in peripheren Gebieten verstärkt haben. Neben der Schweiz und Norwegen sowie Japan zählte insbesondere auch Österreich zu den Vorreitern der Diskussion dieses Konzeptes.</p>
<p>Bezüglich der Diskussion der Multifunktionalität der Berglandwirtschaft kommt dem Protokoll Berglandwirtschaft des internationalen Vertragswerks Alpenkonvention eine Vorreiterrolle zu. Dieses 1994 verhandelte Protokoll (Alpenkonvention 1994) wurde von Österreich im Jahr 2000 unterzeichnet und 2002 ratifiziert. Darin sind die vielfältigen Leistungen der Berglandwirtschaft für die Gesellschaft beschrieben und Forderungen an die Politik für ihre Erhaltung und Verbesserung - insbesondere für die umweltrelevanten Leistungen - aufgestellt worden (Ständiges Sekretariat 2010, S. 75 ff). Die enge Verknüpfung mit der regional differenzierten Ausrichtung landwirtschaftlicher Produktionssysteme und der in Berggebieten erhöhten Sensibilität bezüglich der Leistungen für die Umwelt, Gesellschaft und Regionalentwicklung ist nicht zufällig auf Gebiete mit landwirtschaftlichen Produktionserschwernissen konzentriert (Dax und Hovorka 2010, S. 8).</p>
<p>Aber auch auf globaler Ebene wird die Wirkungsweise unterschiedlicher Landwirtschaftssysteme als Grundlage für die Erbringung von Leistungen für die Gesellschaft immer stärker diskutiert. So hat sich der Weltagrarrat massiv gegen die internationale Entwicklung in Richtung industrielle Landwirtschaft mit Intensivanbau in Monokulturen, Ausräumung der Landschaften und Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen ausgesprochen. Der Agrarrat fordert das Ziel der Ernährungssouveränität ein, sowie die Umstellung auf eine multifunktionale Landwirtschaft, die den Erhalt und die Erneuerung von Wasser, Böden, Wälder und Artenvielfalt in den Mittelpunkt der Agrarpolitik rückt (IAASTD 2008a und 2008b; Dax und Hovorka 2010, S. 8).</p>
<p>Vor einigen Jahren hat die Europäische Kommission verstärkt Forschungsarbeiten zu dieser Sichtweise der Agrarpolitik in Auftrag gegeben und damit beabsichtigt, die wissenschaftlichen Erkenntnisse des Konzeptes der Multifunktionalität zu vertiefen. Die Bundesanstalt für Bergbauernfragen hat an einigen der diesbezüglichen Projekte aus den EU-Rahmenprogrammen teilgenommen. Mit einem großen Netzwerk von Partnern war dieses Bemühen insbesondere in zwei Projekten erfolgreich:</p>
<ul>
<li>EUROLAN (Strengthening the Multifunctional Use of European Land: Coping with Marginalisation; 2003 - 2006)1</li>
<li>TOP-MARD (Towards a Policy Model of Multifunctionality and Rural Development; deutscher Titel: Entwicklung eines Analyseansatzes und Politik-Modells zur Multifunktionalität der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes; 2005 - 2008)</li>
</ul>
<p>Die spezifische Aufgabe für die österreichische Beteiligung an diesen Forschungsvorhaben bestand darin, Fallbeispiele aus dem Berggebiet Österreichs in den internationalen Vergleich einzubringen und die Relevanz des Konzepts in diesen Regionen hervorzuheben.</p>
<p>Das Hauptziel des Projektes TOP-MARD bestand darin, das Konzept der Multifunktionalität als Instrument der ländlichen Entwicklungspolitik zu nutzen und weiterzuentwickeln und die ökonomischen, sozialen, kulturellen, ökologischen und geographischen Auswirkungen der Multifunktionalität zu untersuchen. Es ging darum, die Kenntnis darüber zu verbessern, wie sich die verschiedenen Funktionen des Agrarsektors in unterschiedlichen Regionen auf die wirtschaftliche Entwicklung und auf die Lebensqualität in diesen Regionen auswirken und wie diese Funktionen durch unterschiedliche Politik- und Fördermodelle beeinflusst werden. Die Ergebnisse sollten auch den politischen Entscheidungsträgern auf EU-Ebene und den Dienststellen der EU-Kommission als Entscheidungshilfe zur Verfügung gestellt werden. Dieser Anspruch bestand prinzipiell auch für die Entscheidungsträger und die Verwaltung in den Studienregionen und den Mitgliedstaaten. Im Rahmen des Projektes wurden Untersuchungen in elf Studienregionen durchgeführt. Für Österreich wurde die Bergregion Pinzgau-Pongau (NUTS 3 Code AT 322) im Bundesland Salzburg als Beispiel einer typischen Berggebietsregion ausgewählt.</p>
<p>Im Rahmen des Projektes wurden zahlreiche wissenschaftliche Instrumente eingesetzt, die insbesondere zur vertieften Analyse der Wechselwirkungen im Kontext der Multifunktionalität konzipiert wurden. Dazu zählen insbesondere die Erfassung bereits vorliegender Untersuchungen anhand umfangreicher Analyse von Sekundärliteratur zur Erklärung der Wirkungszusammenhänge, die Durchführung von Workshops in den Studienregionen zur Dokumentation der Relevanz und des Bewusstseins bezüglich der Multifunktionalität in den Studienregionen, eine Serie von standardisierten Fragebögen zur gezielten Erfassung der regionalen Bedeutung unterschiedlicher Aspekte der Multifunktionalität und die Erstellung von regionalen Input-Output Matrizen als Grundlage für die Konzeption der Wechselwirkungen beim Modellaufbau. Politische Entscheidungsträger und FachexpertInnen vor Ort und auf nationaler Ebene wurden durch explorative Gespräche und bei der Präsentation der Ergebnisse eingebunden. Für die komplexe Projektstruktur waren auch einige Projektworkshops in den Teilnehmerländern zur Abstimmung der Behandlung der Forschungsfragen erforderlich. Ein Schwerpunkt dieser Abstimmungsarbeiten betraf die Entwicklung des dynamischen Modells POMMARD, das aufbauend auf einem gemeinsamen Basismodell für alle elf Studienregionen angewendet wurde. Entsprechend der politischen Relevanz wurden die Ergebnisse der Studie bei der EU-Kommission unter Teilnahme nationaler ExpertInnen und VertreterInnen der Regionen in einer Abschlusskonferenz in Brüssel präsentiert. Im Rahmen des Projektes wurden zahlreiche Zwischenergebnisse auf internationalen Konferenzen präsentiert und in wissenschaftlichen Beiträgen veröffentlicht. Auch die österreichische Fallstudie wurde auf mehreren internationalen Konferenzen vorgestellt und in zahlreichen Publikationen der Fachöffentlichkeit zugänglich gemacht (z.B. Bergmann et. al. 2007 und 2011; Bergmann and Thomson 2008; Dax et. al. 2009; Dax and Hovorka 2010). Zusätzlich zum Abschlussbericht ist eine Buchpublikation (Verlag Routledge) im Jahr 2011 erschienen (Bryden et al. 2011a). Da es zum Projekt bisher keine zusammenfassende deutschsprachige Veröffentlichung gibt, soll mit dieser Publikation ein Überblick über ausgewählte Projektergebnisse gegeben werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Präsentation der österreichischen Fallstudie Pinzgau-Pongau und dabei insbesondere auf Schlussfolgerungen aus den Befragungen im Untersuchungsgebiet, da diese in den englischsprachigen Veröffentlichungen weniger ausführlich behandelt wurden. Darüber hinaus wird in diesem Bericht eine Verbindung mit den aktuellen Entwicklungen in der Agrarpolitik hinsichtlich der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2014 hergestellt.</p>
<p>Das Thema der Multifunktionalität der Landwirtschaft hat zwar in den letzten Jahren in der wissenschaftlichen Bearbeitung etwas nachgelassen, findet sich aber noch immer an zentraler Stelle vieler Diskussionen hinsichtlich der Entwicklung der Agrarpolitik und ihrer Verknüpfung mit Fragen der ländlichen Entwicklung. Das Netzwerk Land LE07-13 hat mit einem Schwerpunktheft die vielfältigen Aspekte der Multifunktionalität für die ländliche Entwicklung beleuchtet (Netzwerk Land 2010). Auch wenn der Begriff nunmehr in der europäischen Agrarpolitik weit verbreitet ist, sind viele Fragestellungen der Bewertung multifunktionaler Leistungen und der Zuordnung von spezifischen Leistungen zu unterschiedlichen Bewirtschaftungsmethoden im internationalen Rahmen noch nicht ausreichend geklärt. In der kürzlich durchgeführten Ausschreibung des ERA-Nets RURAGRI („Facing sustainability: new relationships between rural areas and agriculture in Europe") wurde daher in spezifischen Fragestellungen auf dieses Thema eingegangen (RURAGRI 2012). Im Forschungsschwerpunkt zur Untersuchung von Fragen der Landnutzung wird explizit auf die Untersuchung der Multifunktionalität der Landwirtschaft und ihren Beitrag zur Diversifizierung der Wirtschaft ländlicher Regionen eingegangen. Dies ist nur ein Beispiel unter vielen, die auf die Aktualität und hohe Relevanz der Multifunktionalität in der gegenwärtigen Diskussion der Agrarpolitik verweisen.</p>FB06: Die Entwicklung der Bergbauerneinkommen2012-06-13T15:28:52+02:002012-06-13T15:28:52+02:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1604:fb06&catid=135&lang=de&Itemid=215Michaela Hager<p><em>Rudolf Niessler</em></p>
<p>In den letzten Jahren ist das Bergbauernproblem sehr stark in das Bewußtsein der Öffentlichkeit gedrungen. Es wurde erkannt, daß die Bergbauern neben der Produktionsfunktion wesentliche andere für die Gesellschaft bedeutende Funktionen ausüben, so vor allem die Erhaltung der Besiedelung im Berggebiet. Die Notwendigkeit, die Bergbauern als Bergbauern zu erhalten, hat sich in konkreten Förderungsmaßnahmen niedergeschlagen, die auf die Verbesserung ihrer Einkommenssituation abzielen. Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit der Einkommenssituation der Bergbauern. Ziel war es, die Lage der Bergbauern in der österreichischen Landwirtschaft zu bestimmen und einen Überblick über die Position und Entwicklung der bedeutendsten Gruppen innerhalb der Bergbauern zu geben. Es wird also nicht nur das Bundesmittel der Bergbauernbetriebe als für die Bergbauern repräsentativ erachtet, sondern es wird versucht, ein differenziertes Bild über die Lage der Bergbauern durch die Verwendung der Daten auf möglichst niedrigem Aggregationsniveau zu geben.</p><p><em>Rudolf Niessler</em></p>
<p>In den letzten Jahren ist das Bergbauernproblem sehr stark in das Bewußtsein der Öffentlichkeit gedrungen. Es wurde erkannt, daß die Bergbauern neben der Produktionsfunktion wesentliche andere für die Gesellschaft bedeutende Funktionen ausüben, so vor allem die Erhaltung der Besiedelung im Berggebiet. Die Notwendigkeit, die Bergbauern als Bergbauern zu erhalten, hat sich in konkreten Förderungsmaßnahmen niedergeschlagen, die auf die Verbesserung ihrer Einkommenssituation abzielen. Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit der Einkommenssituation der Bergbauern. Ziel war es, die Lage der Bergbauern in der österreichischen Landwirtschaft zu bestimmen und einen Überblick über die Position und Entwicklung der bedeutendsten Gruppen innerhalb der Bergbauern zu geben. Es wird also nicht nur das Bundesmittel der Bergbauernbetriebe als für die Bergbauern repräsentativ erachtet, sondern es wird versucht, ein differenziertes Bild über die Lage der Bergbauern durch die Verwendung der Daten auf möglichst niedrigem Aggregationsniveau zu geben.</p>FB04: Strukturentwicklung und Einkommenssituation der Milchproduktionsbetriebe2012-06-13T15:23:26+02:002012-06-13T15:23:26+02:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1602:fb04&catid=135&lang=de&Itemid=215Michaela Hager<p><em>Josef Krammer</em></p>
<p>Die Milchproduktion ist eine wichtige Einkommensquelle für einen Großteil der Bauern Österreichs. Für die Mehrheit der Bergbauern aber stellt die Viehhaltung und insbesondere die Milchproduktion die wesentlicheste Einkommensquelle und damit Existenzgrundlage dar. Durch die vorliegende Analyse der Strukturentwicklung der Kuhhaltung, der Milchproduktion und der Entwicklung der Einkommenssituation der spezialisierten Milchproduzenten soll gezeigt werden, welche Entwicklungstrends in der Milchproduktion vorhanden sind, wie sich die Struktur der Kuhhaltung Österreichs zu den Ländern der EWG verhält und wie sich die Einkommenslage der Betriebe der spezialisierten Milchproduzenten entwickelt. Durch die genaue Kenntnis der Entwicklung der Einkommen der spezialisierten Milchproduzenten sind Aussagen darüber möglich, ob mit verstärkten Bestreben von mittleren bis größeren Betrieben in landwirtschaftlichen Gunstlagen (Alpenvorland und Tallagen des Berggebietes), auf die Milchproduktion umzusteigen, zu rechnen ist oder nicht. Da die weitere Verlagerung der Milchproduktion in die Grünlandgebiete des Flachlandes zu einer ernsten Bedrohung der Existenzgrundlage vieler Bergbauern führen kann, sind Kenntnisse über den zentralen Beweggrund für die Umstellung auf Milchproduktion, nämlich· das zu erwartende Einkommen von besonderem Interesse.</p><p><em>Josef Krammer</em></p>
<p>Die Milchproduktion ist eine wichtige Einkommensquelle für einen Großteil der Bauern Österreichs. Für die Mehrheit der Bergbauern aber stellt die Viehhaltung und insbesondere die Milchproduktion die wesentlicheste Einkommensquelle und damit Existenzgrundlage dar. Durch die vorliegende Analyse der Strukturentwicklung der Kuhhaltung, der Milchproduktion und der Entwicklung der Einkommenssituation der spezialisierten Milchproduzenten soll gezeigt werden, welche Entwicklungstrends in der Milchproduktion vorhanden sind, wie sich die Struktur der Kuhhaltung Österreichs zu den Ländern der EWG verhält und wie sich die Einkommenslage der Betriebe der spezialisierten Milchproduzenten entwickelt. Durch die genaue Kenntnis der Entwicklung der Einkommen der spezialisierten Milchproduzenten sind Aussagen darüber möglich, ob mit verstärkten Bestreben von mittleren bis größeren Betrieben in landwirtschaftlichen Gunstlagen (Alpenvorland und Tallagen des Berggebietes), auf die Milchproduktion umzusteigen, zu rechnen ist oder nicht. Da die weitere Verlagerung der Milchproduktion in die Grünlandgebiete des Flachlandes zu einer ernsten Bedrohung der Existenzgrundlage vieler Bergbauern führen kann, sind Kenntnisse über den zentralen Beweggrund für die Umstellung auf Milchproduktion, nämlich· das zu erwartende Einkommen von besonderem Interesse.</p>FB10: Bergbauernförderung in Österreich - Direktzahlungen von Bund und Ländern2012-06-13T09:41:14+02:002012-06-13T09:41:14+02:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1598:fb10&catid=135&lang=de&Itemid=215Michaela Hager<p><em>Ignaz Knöbl</em></p>
<p>Als der Bergbauernzuschuß des Bundes geschaffen wurde, bedeutete dies eine qualitative Änderung der Agrarpolitik. Die offenen oder verdeckten Formen der Produktsubventionierung, die über die Menge einkommenswirksam werden, wurde damit eine erste Alternative entgegengestellt. Seither sind eine Reihe von unterschiedlich konzipierten Förderungen geschaffen woden, denen allen gemeinsam ist, dass sie nicht über den "Umweg" Produkt- bzw. Exportsubventionierung und Zinsenstützung bei der Investitionsförderung, sondern direkt einkommenswirksam sind.</p>
<p>Bei der vorliegenden Publikation handelt es sich um eine systematische Gesamtdarstellung dieser wesenltichsten Direktzahlungen an die Berglandwirtschaft. Der Bergbauernzuschuß des Bundes, die Betriebswirtschaftsprämien und Alpungsprämien der Länder sowie die für das Wirtschaftsjahr 1984/85 erstmals ausbezahlte Vergütung des "allgemeinen Absatzförderungsbeitrages" an Bergbauern der Zonen 3 und 4 werden nach ihren Zielsetzungen, den Vergabekriterien, dem Förderungsumfang und den Empfängerzahlen dokumentiert. Bei jeder der genannten Förderungsmaßnahmen wird die Entwicklung seit deren Einführunge dargestellt und zwar sowohl bezüglich der Änderungen der Anspruchskriterien als auch der Empfängerzahlen und Auszahlungssummen. Der umfangreiche statistische Teil (insgesamt 108 Tabellen) - Bergbauernzuschuß und Bewirtschaftungsprämien werden dabei seit deren jeweiligem Einführungsjahr bis auf Bezirksebene dargestellt - ermöglicht Aussagen über die regonale Wirksamkeit dieser Förderungsmaßnahmen. Da die Maßstäbe für den bergbäuerlichen Charakter eines Landwirtschaftsbetriebes ein wesentliches Anspruchskriterium bei den genannten Direktzahlungen sind, werden zudem die Bergbauerneinteilungssysteme des Bundes und der Bundesländer erläutert.<br /><br /></p><p><em>Ignaz Knöbl</em></p>
<p>Als der Bergbauernzuschuß des Bundes geschaffen wurde, bedeutete dies eine qualitative Änderung der Agrarpolitik. Die offenen oder verdeckten Formen der Produktsubventionierung, die über die Menge einkommenswirksam werden, wurde damit eine erste Alternative entgegengestellt. Seither sind eine Reihe von unterschiedlich konzipierten Förderungen geschaffen woden, denen allen gemeinsam ist, dass sie nicht über den "Umweg" Produkt- bzw. Exportsubventionierung und Zinsenstützung bei der Investitionsförderung, sondern direkt einkommenswirksam sind.</p>
<p>Bei der vorliegenden Publikation handelt es sich um eine systematische Gesamtdarstellung dieser wesenltichsten Direktzahlungen an die Berglandwirtschaft. Der Bergbauernzuschuß des Bundes, die Betriebswirtschaftsprämien und Alpungsprämien der Länder sowie die für das Wirtschaftsjahr 1984/85 erstmals ausbezahlte Vergütung des "allgemeinen Absatzförderungsbeitrages" an Bergbauern der Zonen 3 und 4 werden nach ihren Zielsetzungen, den Vergabekriterien, dem Förderungsumfang und den Empfängerzahlen dokumentiert. Bei jeder der genannten Förderungsmaßnahmen wird die Entwicklung seit deren Einführunge dargestellt und zwar sowohl bezüglich der Änderungen der Anspruchskriterien als auch der Empfängerzahlen und Auszahlungssummen. Der umfangreiche statistische Teil (insgesamt 108 Tabellen) - Bergbauernzuschuß und Bewirtschaftungsprämien werden dabei seit deren jeweiligem Einführungsjahr bis auf Bezirksebene dargestellt - ermöglicht Aussagen über die regonale Wirksamkeit dieser Förderungsmaßnahmen. Da die Maßstäbe für den bergbäuerlichen Charakter eines Landwirtschaftsbetriebes ein wesentliches Anspruchskriterium bei den genannten Direktzahlungen sind, werden zudem die Bergbauerneinteilungssysteme des Bundes und der Bundesländer erläutert.<br /><br /></p>FF43: Almstatistik 20092010-09-09T11:37:08+02:002010-09-09T11:37:08+02:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1547:ff43-almstatistik-2009&catid=135&lang=de&Itemid=215Michaela Hager<p>Die Almwirtschaft spielt im Bergland Österreich eine wichtige Rolle. Almen sind nicht nur ein integraler Bestandteil der Berglandwirtschaft, sondern sind über ihre landwirtschaftliche Funktion hinaus prägende Elemente der montanen, subalpinen und alpinen Kulturlandschaften und des Berggebiets. Nur die Bundesländer Burgenland und Wien weisen keine Almen auf. Diese extensiven Dauergrünlandflächen unterhalb und oberhalb der Waldgrenze bilden ein wichtiges Netzwerk an ökologisch wertvollen Flächen, die für die Erhaltung der Biodiversität (Arten-, Biotop- und Landschaftsvielfalt) von großer Bedeutung sind.</p>
<p><em>Bearbeitung: Michael Groier (BABF)</em><br /><em>Kartograhie und Datenaufbereitung: Philipp Gmeiner (BABF)</em><br /><em>Organisation: Otto Hofer, Franz Göltl (BMLFUW)</em><br /><em>Dateneingabe und -aufbereitung: Klaus Astl, Rainer Resl, Renate Reisenberger, Sabine Winterer, Maximilian Schätzner, Christina-Elisabeth Maier (alle BMLFUW)</em></p><p>Die Almwirtschaft spielt im Bergland Österreich eine wichtige Rolle. Almen sind nicht nur ein integraler Bestandteil der Berglandwirtschaft, sondern sind über ihre landwirtschaftliche Funktion hinaus prägende Elemente der montanen, subalpinen und alpinen Kulturlandschaften und des Berggebiets. Nur die Bundesländer Burgenland und Wien weisen keine Almen auf. Diese extensiven Dauergrünlandflächen unterhalb und oberhalb der Waldgrenze bilden ein wichtiges Netzwerk an ökologisch wertvollen Flächen, die für die Erhaltung der Biodiversität (Arten-, Biotop- und Landschaftsvielfalt) von großer Bedeutung sind.</p>
<p><em>Bearbeitung: Michael Groier (BABF)</em><br /><em>Kartograhie und Datenaufbereitung: Philipp Gmeiner (BABF)</em><br /><em>Organisation: Otto Hofer, Franz Göltl (BMLFUW)</em><br /><em>Dateneingabe und -aufbereitung: Klaus Astl, Rainer Resl, Renate Reisenberger, Sabine Winterer, Maximilian Schätzner, Christina-Elisabeth Maier (alle BMLFUW)</em></p>FF13: Die Bergbauern in der österreichischen Landwirtschaft2010-07-12T18:28:42+02:002010-07-12T18:28:42+02:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1541:ff13-die-bergbauern-in-der-sterreichischen-landwirtschaft&catid=135&lang=de&Itemid=215Michaela Hager<p>In der Vergangenheit wurden die positiven externen Effekte und die Bereitstellung öffentlicher Güter als „Nebenprodukte“ der Bewirtschaftung erbracht und über die Produktpreise abgegolten. Seit Zunahme der Intensivlandwirtschaft zeigen sich durch wachsende Überschüsse und negative externe Effekte aber die Grenzen dieses Systems. Einerseits widerspricht der damit verbundene Produktionsanreiz einigen Zielen, wie z.B. einer ökologisch verträglichen Bewirtschaftung sowie der volkswirtschaftlich sinnvollen Verwendung von Steuermitteln, andererseits reicht das erzielbare Einkommen über die Preise in den Ungunstlagen nicht aus, um die Aufgabe der Bewirtschaftung und die Abwanderung zu verhindern. Ein ausreichendes Einkommen ist jedoch langfristig die Grundvoraussetzung für die Erbringung gesellschaftlich erwünschter Leistungen durch die Landwirtschaft. Eine völlige Liberalisierung der Agrarmärkte wäre für Österreich keine Alternative. Das freie Spiel der Marktkräfte brächte für Österreich langfristig eine Konzentration der agrarischen Produktion in den Gunstlagen in Form von industriell ausgerichteten Intensivbetrieben mit Massentierhaltung, Überdüngung und ökologischen Schäden auf der einen Seite und der Produktionsaufgabe in den Ungunstlagen (Berggebiet) mit der ...</p>
<p> </p><p>In der Vergangenheit wurden die positiven externen Effekte und die Bereitstellung öffentlicher Güter als „Nebenprodukte“ der Bewirtschaftung erbracht und über die Produktpreise abgegolten. Seit Zunahme der Intensivlandwirtschaft zeigen sich durch wachsende Überschüsse und negative externe Effekte aber die Grenzen dieses Systems. Einerseits widerspricht der damit verbundene Produktionsanreiz einigen Zielen, wie z.B. einer ökologisch verträglichen Bewirtschaftung sowie der volkswirtschaftlich sinnvollen Verwendung von Steuermitteln, andererseits reicht das erzielbare Einkommen über die Preise in den Ungunstlagen nicht aus, um die Aufgabe der Bewirtschaftung und die Abwanderung zu verhindern. Ein ausreichendes Einkommen ist jedoch langfristig die Grundvoraussetzung für die Erbringung gesellschaftlich erwünschter Leistungen durch die Landwirtschaft. Eine völlige Liberalisierung der Agrarmärkte wäre für Österreich keine Alternative. Das freie Spiel der Marktkräfte brächte für Österreich langfristig eine Konzentration der agrarischen Produktion in den Gunstlagen in Form von industriell ausgerichteten Intensivbetrieben mit Massentierhaltung, Überdüngung und ökologischen Schäden auf der einen Seite und der Produktionsaufgabe in den Ungunstlagen (Berggebiet) mit der ...</p>
<p> </p>FF39: Was brachte der EU-Beitritt der österreichischen Landwirtschaft?2007-12-06T13:10:08+01:002007-12-06T13:10:08+01:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1468:ff39-was-brachte-der-eu-beitritt-der-sterreichischen-landwirtschaft&catid=135&lang=de&Itemid=215Michaela Hager<p>Diese Frage wurde dem Autor anlässlich der „Sommeruni Davos 2007“ von Schweizer Veranstalterseite gestellt. Dieses Thema mag für alle politisch Interessierten aus den Nicht-EU-Ländern Europas oder gerade beigetretenen Ländern eine sehr interessantes sein, wurde aber bis jetzt in Österreich kaum gestellt. Die Gründe dafür mögen zum einen darin liegen, dass es für die Betroffenen müßig ist, das Spiel „Was-wäre-wenn-gewesen“ zu spielen, und zum anderen ist die Frage eben für Österreich nach wie vor eine politisch brisante, sodass die Frage allein schon als „gefährliche Drohung“ aufgefasst werden könnte und deshalb eher tabuisiert wird. Es gibt, soweit dem Verfasser bekannt, deshalb auch nur einen relevanten aktuellen Artikel von Franz Sinabell (2004) über die „Entwicklungstendenzen der Österreichischen Landwirtschaft seit dem EU Beitritt“<a href="https://bab.gv.at/#_ftn1" name="_ftnref1"></a>.<a href="https://bab.gv.at/#_ftn1" name="_ftnref1"></a> Trotzdem scheint es angebracht, dass man zwölf Jahre nach dieser großen Entscheidung, aus verschiedenen Perspektiven Bilanz über den EU-Beitritt und die Folgen für die Landwirtschaft zieht.</p>
<p><strong>Ad Agrarbudget: </strong>Am augenfälligsten zeigten sich der Beitritt in einem rapiden Anstieg des Agrarbudgets. Nachdem die degressiven Ausgleichszahlungen innerhalb von vier Jahren ausgelaufen waren, pendelte sich das Volumen der Ausgaben für die Land und Forstwirtschaft auf ca. 2 Mrd. Euro ein bzw. konnte es in Folge der Agenda-2000-Reformen sogar noch auf ca. 2,3 Mrd. ausgedehnt werden. Die Agrarausgaben sind fast linear seit 1989 (Beitrittsansuchen) angewachsen und sie weisen eine Zunahme von ca. 142 % zischen 1989 und 2006 auf. Damit liegen sie merklich über dem BIP-Wachstum von ca. 103 % oder ganz wesentlich über dem Ausgabenwachstum des Bundes von ca. 85 %.</p>
<p><strong>Ad Struktur:</strong> Seit 1990 haben ca. 90.000 Betriebe – das sind ca. ein Drittel der Ausgangszahl – die land- und forstwirtschaftliche Tätigkeit eingestellt. In Bezug auf die Erwerbstätigen in Jahresarbeitseinheiten werden 60.000-70.000 Personen weniger in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt. Nachdem diese längerfristigen Trends kaum Abschwächungstendenzen bzw. teilweise sogar Beschleunigungstendenzen aufweisen, kann davon ausgegangen werden, dass ein Teil dieser Veränderungen beitrittsbedingt war.</p>
<p>Vor dem EU Beitritt wurden die zusätzliche Beschäftigungsreduktion in der Landwirtschaft in einem makroökonomischen Simulationsmodell von Hofreiter/Weiß (1993) auf ca. 14.000 bis 20.000 Personen eingeschätzt. Diese Größenrelation dürfte nicht unrealistisch sein. Viele Nebenerwerbs- und Rentnerbetriebe zogen einfach aufgrund des zusätzlichen Anpassungs- und Innovationsstresses ihre Entscheidung vor, und entschieden sich für ein früheres Ausscheiden. Dagegen konnten sich die Haupterwerbsbetriebe, nicht zuletzt aufgrund der umfangreichen Programme relativ gut behaupten.</p>
<p><em>Ursache Bürokratisierung:</em> Ein Gutteil der ausgeschiedenen Nebenerwerbsbetriebe hat nicht nur aus pessimistischer Zukunftssicht zugesperrt, sondern diese haben sich im Verhältnis zum Umfang der Tätigkeiten auch von den bürokratischen Auflagen wie den Mehrfachanträgen, den notwendigen Erfassungsarbeiten, den Aufzeichnungspflichten sowie den diversen Kontrollen überfordert gefühlt. Nicht nur die budgetären und finanziellen Abhängigkeiten der Bauern von der Agrarverwaltung haben somit enorm zugenommen, sondern auch das öffentliche Kontrollsystem per se hat die Abhängigkeit und Fremdbestimmung der Bauern unvergleichlich zum Vorher erweitert.</p>
<p><em>Ursache Produktivitätsdruck: </em>Die rapide Veränderung der Agrarstruktur geht aber auch darauf zurück, dass im Verhältnis zu anderen nördlichen und westlichen Industrieländern die österreichische Produktion insbesondere in der Milchvieh-, Rinder-, und Schweinehaltung wenig intensiviert und spezialisiert war. Das Produktivitätsgefälle wurde z.B. in der Milchviehhaltung dadurch sichtbar, dass beim Beitritt zur EU nur 0,5 % der Milchkühe in Beständen über 50 Stück waren, während in Großbritannien 80 % oder in Deutschland 40 % in Großbeständen waren. Im Jahr 2005 werden bereits 3,5 % der Milchkühe in Beständen von mehr als 50 Kühen gemolken. Betriebe mit Milchquoten über 100.000 kg pro Jahr waren vor dem Beitritt kaum existent; 2005 kommt bereits mehr als 15 % der Milch aus solchen so genannten „EU-reifen Wachstumsbetrieben“. Gleichzeitig haben aber seit 1994 34.000 Bauern die Milchlieferung eingestellt (Ein Minus von 41 %). Einen ähnlichen Intensivierungsschub gab es auch in der Rinderhaltung allgemein sowie in der Schweinehaltung. Der über den Binnenmarkt der EU vermittelte Produktivitätsdruck auf die kleinbetrieblich strukturierte Tierhaltung in Österreich hat enorm zugenommen und lässt erwarten, dass die strukturellen Veränderungstendenzen auch im nächsten Jahrzehnt anhalten werden.</p>
<p><strong>Ad Einkommen.</strong> Der Beitritt wurde ohne Anpassungs- und Übergangszeiten vollzogen. Der beitrittsbedingte Preisschock wurde einfach durch Direktzahlungen ausgeglichen. Die öffentlichen Beiträge in Form von Direktzahlungen (GAP-Ausgleich, Umweltprämien, Ausgleichszahlungen im Berggebiet) nehmen einen immer höheren Anteil an den Einkünften aus Land und Forstwirtschaft ein (2005/06 im Bundesmittel ca. 82%). D.h. es kommen derzeit nur mehr ca. 18 % des bäuerlichen Einkommens aus der produktiven Tätigkeit. Die land- und forstwirtschaftlichen Einkommen stagnieren im Durchschnitt während der Anteil des außerlandwirtschaftlichen Erwerbseinkommens und die Sozialtransfers zum steigenden Gesamteinkommen einen wachsenden Beitrag erbringen.</p>
<p><em>Starke Kapitalisierung:</em> Die Stagnation der landwirtschaftlichen Einkommen ist aber in einer familienbetrieblichen Struktur immer relativ zu lesen, da die Reinvestitionrate im landwirtschaftlichen Betrieb eben bei guten Einkünften zumeist einfach erhöht wird. So hat die Kapitalisierung der österreichischen Land- und Forstwirtschaft seit Ende der 80er Jahre merklich zugenommen. Die Bruttoanlageinvestitionen nahmen zischen 1989/90 und 1999/2000 um ca. 25 % zu und die Abschreibungen wuchsen zischen 1989/90 und 2005/2006 um ca. 33 %. Heute ist die österreichische Landwirtschaft, obwohl sie aus der Perspektive ihrer Struktur in der EU wenig wettbewerbsfähig erscheinen mag, durchaus stark mit Anlagen und Maschinen ausgerüstet. Manche sprechen sogar davon, dass sie im Verhältnis zu ihrer ökonomischen Perspektive stark überkapitalisiert ist.</p>
<p><strong>Fehlende Verteilungsgerechtigkeit der Förderungen:</strong> Die alleinige Ausrichtung der GAP-Ausgleiche an historischen Produktionsrechten und die durch nichts begründbare Handelbarkeit von Prämienrechten werden im Kontext des wieder stark steigenden Agrarpreisniveaus dazu führen, dass diese Art von Direktzahlungen beseitigt werden dürfte. Solche Prämienrechte haben weder einen Lenkungseffekt noch entsprechen sie einem Mindestmaß an Verteilungsgerechtigkeit. Aber auch allgemein: Die vorwiegende Bindung von Förderungen an den Faktor Fläche oder Tierbestand bedingt, dass großbetriebliche Strukturen gegenüber kleinbetrieblichen bevorzugt werden und der Strukturwandel durch das EU-Förderungssystem weiter auf hohem Niveau gehalten wird. Die GAP und damit auch Österreichs Agrarpolitik steht nicht zuletzt deshalb vor einem laufenden Reformbedarf.</p>
<p><strong>Ad Verarbeitungssektor:</strong> Obwohl Österreichs Agrarindustrie (außer der Zuckerindustrie) vor dem Beitritt mit äußerst schlechten Noten belegt wurde und extreme Mängel in der Wettbewerbsfähigkeit diagnostiziert wurden, konnte sich dieser Sektor überraschend gut halten und büßte in vielen Bereichen nur wenig Marktanteile ein. Viele klein- und mittelbetriebliche Unternehmen bewiesen eine überraschende Anpassungs- und Innovationskraft. Insbesondere die Verarbeiter von Milch- und Molkereierzeugnissen und zum Teil auch die Fleisch und Fleischwarenerzeuger konnten eine sehr positive Entwicklung in Bezug auf die Handelsbilanz einfahren (z.B. 2006 Milch- und Milchprodukte-Handelsbilanz ca. +313 Mio. Euro seit 1990). Österreichs Nahrungsmittelindustrie verstand es ausgezeichnet, die führende Rolle im Bio-Sektor aber auch die Gentechnikfreiheit für ein positives Image im Ausland zu nützen. Aber auch viele Spezialbetriebe, insbesondere die Winzer schafften es, sich in der Qualitätsproduktion zu etablieren und durch innovatives Marketing in höherpreisige Marktsegmente vorzudringen.</p>
<p><strong>Fazit:</strong> Der EU-Beitritt wurde für Österreichs Landwirtschaft nicht, wie von manchen erwartet, zum Desaster, sondern die österreichische Agrarpolitik schaffte es durch den starken Einsatz öffentlicher Mittel, insbesondere im Bereich der Förderung der Betriebe im Berggebiet sowie durch ein sehr differenziertes Agrarumweltprogramm, den Agrarsektor im dynamischen europäischen Binnenmarkt stabil zu halten. Diese Anstrengungen müssen für die Zukunft aber im Rahmen eines laufenden Anpassungsbedarfs fortgesetzt werden. Gleichzeitig muss der gesamte Agrarsektor weiterhin „hell wach“ bleiben, um die Chancen zu laufenden Innovationen in vielen Bereichen zu nützen. Auch in der Österreichischen Agrarlandschaft und Agrarpolitik ist das „Ende der Gemütlichkeit“ ausgebrochen. Es bleibt zu hoffen, dass dies nicht nur zu ungunsten der betroffenen Menschen und zu ungunsten der Umwelt geschieht.</p><p>Diese Frage wurde dem Autor anlässlich der „Sommeruni Davos 2007“ von Schweizer Veranstalterseite gestellt. Dieses Thema mag für alle politisch Interessierten aus den Nicht-EU-Ländern Europas oder gerade beigetretenen Ländern eine sehr interessantes sein, wurde aber bis jetzt in Österreich kaum gestellt. Die Gründe dafür mögen zum einen darin liegen, dass es für die Betroffenen müßig ist, das Spiel „Was-wäre-wenn-gewesen“ zu spielen, und zum anderen ist die Frage eben für Österreich nach wie vor eine politisch brisante, sodass die Frage allein schon als „gefährliche Drohung“ aufgefasst werden könnte und deshalb eher tabuisiert wird. Es gibt, soweit dem Verfasser bekannt, deshalb auch nur einen relevanten aktuellen Artikel von Franz Sinabell (2004) über die „Entwicklungstendenzen der Österreichischen Landwirtschaft seit dem EU Beitritt“<a href="https://bab.gv.at/#_ftn1" name="_ftnref1"></a>.<a href="https://bab.gv.at/#_ftn1" name="_ftnref1"></a> Trotzdem scheint es angebracht, dass man zwölf Jahre nach dieser großen Entscheidung, aus verschiedenen Perspektiven Bilanz über den EU-Beitritt und die Folgen für die Landwirtschaft zieht.</p>
<p><strong>Ad Agrarbudget: </strong>Am augenfälligsten zeigten sich der Beitritt in einem rapiden Anstieg des Agrarbudgets. Nachdem die degressiven Ausgleichszahlungen innerhalb von vier Jahren ausgelaufen waren, pendelte sich das Volumen der Ausgaben für die Land und Forstwirtschaft auf ca. 2 Mrd. Euro ein bzw. konnte es in Folge der Agenda-2000-Reformen sogar noch auf ca. 2,3 Mrd. ausgedehnt werden. Die Agrarausgaben sind fast linear seit 1989 (Beitrittsansuchen) angewachsen und sie weisen eine Zunahme von ca. 142 % zischen 1989 und 2006 auf. Damit liegen sie merklich über dem BIP-Wachstum von ca. 103 % oder ganz wesentlich über dem Ausgabenwachstum des Bundes von ca. 85 %.</p>
<p><strong>Ad Struktur:</strong> Seit 1990 haben ca. 90.000 Betriebe – das sind ca. ein Drittel der Ausgangszahl – die land- und forstwirtschaftliche Tätigkeit eingestellt. In Bezug auf die Erwerbstätigen in Jahresarbeitseinheiten werden 60.000-70.000 Personen weniger in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt. Nachdem diese längerfristigen Trends kaum Abschwächungstendenzen bzw. teilweise sogar Beschleunigungstendenzen aufweisen, kann davon ausgegangen werden, dass ein Teil dieser Veränderungen beitrittsbedingt war.</p>
<p>Vor dem EU Beitritt wurden die zusätzliche Beschäftigungsreduktion in der Landwirtschaft in einem makroökonomischen Simulationsmodell von Hofreiter/Weiß (1993) auf ca. 14.000 bis 20.000 Personen eingeschätzt. Diese Größenrelation dürfte nicht unrealistisch sein. Viele Nebenerwerbs- und Rentnerbetriebe zogen einfach aufgrund des zusätzlichen Anpassungs- und Innovationsstresses ihre Entscheidung vor, und entschieden sich für ein früheres Ausscheiden. Dagegen konnten sich die Haupterwerbsbetriebe, nicht zuletzt aufgrund der umfangreichen Programme relativ gut behaupten.</p>
<p><em>Ursache Bürokratisierung:</em> Ein Gutteil der ausgeschiedenen Nebenerwerbsbetriebe hat nicht nur aus pessimistischer Zukunftssicht zugesperrt, sondern diese haben sich im Verhältnis zum Umfang der Tätigkeiten auch von den bürokratischen Auflagen wie den Mehrfachanträgen, den notwendigen Erfassungsarbeiten, den Aufzeichnungspflichten sowie den diversen Kontrollen überfordert gefühlt. Nicht nur die budgetären und finanziellen Abhängigkeiten der Bauern von der Agrarverwaltung haben somit enorm zugenommen, sondern auch das öffentliche Kontrollsystem per se hat die Abhängigkeit und Fremdbestimmung der Bauern unvergleichlich zum Vorher erweitert.</p>
<p><em>Ursache Produktivitätsdruck: </em>Die rapide Veränderung der Agrarstruktur geht aber auch darauf zurück, dass im Verhältnis zu anderen nördlichen und westlichen Industrieländern die österreichische Produktion insbesondere in der Milchvieh-, Rinder-, und Schweinehaltung wenig intensiviert und spezialisiert war. Das Produktivitätsgefälle wurde z.B. in der Milchviehhaltung dadurch sichtbar, dass beim Beitritt zur EU nur 0,5 % der Milchkühe in Beständen über 50 Stück waren, während in Großbritannien 80 % oder in Deutschland 40 % in Großbeständen waren. Im Jahr 2005 werden bereits 3,5 % der Milchkühe in Beständen von mehr als 50 Kühen gemolken. Betriebe mit Milchquoten über 100.000 kg pro Jahr waren vor dem Beitritt kaum existent; 2005 kommt bereits mehr als 15 % der Milch aus solchen so genannten „EU-reifen Wachstumsbetrieben“. Gleichzeitig haben aber seit 1994 34.000 Bauern die Milchlieferung eingestellt (Ein Minus von 41 %). Einen ähnlichen Intensivierungsschub gab es auch in der Rinderhaltung allgemein sowie in der Schweinehaltung. Der über den Binnenmarkt der EU vermittelte Produktivitätsdruck auf die kleinbetrieblich strukturierte Tierhaltung in Österreich hat enorm zugenommen und lässt erwarten, dass die strukturellen Veränderungstendenzen auch im nächsten Jahrzehnt anhalten werden.</p>
<p><strong>Ad Einkommen.</strong> Der Beitritt wurde ohne Anpassungs- und Übergangszeiten vollzogen. Der beitrittsbedingte Preisschock wurde einfach durch Direktzahlungen ausgeglichen. Die öffentlichen Beiträge in Form von Direktzahlungen (GAP-Ausgleich, Umweltprämien, Ausgleichszahlungen im Berggebiet) nehmen einen immer höheren Anteil an den Einkünften aus Land und Forstwirtschaft ein (2005/06 im Bundesmittel ca. 82%). D.h. es kommen derzeit nur mehr ca. 18 % des bäuerlichen Einkommens aus der produktiven Tätigkeit. Die land- und forstwirtschaftlichen Einkommen stagnieren im Durchschnitt während der Anteil des außerlandwirtschaftlichen Erwerbseinkommens und die Sozialtransfers zum steigenden Gesamteinkommen einen wachsenden Beitrag erbringen.</p>
<p><em>Starke Kapitalisierung:</em> Die Stagnation der landwirtschaftlichen Einkommen ist aber in einer familienbetrieblichen Struktur immer relativ zu lesen, da die Reinvestitionrate im landwirtschaftlichen Betrieb eben bei guten Einkünften zumeist einfach erhöht wird. So hat die Kapitalisierung der österreichischen Land- und Forstwirtschaft seit Ende der 80er Jahre merklich zugenommen. Die Bruttoanlageinvestitionen nahmen zischen 1989/90 und 1999/2000 um ca. 25 % zu und die Abschreibungen wuchsen zischen 1989/90 und 2005/2006 um ca. 33 %. Heute ist die österreichische Landwirtschaft, obwohl sie aus der Perspektive ihrer Struktur in der EU wenig wettbewerbsfähig erscheinen mag, durchaus stark mit Anlagen und Maschinen ausgerüstet. Manche sprechen sogar davon, dass sie im Verhältnis zu ihrer ökonomischen Perspektive stark überkapitalisiert ist.</p>
<p><strong>Fehlende Verteilungsgerechtigkeit der Förderungen:</strong> Die alleinige Ausrichtung der GAP-Ausgleiche an historischen Produktionsrechten und die durch nichts begründbare Handelbarkeit von Prämienrechten werden im Kontext des wieder stark steigenden Agrarpreisniveaus dazu führen, dass diese Art von Direktzahlungen beseitigt werden dürfte. Solche Prämienrechte haben weder einen Lenkungseffekt noch entsprechen sie einem Mindestmaß an Verteilungsgerechtigkeit. Aber auch allgemein: Die vorwiegende Bindung von Förderungen an den Faktor Fläche oder Tierbestand bedingt, dass großbetriebliche Strukturen gegenüber kleinbetrieblichen bevorzugt werden und der Strukturwandel durch das EU-Förderungssystem weiter auf hohem Niveau gehalten wird. Die GAP und damit auch Österreichs Agrarpolitik steht nicht zuletzt deshalb vor einem laufenden Reformbedarf.</p>
<p><strong>Ad Verarbeitungssektor:</strong> Obwohl Österreichs Agrarindustrie (außer der Zuckerindustrie) vor dem Beitritt mit äußerst schlechten Noten belegt wurde und extreme Mängel in der Wettbewerbsfähigkeit diagnostiziert wurden, konnte sich dieser Sektor überraschend gut halten und büßte in vielen Bereichen nur wenig Marktanteile ein. Viele klein- und mittelbetriebliche Unternehmen bewiesen eine überraschende Anpassungs- und Innovationskraft. Insbesondere die Verarbeiter von Milch- und Molkereierzeugnissen und zum Teil auch die Fleisch und Fleischwarenerzeuger konnten eine sehr positive Entwicklung in Bezug auf die Handelsbilanz einfahren (z.B. 2006 Milch- und Milchprodukte-Handelsbilanz ca. +313 Mio. Euro seit 1990). Österreichs Nahrungsmittelindustrie verstand es ausgezeichnet, die führende Rolle im Bio-Sektor aber auch die Gentechnikfreiheit für ein positives Image im Ausland zu nützen. Aber auch viele Spezialbetriebe, insbesondere die Winzer schafften es, sich in der Qualitätsproduktion zu etablieren und durch innovatives Marketing in höherpreisige Marktsegmente vorzudringen.</p>
<p><strong>Fazit:</strong> Der EU-Beitritt wurde für Österreichs Landwirtschaft nicht, wie von manchen erwartet, zum Desaster, sondern die österreichische Agrarpolitik schaffte es durch den starken Einsatz öffentlicher Mittel, insbesondere im Bereich der Förderung der Betriebe im Berggebiet sowie durch ein sehr differenziertes Agrarumweltprogramm, den Agrarsektor im dynamischen europäischen Binnenmarkt stabil zu halten. Diese Anstrengungen müssen für die Zukunft aber im Rahmen eines laufenden Anpassungsbedarfs fortgesetzt werden. Gleichzeitig muss der gesamte Agrarsektor weiterhin „hell wach“ bleiben, um die Chancen zu laufenden Innovationen in vielen Bereichen zu nützen. Auch in der Österreichischen Agrarlandschaft und Agrarpolitik ist das „Ende der Gemütlichkeit“ ausgebrochen. Es bleibt zu hoffen, dass dies nicht nur zu ungunsten der betroffenen Menschen und zu ungunsten der Umwelt geschieht.</p>