Homehttps://bab.gv.at/index.php2024-03-29T11:18:27+01:00Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragenwebmaster@bab.gv.atJoomla! - Open Source Content ManagementSR113: Digitalisierung an den Höheren Bundeslehranstalten für Land- und Forstwirtschaft in Österreich2019-02-26T11:13:43+01:002019-02-26T11:13:43+01:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1841&catid=136&Itemid=101&lang=deMichaela Hagermichaela.hager@bab.gv.at<p>Die vorliegende Studie hat die Digitalisierung an den HBLAs zum Inhalt. Die Zielsetzung besteht darin, den aktuellen Stand der Digitalisierung an den HBLAs wiederzugeben sowie den weiteren Hand-lungsbedarf zu erläutern. Hierfür wurden die Schülerinnen und Schüler der HBLAs befragt. Die Online-Befragung an den HBLAs wurde zwischen dem 16. und 23. März 2018 unter der Koordination der Präs. 4, Schulen, Zentren für Lehre und Forschung des BMNT durchgeführt. Für diese Studie wurden 1963 ausgefüllte Fragebögen ausgewertet. Dies entspricht einem Anteil von insgesamt 53 Prozent der Schülerinnen und Schüler an den HBLAs. Die Ergebnisse zeigen die Einschätzung der Schülerinnen und Schüler zum Stand der Digitalisierung der HBLAS.</p><p>Die vorliegende Studie hat die Digitalisierung an den HBLAs zum Inhalt. Die Zielsetzung besteht darin, den aktuellen Stand der Digitalisierung an den HBLAs wiederzugeben sowie den weiteren Hand-lungsbedarf zu erläutern. Hierfür wurden die Schülerinnen und Schüler der HBLAs befragt. Die Online-Befragung an den HBLAs wurde zwischen dem 16. und 23. März 2018 unter der Koordination der Präs. 4, Schulen, Zentren für Lehre und Forschung des BMNT durchgeführt. Für diese Studie wurden 1963 ausgefüllte Fragebögen ausgewertet. Dies entspricht einem Anteil von insgesamt 53 Prozent der Schülerinnen und Schüler an den HBLAs. Die Ergebnisse zeigen die Einschätzung der Schülerinnen und Schüler zum Stand der Digitalisierung der HBLAS.</p>SR112: Verbrauch von Palmöl, Palmkernöl und Kokosöl in Österreich 20152018-11-02T10:29:23+01:002018-11-02T10:29:23+01:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1840&catid=136&Itemid=101&lang=deMichaela Hagermichaela.hager@bab.gv.at<p>Die Ergebnisse zeigen, dass im Jahr 2015 im Sektor Transport am meisten Palmöl eingesetzt wurde, gefolgt vom Sektor Nahrungsmittel und Futtermittel. Palmkernöl wurde am meisten im Sektor Kosmetik eingesetzt. Es muss betont werden, dass diese Zahlen eine statische Momentaufnahme des Jahres 2015 darstellen. Insbesondere im Bereich Transport gibt es in den darauffolgenden Jahren eine starke Reduktion des Verbrauchs von Palmöl, vor allem bedingt durch den geringeren Verbrauch von HVO, das zu 100% aus Palmöl gewonnen wird (2015: 78.680 to; 2016: 51.193 to) (BMLFUW, 2016; BMLFUW 2017). Für mögliche zukünftige Studien ist daher eine dynamische Analyse des Verbrauchs von Palm(kern)öl von Interesse. Des Weiteren wurden in dieser Studie Sekundärdaten aus Vergleichsländern für die Anteile der Palm(kern)ölmengen in Produkten und Verfahren herangezogen. Für eine genauere Aussage in zukünftigen Studien ist eine Primärerhebung dieser Daten für Österreich notwendig. Dies gilt auch für die Verbrauchsdaten relevanter Produkte, die Palmöl enthalten. Mit einer derartigen Primärerhebung könnte auch der Verbrauch von Kokosöl in Österreich ermittelt werden, der mangels Studien in Vergleichsländern nicht ermittelt werden konnte. Obwohl weltweit die Produktion von Kokosöl im Gegensatz zu Palm(kern)öl rückgängig ist, zeigen die Außenhandelsdaten eine Zunahme im Nettoimport. Dies lässt auf einen höheren Verbrauch schließen. Es wäre in zukünftigen Studien von Interesse, ausschlaggebende Faktoren für den steigenden Nettoimport zu identifizieren. Die Zahlen deuten darauf hin, dass in Österreich Palmöl durch Kokosöl substituiert wird. Dies bedarf einer genaueren statistischen und kausalen Überprüfung.</p><p>Die Ergebnisse zeigen, dass im Jahr 2015 im Sektor Transport am meisten Palmöl eingesetzt wurde, gefolgt vom Sektor Nahrungsmittel und Futtermittel. Palmkernöl wurde am meisten im Sektor Kosmetik eingesetzt. Es muss betont werden, dass diese Zahlen eine statische Momentaufnahme des Jahres 2015 darstellen. Insbesondere im Bereich Transport gibt es in den darauffolgenden Jahren eine starke Reduktion des Verbrauchs von Palmöl, vor allem bedingt durch den geringeren Verbrauch von HVO, das zu 100% aus Palmöl gewonnen wird (2015: 78.680 to; 2016: 51.193 to) (BMLFUW, 2016; BMLFUW 2017). Für mögliche zukünftige Studien ist daher eine dynamische Analyse des Verbrauchs von Palm(kern)öl von Interesse. Des Weiteren wurden in dieser Studie Sekundärdaten aus Vergleichsländern für die Anteile der Palm(kern)ölmengen in Produkten und Verfahren herangezogen. Für eine genauere Aussage in zukünftigen Studien ist eine Primärerhebung dieser Daten für Österreich notwendig. Dies gilt auch für die Verbrauchsdaten relevanter Produkte, die Palmöl enthalten. Mit einer derartigen Primärerhebung könnte auch der Verbrauch von Kokosöl in Österreich ermittelt werden, der mangels Studien in Vergleichsländern nicht ermittelt werden konnte. Obwohl weltweit die Produktion von Kokosöl im Gegensatz zu Palm(kern)öl rückgängig ist, zeigen die Außenhandelsdaten eine Zunahme im Nettoimport. Dies lässt auf einen höheren Verbrauch schließen. Es wäre in zukünftigen Studien von Interesse, ausschlaggebende Faktoren für den steigenden Nettoimport zu identifizieren. Die Zahlen deuten darauf hin, dass in Österreich Palmöl durch Kokosöl substituiert wird. Dies bedarf einer genaueren statistischen und kausalen Überprüfung.</p>SR111: Wettbewerbsfähigkeit des Zuckerrübenanbaus in Österreich2017-07-27T11:21:00+02:002017-07-27T11:21:00+02:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1842&catid=136&Itemid=101&lang=deMichaela Hagermichaela.hager@bab.gv.at<h2>nach Auslaufen der Quotenregelung 2017</h2>
<p>Die 1968 eingeführte europäische Zuckermarktordnung legt mit ihren binnen- und außenhandelspolitischen Regelungen die Rahmenbedingungen auch für den österreichischen Zuckerrübenanbau fest. Nach der Reform 2006 steht der Zuckersektor erneut vor umfangreichen Reformschritten. Mit dem Zuckerwirtschaftsjahr 2016/17 laufen u.a. die Produktionsquoten für Zucker und Isoglukose aus, gleichzeitig fällt auch der innerhalb der Quotenmenge geltende Zuckerrübenmindestpreis. Als wesentliches Instrument verbleiben die Außenhandelsregelungen in Form von Importzöllen.</p>
<p>Durch die geänderten Rahmenbedingungen werden Veränderungen auf dem europäischen Zuckermarkt erwartet. Die Ankündigung einzelner Hersteller, die Produktionsmengen ausweiten zu wollen, dürfte zu einem verschärften Wettbewerb führen, zumal der Zuckerverbrauch nicht in gleichem Maße steigen sollte, was insgesamt zu einem Preisdruck führen könnte. Diesbezüglich sind aber auch eine Reihe anderer, nur schwer vorhersehbarer Faktoren wie die Entwicklung der Weltmarktpreise für (Rohr)Zucker, die Konkurrenz anderer Süßungsmittel oder aber auch die Entwicklung der Deckungsbeiträge potenzieller Alternativfrüchte zu berücksichtigen.</p>
<p>Vor dem Hintergrund der Reform verfolgt die vorliegende Arbeit vorrangig das Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit des Zuckerrübenanbaus in Österreich auch im Vergleich zu ausgewählten Alternativkulturen auf einzelbetrieblicher Ebene abzuschätzen. Aufbauend auf einer umfassenden Datengrundlage werden dazu auf Ebene des Vergleichsdeckungsbeitrages verschiedene Szenarien formuliert, die regionsspezifisch den Einfluss geänderter Rahmenbedingungen (z.B. Preise, Kosten) auf die Wirtschaftlichkeit des Zuckerrübenanbaus und dessen Wettbewerbsstellung im Vergleich zu Alternativkulturen darstellen. Ergänzend dazu liefern die Ergebnisse einer internationalen ExpertInnenbefragung einen Überblick über die wirtschaftliche Situation des Zuckerrübenanbaus sowie Ausblick auf künftige Entwicklungen des Zuckerrübenanbaus in den ausgewählten EU-Ländern.</p>
<p>Eine erste Annäherung an die unterschiedliche Wettbewerbsfähigkeit der in der Studie betrachteten Regionen lässt sich aus einem Vergleich der Strukturentwicklung (INVEKOS-Daten) für die Jahre 2010 und 2015 ableiten. Die Zahl der Betriebe mit Zuckerrübenanbau ist im Vergleichszeitraum um rund zehn Prozent auf knapp 7.000 Betriebe gesunken, gleichzeitig ist die Anbaufläche um gut ein Prozent auf rund 45.280 ha gestiegen, was einem Anstieg der Rübenfläche auf 6,5 ha je Betrieb gleichkommt. In der Region Maf+SeW ist beim Jahresvergleich sowohl beim Anteil der Betriebe mit Zuckerrübenanbau als auch beim Anteil der Zuckerrübenfläche ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Hier dürften die höheren Kosten für die Bewässerung bzw. der durch die Bewässerung ermöglichte Anbau alternativer, wettbewerbsfähiger Kulturen (z.B. Feldgemüse) eine Rolle spielen. Hingegen sind in der Region WeV sowohl der Betriebs- als auch der Flächenanteil in Bezug auf den Zuckerrübenanbau gestiegen, was die relativ hohe Wettbewerbskraft des Zuckerrübenanbaus in der Region unterstreicht. Nicht so eindeutig war die Entwicklung in den Regionen SüB+MiB und OÖ+WeB.</p>
<p>Bei der historischen Betrachtung der Jahre 2011 bis 2015 ist ein Rückgang der Zuckerrübendeckungsbeträge zu beobachten. Hauptverantwortlich dafür ist das hohe Ausgangsniveau der Zuckerrübenpreise in den Jahren 2011 bis 2013 und deren Absinken in den Folgejahren. Vor allem in den genannten drei Jahren hatte die Zuckerrübe gegenüber alternativen Marktfrüchten, wie z.B. Weizen, Raps oder Körnermais, eine herausragende Wettbewerbsstellung. Mit abnehmendem Preisniveau verlor der Zuckerrübenanbau an Wettbewerbskraft, erwirtschaftete aber im Vergleich zu den meisten in der Studie betrachteten Alternativkulturen immer noch höhere Deckungsbeiträge pro Hektar. Ein Hauptgrund dafür war auch die Entwicklung auf den Getreide- und Ölsaatenmärkten. Global gesehen überdurchschnittliche Ernten führten in den vergangenen Jahren zu einem Angebotsüberschuss und den Aufbau von Lagerbeständen, was wiederum einen Preisdruck und relativ niedrige Deckungsbeiträge bei diesen Kulturen nach sich zog. Insofern sind Aussagen zur Wettbewerbsstellung der Zuckerrübe auch sehr stark von der Entwicklung der Märkte der Konkurrenzkulturen abhängig. Eine Ausnahme bei den in dieser Arbeit angestellten Vergleichen stellt der Ölkürbisanbau dar, der gerade in Jahren mit niedrigen Zuckerrübenpreisen bzw. –erträgen höhere Deckungsbeiträge ablieferte als der Zuckerrübenanbau.</p>
<p>Unter Berücksichtigung eines mittleren Preis- und Ertragsniveaus (Mittelwert 2011 bis 2015) der Alternativkulturen liegt der Gleichgewichtspreis der Zuckerrübe bezogen auf die vier betrachteten Regionen in einer Bandbreite von etwa 27 €/to bis 33 €/to (brutto) bzw. der Gleichgewichtsertrag zwischen 45 to/ha und 68 to/ha (ohne Ölkürbis). Bezogen auf den Ölkürbis errechnet sich je nach Region ein Gleichgewichtspreis von 37 €/to bis 40,5 €/to und ein Gleichgewichtsertrag von 61 €/to bis 77 €/to. Nicht nur im Vergleich mit Alternativfrüchten auch im Vergleich der Regionen zeigen sich Unterschiede bezüglich der Wettbewerbsstellung des Zuckerrübenanbaus. Die angestellten Kalkulationen weisen dazu für die Region WeV die höchste Wettbewerbskraft des Zuckerrübenanbaus aus.</p>
<p>Ausgehend vom bisherigen Preisbildungsschema wurde auch untersucht, wie sich ein All-Inclusive Preismodell (Ausgangspreis 35 €/to, netto) und eine teilweise Übernahme der Frachtkosten durch die Zuckerrübenerzeuger auf den Deckungsbeitrag auswirken. Bleiben die Frachtkosten zunächst unberücksichtigt bewirken die betrachteten maximalen Auszahlungspreisänderungen von -20 % bis +20 % Deckungsbeitragsänderungen zwischen ±48 % (WeB) und ±82 % (SeW). Der Einfluss der Frachtkosten auf den Deckungsbeitrag hängt vornehmlich von der geografischen Lage der Region und den damit verbundenen Frachtkosten pro Tonne sowie der Ertragslage in der Region ab. Bei einer Übernahme von 25 % der Frachtkosten reichen die Rückgänge der Deckungsbeiträge von 22 €/ha in der Region TuF bis hin zu 158 €/ha in der Region EnP. Umgerechnet wäre je nach Region zur Abdeckung der Frachtkosten ein Mehrertrag von 1,1 to (TuF) bis 10 to (SeW) notwendig.</p>
<p>Inwieweit die Zuckerrübe auch nach der Reform mit dem Auslaufen der Quotenregelung angebaut wird, lässt sich nicht endgültig beantworten. Dafür ist die regional unterschiedliche Wettbewerbsstellung der Zuckerrübe unter Berücksichtigung der künftig geltenden Liefer- und Abrechnungsmodelle im Vergleich zu den Alternativfrüchten maßgeblich. Bleiben die Preise auf den Getreide- und Ölsaatenmärkten auf niedrigem Niveau stehen die Chancen aber gut, dass die Zuckerrübe auch künftig weiterhin eine konkurrenzfähige Ackerkultur bleibt. Diesbezüglich ist anzumerken, dass die betrachteten Kulturen nur einen Ausschnitt möglicher Anbaualternativen darstellen. Vergleichbar mit dem in der Studie berücksichtigten Ölkürbisanbau kann unter Berücksichtigung der einzelbetrieblichen Rahmenbedingungen (z.B. natürliche Produktionsbedingungen, Auflagen) der Anbau anderer Kulturen lohnend sein (z.B. Feldgemüse).</p>
<p>Abschießend ist für die Interpretation der Ergebnisse anzumerken, dass die Kalkulationen auf einer Reihe von Annahmen beruhen und für den einzelnen Betrieb mehr oder weniger stark davon abweichen können. Das belegen auch die unterschiedlichen Ergebnisse zwischen den Leistungsvierteln im Rahmen der bundesweiten Betriebszweigauswertung, wonach beispielsweise für das Jahr 2015 zwischen oberen und unterem Leistungsviertel ein Ertragsunterschied von rund 48 to/ha ausgewiesen wird. Insofern lassen die weit streuenden Ergebnisse der Betriebszweigauswertungen zumindest für einen Teil der Betriebe ein Verbesserungspotenzial bei der Produktionstechnik vermuten.</p><h2>nach Auslaufen der Quotenregelung 2017</h2>
<p>Die 1968 eingeführte europäische Zuckermarktordnung legt mit ihren binnen- und außenhandelspolitischen Regelungen die Rahmenbedingungen auch für den österreichischen Zuckerrübenanbau fest. Nach der Reform 2006 steht der Zuckersektor erneut vor umfangreichen Reformschritten. Mit dem Zuckerwirtschaftsjahr 2016/17 laufen u.a. die Produktionsquoten für Zucker und Isoglukose aus, gleichzeitig fällt auch der innerhalb der Quotenmenge geltende Zuckerrübenmindestpreis. Als wesentliches Instrument verbleiben die Außenhandelsregelungen in Form von Importzöllen.</p>
<p>Durch die geänderten Rahmenbedingungen werden Veränderungen auf dem europäischen Zuckermarkt erwartet. Die Ankündigung einzelner Hersteller, die Produktionsmengen ausweiten zu wollen, dürfte zu einem verschärften Wettbewerb führen, zumal der Zuckerverbrauch nicht in gleichem Maße steigen sollte, was insgesamt zu einem Preisdruck führen könnte. Diesbezüglich sind aber auch eine Reihe anderer, nur schwer vorhersehbarer Faktoren wie die Entwicklung der Weltmarktpreise für (Rohr)Zucker, die Konkurrenz anderer Süßungsmittel oder aber auch die Entwicklung der Deckungsbeiträge potenzieller Alternativfrüchte zu berücksichtigen.</p>
<p>Vor dem Hintergrund der Reform verfolgt die vorliegende Arbeit vorrangig das Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit des Zuckerrübenanbaus in Österreich auch im Vergleich zu ausgewählten Alternativkulturen auf einzelbetrieblicher Ebene abzuschätzen. Aufbauend auf einer umfassenden Datengrundlage werden dazu auf Ebene des Vergleichsdeckungsbeitrages verschiedene Szenarien formuliert, die regionsspezifisch den Einfluss geänderter Rahmenbedingungen (z.B. Preise, Kosten) auf die Wirtschaftlichkeit des Zuckerrübenanbaus und dessen Wettbewerbsstellung im Vergleich zu Alternativkulturen darstellen. Ergänzend dazu liefern die Ergebnisse einer internationalen ExpertInnenbefragung einen Überblick über die wirtschaftliche Situation des Zuckerrübenanbaus sowie Ausblick auf künftige Entwicklungen des Zuckerrübenanbaus in den ausgewählten EU-Ländern.</p>
<p>Eine erste Annäherung an die unterschiedliche Wettbewerbsfähigkeit der in der Studie betrachteten Regionen lässt sich aus einem Vergleich der Strukturentwicklung (INVEKOS-Daten) für die Jahre 2010 und 2015 ableiten. Die Zahl der Betriebe mit Zuckerrübenanbau ist im Vergleichszeitraum um rund zehn Prozent auf knapp 7.000 Betriebe gesunken, gleichzeitig ist die Anbaufläche um gut ein Prozent auf rund 45.280 ha gestiegen, was einem Anstieg der Rübenfläche auf 6,5 ha je Betrieb gleichkommt. In der Region Maf+SeW ist beim Jahresvergleich sowohl beim Anteil der Betriebe mit Zuckerrübenanbau als auch beim Anteil der Zuckerrübenfläche ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Hier dürften die höheren Kosten für die Bewässerung bzw. der durch die Bewässerung ermöglichte Anbau alternativer, wettbewerbsfähiger Kulturen (z.B. Feldgemüse) eine Rolle spielen. Hingegen sind in der Region WeV sowohl der Betriebs- als auch der Flächenanteil in Bezug auf den Zuckerrübenanbau gestiegen, was die relativ hohe Wettbewerbskraft des Zuckerrübenanbaus in der Region unterstreicht. Nicht so eindeutig war die Entwicklung in den Regionen SüB+MiB und OÖ+WeB.</p>
<p>Bei der historischen Betrachtung der Jahre 2011 bis 2015 ist ein Rückgang der Zuckerrübendeckungsbeträge zu beobachten. Hauptverantwortlich dafür ist das hohe Ausgangsniveau der Zuckerrübenpreise in den Jahren 2011 bis 2013 und deren Absinken in den Folgejahren. Vor allem in den genannten drei Jahren hatte die Zuckerrübe gegenüber alternativen Marktfrüchten, wie z.B. Weizen, Raps oder Körnermais, eine herausragende Wettbewerbsstellung. Mit abnehmendem Preisniveau verlor der Zuckerrübenanbau an Wettbewerbskraft, erwirtschaftete aber im Vergleich zu den meisten in der Studie betrachteten Alternativkulturen immer noch höhere Deckungsbeiträge pro Hektar. Ein Hauptgrund dafür war auch die Entwicklung auf den Getreide- und Ölsaatenmärkten. Global gesehen überdurchschnittliche Ernten führten in den vergangenen Jahren zu einem Angebotsüberschuss und den Aufbau von Lagerbeständen, was wiederum einen Preisdruck und relativ niedrige Deckungsbeiträge bei diesen Kulturen nach sich zog. Insofern sind Aussagen zur Wettbewerbsstellung der Zuckerrübe auch sehr stark von der Entwicklung der Märkte der Konkurrenzkulturen abhängig. Eine Ausnahme bei den in dieser Arbeit angestellten Vergleichen stellt der Ölkürbisanbau dar, der gerade in Jahren mit niedrigen Zuckerrübenpreisen bzw. –erträgen höhere Deckungsbeiträge ablieferte als der Zuckerrübenanbau.</p>
<p>Unter Berücksichtigung eines mittleren Preis- und Ertragsniveaus (Mittelwert 2011 bis 2015) der Alternativkulturen liegt der Gleichgewichtspreis der Zuckerrübe bezogen auf die vier betrachteten Regionen in einer Bandbreite von etwa 27 €/to bis 33 €/to (brutto) bzw. der Gleichgewichtsertrag zwischen 45 to/ha und 68 to/ha (ohne Ölkürbis). Bezogen auf den Ölkürbis errechnet sich je nach Region ein Gleichgewichtspreis von 37 €/to bis 40,5 €/to und ein Gleichgewichtsertrag von 61 €/to bis 77 €/to. Nicht nur im Vergleich mit Alternativfrüchten auch im Vergleich der Regionen zeigen sich Unterschiede bezüglich der Wettbewerbsstellung des Zuckerrübenanbaus. Die angestellten Kalkulationen weisen dazu für die Region WeV die höchste Wettbewerbskraft des Zuckerrübenanbaus aus.</p>
<p>Ausgehend vom bisherigen Preisbildungsschema wurde auch untersucht, wie sich ein All-Inclusive Preismodell (Ausgangspreis 35 €/to, netto) und eine teilweise Übernahme der Frachtkosten durch die Zuckerrübenerzeuger auf den Deckungsbeitrag auswirken. Bleiben die Frachtkosten zunächst unberücksichtigt bewirken die betrachteten maximalen Auszahlungspreisänderungen von -20 % bis +20 % Deckungsbeitragsänderungen zwischen ±48 % (WeB) und ±82 % (SeW). Der Einfluss der Frachtkosten auf den Deckungsbeitrag hängt vornehmlich von der geografischen Lage der Region und den damit verbundenen Frachtkosten pro Tonne sowie der Ertragslage in der Region ab. Bei einer Übernahme von 25 % der Frachtkosten reichen die Rückgänge der Deckungsbeiträge von 22 €/ha in der Region TuF bis hin zu 158 €/ha in der Region EnP. Umgerechnet wäre je nach Region zur Abdeckung der Frachtkosten ein Mehrertrag von 1,1 to (TuF) bis 10 to (SeW) notwendig.</p>
<p>Inwieweit die Zuckerrübe auch nach der Reform mit dem Auslaufen der Quotenregelung angebaut wird, lässt sich nicht endgültig beantworten. Dafür ist die regional unterschiedliche Wettbewerbsstellung der Zuckerrübe unter Berücksichtigung der künftig geltenden Liefer- und Abrechnungsmodelle im Vergleich zu den Alternativfrüchten maßgeblich. Bleiben die Preise auf den Getreide- und Ölsaatenmärkten auf niedrigem Niveau stehen die Chancen aber gut, dass die Zuckerrübe auch künftig weiterhin eine konkurrenzfähige Ackerkultur bleibt. Diesbezüglich ist anzumerken, dass die betrachteten Kulturen nur einen Ausschnitt möglicher Anbaualternativen darstellen. Vergleichbar mit dem in der Studie berücksichtigten Ölkürbisanbau kann unter Berücksichtigung der einzelbetrieblichen Rahmenbedingungen (z.B. natürliche Produktionsbedingungen, Auflagen) der Anbau anderer Kulturen lohnend sein (z.B. Feldgemüse).</p>
<p>Abschießend ist für die Interpretation der Ergebnisse anzumerken, dass die Kalkulationen auf einer Reihe von Annahmen beruhen und für den einzelnen Betrieb mehr oder weniger stark davon abweichen können. Das belegen auch die unterschiedlichen Ergebnisse zwischen den Leistungsvierteln im Rahmen der bundesweiten Betriebszweigauswertung, wonach beispielsweise für das Jahr 2015 zwischen oberen und unterem Leistungsviertel ein Ertragsunterschied von rund 48 to/ha ausgewiesen wird. Insofern lassen die weit streuenden Ergebnisse der Betriebszweigauswertungen zumindest für einen Teil der Betriebe ein Verbesserungspotenzial bei der Produktionstechnik vermuten.</p>SR110: Das österreichische Klassifizierungssystem für land- und forstwirtschaftliche Betriebe2015-12-23T11:39:27+01:002015-12-23T11:39:27+01:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1843&catid=136&Itemid=101&lang=deMichaela Hagermichaela.hager@bab.gv.at<h2>basierend auf dem Standardoutput</h2>
<p>Die Klassifizierung von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben hinsichtlich ihrer Produktionsschwerpunkte und wirtschaftlichen Größe sind eine wesentliche Grundlage für die Agrarpolitik und Betriebsberatung. Sie sind ein wichtiges Werkzeug in der angewandten Statistik für die Schichtung von Stichproben, um homogene Einheiten zu erreichen.</p>
<p>In der Vergangenheit hat es in Österreich unterschiedliche Systeme zur Einteilung von Betrieben gegeben. Mit der Agrarstrukturerhebung 2010 und dem Grünen Bericht wurde das frühere Klassifizierungssystem basierend auf Standarddeckungsbeiträgen auf das aktuelle Klassifizierungssystem auf Basis des Standardoutputs umgestellt. Gleichzeitig mit der Einführung des aktuellen Betriebsklassifizierungssystems wurde auch der Auswahlrahmen, d.h. die Massenabgrenzung der Grundgesamtheit für die Stichprobe Buchführungsbetriebe, neu definiert.</p>
<p>In dieser Publikation wird das aktuelle Klassifizierungssystem basierend auf Standardoutput vorgestellt. Die Berechnungsmethode für Standardoutput-Koeffizienten wird für jede Kategorie erläutert und die stufenweise Ermittlung der Betriebsform in der Theorie, aber auch anhand eines fiktiven Betriebes vorgestellt.</p>
<p>Die Umstellung des Betriebsklassifizierungssystems und die Anpassung des Auswahlrahmens ändern für die Hochrechnung aller Auswertungsgruppen die Höhe des Gewichts eines Buchführungsbetriebes (durch Neuzuordnungen zu Betriebsformen und wirtschaftlicher Größe).</p>
<p>Aus diesem Grund sind Ergebnisse aus den Hochrechnungen der Buchführungsbetriebe, klassifiziert auf Basis der Standardoutput, mit den Ergebnissen aus Hochrechnungen der Buchführungsbetriebe, klassifiziert auf Basis der Standarddeckungsbeiträge, für alle Auswertungsgruppen nicht vergleichbar.</p><h2>basierend auf dem Standardoutput</h2>
<p>Die Klassifizierung von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben hinsichtlich ihrer Produktionsschwerpunkte und wirtschaftlichen Größe sind eine wesentliche Grundlage für die Agrarpolitik und Betriebsberatung. Sie sind ein wichtiges Werkzeug in der angewandten Statistik für die Schichtung von Stichproben, um homogene Einheiten zu erreichen.</p>
<p>In der Vergangenheit hat es in Österreich unterschiedliche Systeme zur Einteilung von Betrieben gegeben. Mit der Agrarstrukturerhebung 2010 und dem Grünen Bericht wurde das frühere Klassifizierungssystem basierend auf Standarddeckungsbeiträgen auf das aktuelle Klassifizierungssystem auf Basis des Standardoutputs umgestellt. Gleichzeitig mit der Einführung des aktuellen Betriebsklassifizierungssystems wurde auch der Auswahlrahmen, d.h. die Massenabgrenzung der Grundgesamtheit für die Stichprobe Buchführungsbetriebe, neu definiert.</p>
<p>In dieser Publikation wird das aktuelle Klassifizierungssystem basierend auf Standardoutput vorgestellt. Die Berechnungsmethode für Standardoutput-Koeffizienten wird für jede Kategorie erläutert und die stufenweise Ermittlung der Betriebsform in der Theorie, aber auch anhand eines fiktiven Betriebes vorgestellt.</p>
<p>Die Umstellung des Betriebsklassifizierungssystems und die Anpassung des Auswahlrahmens ändern für die Hochrechnung aller Auswertungsgruppen die Höhe des Gewichts eines Buchführungsbetriebes (durch Neuzuordnungen zu Betriebsformen und wirtschaftlicher Größe).</p>
<p>Aus diesem Grund sind Ergebnisse aus den Hochrechnungen der Buchführungsbetriebe, klassifiziert auf Basis der Standardoutput, mit den Ergebnissen aus Hochrechnungen der Buchführungsbetriebe, klassifiziert auf Basis der Standarddeckungsbeiträge, für alle Auswertungsgruppen nicht vergleichbar.</p>SR109: Lebensqualität der land- und forstwirtschaftlichen Bevölkerung2015-12-22T11:43:18+01:002015-12-22T11:43:18+01:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1844&catid=136&Itemid=101&lang=deMichaela Hagermichaela.hager@bab.gv.at<h2>sowie Umweltqualität in urbanen und ländlichen Regionen Österreichs</h2>
<p><em>Sigrid Egartner, Nina Weber</em></p>
<p>In dieser Studie wird die Lebensqualität der land- und forstwirtschaftlichen Bevölkerung Österreichs untersucht und mit jener der übrigen Bevölkerung in Österreich verglichen. Große Bedeutung für die Lebensqualität hat auch die Umweltqualität - diese wird für die ländlichen und urbanen Regionen Österreichs betrachtet. Basis aller Analysen stellt das Indikatoren-Set zum "Monitoring Nachhaltiger Entwicklung in Österreich" (MONE) dar, welches die Sphären Mensch/Gesellschaft und Umwelt umfasst. In Bezug auf die Lebensqualität insgesamt lassen sich keine eindeutigen Aussagen dazu treffen, in welcher der beiden betrachteten Gruppen (land- und forstwirtschaftliche bzw. übrige Bevölkerung) diese höher ist. Die Ergebnisse einiger der im Projekt untersuchten Bereiche (finanzielle Situation, Gesundheitswahrnehmung, Ernährung) deuten hier auf eine höhere Lebensqualität der übrigen Bevölkerung hin. Im Hinblick auf den Zeitwohlstand, die Arbeits- und Wohnzufriedenheit scheint diese in beiden Gruppen ähnlich hoch zu sein. Eine höhere Lebensqualität der land- und forstwirtschaftlichen Bevölkerung deutet sich in Bezug auf die soziale Einbettung (hohes Ausmaß an geleisteter Freiwilligenarbeit) und das ausgeprägtere Gefühl von Sicherheit in der Wohngegend an, wobei letzteres wohl auch wesentlich mit dem Leben im ländlichen Raum zusammenhängt. In Bezug auf die Umweltqualität kann das Leben in ländlichen Räumen mit einer höheren Qualität bewertet werden als das Leben in urbanen Räumen. Nachdem die land- und forstwirtschaftliche Bevölkerung überwiegend in ländlichen Räumen lebt, ist dieser Aspekt ihrer Lebensqualität sicher positiv einzuschätzen.</p><h2>sowie Umweltqualität in urbanen und ländlichen Regionen Österreichs</h2>
<p><em>Sigrid Egartner, Nina Weber</em></p>
<p>In dieser Studie wird die Lebensqualität der land- und forstwirtschaftlichen Bevölkerung Österreichs untersucht und mit jener der übrigen Bevölkerung in Österreich verglichen. Große Bedeutung für die Lebensqualität hat auch die Umweltqualität - diese wird für die ländlichen und urbanen Regionen Österreichs betrachtet. Basis aller Analysen stellt das Indikatoren-Set zum "Monitoring Nachhaltiger Entwicklung in Österreich" (MONE) dar, welches die Sphären Mensch/Gesellschaft und Umwelt umfasst. In Bezug auf die Lebensqualität insgesamt lassen sich keine eindeutigen Aussagen dazu treffen, in welcher der beiden betrachteten Gruppen (land- und forstwirtschaftliche bzw. übrige Bevölkerung) diese höher ist. Die Ergebnisse einiger der im Projekt untersuchten Bereiche (finanzielle Situation, Gesundheitswahrnehmung, Ernährung) deuten hier auf eine höhere Lebensqualität der übrigen Bevölkerung hin. Im Hinblick auf den Zeitwohlstand, die Arbeits- und Wohnzufriedenheit scheint diese in beiden Gruppen ähnlich hoch zu sein. Eine höhere Lebensqualität der land- und forstwirtschaftlichen Bevölkerung deutet sich in Bezug auf die soziale Einbettung (hohes Ausmaß an geleisteter Freiwilligenarbeit) und das ausgeprägtere Gefühl von Sicherheit in der Wohngegend an, wobei letzteres wohl auch wesentlich mit dem Leben im ländlichen Raum zusammenhängt. In Bezug auf die Umweltqualität kann das Leben in ländlichen Räumen mit einer höheren Qualität bewertet werden als das Leben in urbanen Räumen. Nachdem die land- und forstwirtschaftliche Bevölkerung überwiegend in ländlichen Räumen lebt, ist dieser Aspekt ihrer Lebensqualität sicher positiv einzuschätzen.</p>SR108: Einblicke in Österreichs Landwirtschaft seit dem EU-Beitritt2015-10-29T11:51:03+01:002015-10-29T11:51:03+01:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1845&catid=136&Itemid=101&lang=deMichaela Hagermichaela.hager@bab.gv.at<p>Im Jahr 1997 haben der Agrarverlag und die Bundesanstalt für Agrarwirtschaft (AWI) anlässlich des Beitritts Österreichs zur Europäischen Union (EU) in einer Publikation den damaligen "Status Quo" der österreichischen Landwirtschaft und ihre Stellung im Agrarsystem der EU dargestellt. Der EU-Beitritt Österreichs jährt sich heuer zum zwanzigsten Mal - ein guter Zeitpunkt um Entwicklung, Strukturen und Eckdaten der österreichischen Landwirtschaft wieder einer genaueren Betrachtung zu unterziehen.</p>
<p>Der Beitritt zur EU und auch die verschiedenen Reformen der gemeinsamen Agrarpolitik hatten grundlegende Auswirkungen auf die österreichische Landwirtschaft. In der vorliegenden Publikation werden unterschiedliche Themenbereiche behandelt:</p>
<p>Zunächst werden die österreichischen Beitrittsverhandlungen und ihre Ergebnisse dargestellt (M. Reeh) und die Entwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU beschrieben (M. Reeh). Anschließend werden Charakteristika und Entwicklungen der bäuerlichen Familienbetriebe ebenso betrachtet (E. Quendler), wie die Veränderung der regionalen Strukturen (K. Wagner). Eine Reihe von Beiträgen widmet sich ökonomischen Aspekten. Diese umfassen die Preisentwicklung wichtiger landwirtschaftlicher Erzeugnisse (G. Gahleitner), die Entwicklung der Einkünfte in der Land- und Forstwirtschaft und ihren Vergleich mit dem außerlandwirtschaftlichen Bereich (G. Gahleitner, L. Kirner, Th. Resl), die österreichische Landwirtschaft aus Sicht der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung (Ch. Mayer, E. Quendler), die Entwicklung des österreichischen Agraraußenhandels und die Risiken in der Landwirtschaft und die Rolle der öffentlichen Hand beim Risikomanagement (J. Hambrusch, K. Heinschink, Ch. Tribl). In weiteren Beiträgen werden Weiterbildungs- und Wissenstransfermaßnahmen des Programmes für Ländliche Entwicklung (S. Pfusterschmid) und die Entwicklung des (agrarischen) Informationsangebotes der EU seit dem EU-Beitritt dargestellt (H. Schlieber).</p>
<p>Vor dem EU-Beitritt gab es in der österreichischen Landwirtschaft verschiedene Ängste und Befürchtungen. Grundsätzlich lässt sich über die vergangenen zwanzig Jahre aber eine solide Entwicklung festzustellen. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft konnte eingebremst werden und auch die Einkünfte haben sich gut entwickelt. Österreich hat im Rahmen der EU eine sehr aktive Rolle gespielt und sich in die Gestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik eingebracht. Nichtsdestotrotz ist es natürlich weiterhin wichtig, zukünftige Entwicklungen im Auge zu behalten.</p>
<p>Wir wünschen Ihnen eine anregende und bereichernde Lektüre!</p><p>Im Jahr 1997 haben der Agrarverlag und die Bundesanstalt für Agrarwirtschaft (AWI) anlässlich des Beitritts Österreichs zur Europäischen Union (EU) in einer Publikation den damaligen "Status Quo" der österreichischen Landwirtschaft und ihre Stellung im Agrarsystem der EU dargestellt. Der EU-Beitritt Österreichs jährt sich heuer zum zwanzigsten Mal - ein guter Zeitpunkt um Entwicklung, Strukturen und Eckdaten der österreichischen Landwirtschaft wieder einer genaueren Betrachtung zu unterziehen.</p>
<p>Der Beitritt zur EU und auch die verschiedenen Reformen der gemeinsamen Agrarpolitik hatten grundlegende Auswirkungen auf die österreichische Landwirtschaft. In der vorliegenden Publikation werden unterschiedliche Themenbereiche behandelt:</p>
<p>Zunächst werden die österreichischen Beitrittsverhandlungen und ihre Ergebnisse dargestellt (M. Reeh) und die Entwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU beschrieben (M. Reeh). Anschließend werden Charakteristika und Entwicklungen der bäuerlichen Familienbetriebe ebenso betrachtet (E. Quendler), wie die Veränderung der regionalen Strukturen (K. Wagner). Eine Reihe von Beiträgen widmet sich ökonomischen Aspekten. Diese umfassen die Preisentwicklung wichtiger landwirtschaftlicher Erzeugnisse (G. Gahleitner), die Entwicklung der Einkünfte in der Land- und Forstwirtschaft und ihren Vergleich mit dem außerlandwirtschaftlichen Bereich (G. Gahleitner, L. Kirner, Th. Resl), die österreichische Landwirtschaft aus Sicht der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung (Ch. Mayer, E. Quendler), die Entwicklung des österreichischen Agraraußenhandels und die Risiken in der Landwirtschaft und die Rolle der öffentlichen Hand beim Risikomanagement (J. Hambrusch, K. Heinschink, Ch. Tribl). In weiteren Beiträgen werden Weiterbildungs- und Wissenstransfermaßnahmen des Programmes für Ländliche Entwicklung (S. Pfusterschmid) und die Entwicklung des (agrarischen) Informationsangebotes der EU seit dem EU-Beitritt dargestellt (H. Schlieber).</p>
<p>Vor dem EU-Beitritt gab es in der österreichischen Landwirtschaft verschiedene Ängste und Befürchtungen. Grundsätzlich lässt sich über die vergangenen zwanzig Jahre aber eine solide Entwicklung festzustellen. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft konnte eingebremst werden und auch die Einkünfte haben sich gut entwickelt. Österreich hat im Rahmen der EU eine sehr aktive Rolle gespielt und sich in die Gestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik eingebracht. Nichtsdestotrotz ist es natürlich weiterhin wichtig, zukünftige Entwicklungen im Auge zu behalten.</p>
<p>Wir wünschen Ihnen eine anregende und bereichernde Lektüre!</p>SR107: Versorgung Österreichs mit pflanzlichem Eiweiß2014-07-02T11:54:34+02:002014-07-02T11:54:34+02:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1846&catid=136&Itemid=101&lang=deMichaela Hagermichaela.hager@bab.gv.at<h2>Fokus Sojakomplex</h2>
<p><em>Karlheinz Pistrich, Sabine Wendtner, Hubert Janetschek</em></p>
<p>Die Entwicklung des Sojaanbaus ist in Österreich eng mit dem Namen Friedrich Haberlandt verbunden. Als der Professor für Pflanzenbau bei der 1873 in Wien stattfindenden Weltausstellung die Nutzpflanze kennenlernte, regte er erste Anbauversuche innerhalb und außerhalb der Habsburgermonarchie an. Haberlandt erkannte früh die vielfältigen Verwertungsmöglichkeiten und den außerordentlichen Nährwert sowohl für die tierische als auch menschliche Ernährung. Mit dem Tod Haberlandts 1878 kamen die Bemühungen rund um die Sojabohne im Habsburgerreich zum Erliegen. Anders in den Vereinigten Staaten wo Ende des 19. Jahrhunderts Anbauversuche mit Soja weitergeführt wurden. Auch das US-Landwirtschaftsministerium erkannte früh das Potential und begann ab 1898 den Sojaanbau durch Flugblätter und Ausstellungen auf landwirtschaftlichen Messen aktiv zu bewerben. Andere heutige Hauptanbaugebiete wie Brasilien oder Argentinien begannen erst Anfang der 1970er Jahre den Sojaanbau zu intensivieren, als im Zuge der "Eiweißkrise" die Preise für Sojaschrot auf den internationalen Märkten enorm anstiegen.</p>
<p>Österreich strengte aufgrund der großen wirtschaftlichen Not in der Zwischenkriegszeit wieder erste Züchtungsaktivitäten an. Angesichts der prekären Ernährungssituation starteten in dieser Zeit Initiativen zur Bekanntmachung der Vorzüge des Sojas für die menschliche Ernährung. Die Einbindung von Sojalebensmitteln wie dem "Edelsojamehl" in die tägliche Ernährung sollte aufgrund des hohen Protein- und Fettgehalts auf diese Weise die Ernährungssituation der Österreicherinnen und Österreicher vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg verbessern. Der einsetzende Wirtschaftsaufschwung nach dem Krieg trug jedoch am wiederholten Rückgang des Interesses an der Sojabohne für die menschliche Ernährung bei. Mit zunehmendem Wohlstand und steigendem Fleischkonsum wandelten sich die Nutzungsgewohnheiten, und die Sojabohne bildete zusammen mit Mais das Fundament der wachsenden Welt-Fleischproduktion.</p>
<p>Die Weltsojaanbaufläche ist von 1970 bis 2012 von 30 Mio. ha auf 107 Mio. ha gestiegen, und ist nach Weizen, Mais und Reis inzwischen die viertwichtigste Weltfrucht. Die Hauptproduktionsgebiete sind Nord- und Südamerika mit den USA (2012: 30,8 Mio. ha), Brasilien (2012: 25 Mio. ha) und Argentinien (2012: 19,4 Mio. ha). Weltweit wurden gemäß USDA im Wirtschaftsjahr 2011/12 mehr als 166 Mio. Tonnen Sojabohnen und Sojaschrot (umgerechnet in Sojabohnenäquivalente) am Weltmarkt gehandelt. Die mit Abstand größten Abnehmer waren China (59,2 Mio. t) und die EU (38,6 Mio. t). Während der Importbedarf der EU gleichbleibend bis leicht rückläufig ist, bleibt Chinas Bedarf an Sojaimporten weiter steigend. Innerhalb einer Dekade - von 2001/02 bis 2011/12 - stiegen die chinesischen Importe um das Fünfeinhalbfache, und das obwohl China der weltweit viertgrößte Sojaproduzent ist.</p>
<p>Österreich erlebte in den 1980er und frühen 1990er Jahren einen kleinen Sojaboom. Von 1987 auf 1988 stieg die Sojaanbaufläche von 270 Hektar auf 5.600 Hektar. Seine Kulmination fand der Boom im Jahr 1993 mit 54.000 Hektar Anbaufläche. Mit dem EU-Beitritt sank der Sojaanbau stark, ist seither aber wieder im zunehmen. Bis 2000 stieg die Sojafläche auf 15.500 Hektar, und hat sich von da an bis 2012 auf über 37.000 Hektar mehr als verdoppelt. Hauptproduktionsgebiete sind derzeit die Bundesländer Oberösterreich (2011: 13.552 Hektar), Burgenland (2011: 12.729 Hektar) und Niederösterreich (2011: 7.800 Hektar). Der Ertrag lag im konventionellen Anbau zwischen 2008 und 2012 im Mittel bei 28,4 dt/ha. Bei Biosoja betrug der Durchschnittsertrag 22 dt/ha (2007 bis 2011). Auch im Biosegment hat sich der Anbauumfang von 886 Hektar (2000) auf über 7.900 Hektar (2011) beträchtlich gesteigert. Dieser Wert von 2011 entsprach einem Anteil von 4,2 Prozent an der gesamten biologischen Ackerfläche. Der Bioanbau konzentriert sich auf das Burgenland (2011: rund 3.500 Hektar) und Niederösterreich (2011: rund 2.800 Hektar). Im für den konventionellen Sojaanbau bedeutenden Oberösterreich betrug die Biosojafläche 2011 rund 600 Hektar.</p>
<p>Zur Sojaproduktion eigenen sich in Österreich die vorrangig in den drei erwähnten Bundesländern liegenden feucht-warmen Gebiete im Südosten, die warmen Anbaugebiete Ostösterreichs, das Niederösterreichische Westbahngebiet und der Oberösterreichische Zentralraum. Die für Sojaanbau geeigneten Gebiete decken sich mit den Körnermais- und Zuckerrübengebieten, und der Sojaanbau kann hier zur Auflockerung der Fruchtfolge beitragen und so den Maiswurzelbohrerdruck reduzieren. Für die Sojabohne sprechen weiters ihre Stickstoffautarkie und der geringe Entzug von Phosphor und Kalium aus dem Boden. Diese Vorzüge kommen speziell bei Hochpreisphasen am Düngemittelmarkt zur Geltung, leisten gleichzeitig aber auch einen Beitrag zur Ressourcenschonung. Die Fähigkeit von Soja mit Hilfe von Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft im Boden zu binden, kommt auf Grund des Verwendungsverbots von leicht löslichem mineralischem Stickstoffdünger und den begrenzten Zukaufmöglichkeiten von organischen Düngemitteln in der biologischen Landwirtschaft vor allem viehlosen Ackerbaubetrieben entgegen. Das verfügbare Sortenmaterial ist zwar zufriedenstellend, doch besteht Bedarf an Weiterzüchtung etwa in Richtung frühreiferer Sorten und höherem Proteingehalt. Neben diesen Vorzügen verlangt der Sojaanbau den Landwirtinnen und Landwirten allerdings großes pflanzenbauliches Können und Wissen ab.</p>
<p>In der Fütterung sind die importierten Sojabohnen und weiterverarbeiteten Sojafuttermittel wie Sojaextraktionsschrot (SES) oder Sojakuchen durch Eiweißquellen aus heimischer Erzeugung wie Körnerleguminosen, Rapsschrot, Sonnenblumenkuchen, Maiskleber oder DDGS (Dried Distillers Grains Solubles) - ein Nebenprodukt der Biotreibstoffherstellung - nur gering substituierbar. Österreich importierte etwa in den Jahren 1990 bis 2012 zwischen 493.000 Tonnen und 706.000 Tonnen Soja netto (umgerechnet in Sojabohnenaequivalente) - in erster Linie in Form von Sojaschrot aus den Hauptproduktionsgebieten Argentinien, Brasilien und den USA. Mit den Importen wurden etwas 2010 rund 60 Prozent des heimischen Eiweißbedarfs gedeckt. Für die übrigen 40 Prozent standen heimische Eiweißfuttermittel zur Verfügung. Sojabohnen aus österreichischem Anbau spielen für die Eigenversorgung im Fütterungsbereich bisher nur eine geringe Rolle, da der wesentliche Teil der Ernte von der Lebensmittelwirtschaft verarbeitet wird.</p>
<p>Zur Abschätzung des Anbaupotentials von Soja in Österreich wurde aufgrund eingeschränkter Ressourcen ein Modell gewählt, welches auf den in den letzten Jahren bestehenden Soja-, Körnermais- und Zuckerrübenflächen basiert. Auf Basis auf den in den Jahren 2007 bis 2011 durchschnittlich angebauten Flächen dieser drei Kulturen ermittelte sich das biologische Anbaupotential. Das ist jener geschätzte Flächenumfang, auf dem prinzipiell Sojaanbau unter Berücksichtigung der Fruchtfolgerestriktionen möglich ist. Das auf diese Weise für Österreich geschätzte biologische Anbaupotential von Soja beträgt 540.000 Hektar. Unter Berücksichtigung pflanzenbaulicher Fruchtfolgerestriktionen und nach Abzug der steirischen Körnermaisflächen ergab sich in weiterer Folge dann das pflanzenbauliche Anbaupotential, welches bei einem Sojaanbau mit 4jähriger Fruchtfolge 125.000 Hektar ergab. Das ökonomische Potential, also die unter den gegebenen ökonomischen Rahmenbedingungen tatsächlich umsetzbare Anbaufläche von Soja, ist kaum mit einem Fixwert ausdrückbar. Dessen Höhe hängt in großem Maße vom Niveau des Sojaerzeugerpreises in Verbindung mit der Preisrelation von Soja zu Körnermais ab.</p>
<p>Hinsichtlich der Fütterungseigenschaften sind Sojafuttermittel speziell in der Schweine- und Geflügelfütterung nur schwer durch heimische alternative Eiweißquellen ersetzbar. So ist etwa der Rohproteinanteil bei Eiweißfuttermitteln auf Sojabasis im Vergleich zu anderen heimischen Eiweißquellen wie Körnererbsen (20,7 %), Ackerbohnen (26 %), Sonnenblumenkuchen (21,9 %) oder Rapsextraktionsschrot (35,3 %) mit 48 % bei Soja HP, 44 % bei Soja 44, 40 % bei Sojakuchen und 37,4 % bei vollfettem Sojabohnen deutlich höher. Auch die fütterungsphysiologische Qualität des Eiweißes ist bei Sojafuttermitteln in Relation zu alternativen heimischen Eiweißquellen sehr hoch und spricht für Soja in der Nutztierfütterung. Der Gehalt an essentiellen Aminosäuren wie Lysin, Threonin oder Tryptophan ist besonders in der Schweine- und Geflügelhaltung von großer Relevanz, weil diese im Gegensatz zu den Wiederkäuern essentielle Aminosäuren nicht selber produzieren können. Wiederkäuer sind daher hinsichtlich der Eiweißversorgung anspruchsloser als Monogastrier, da der Eiweißbedarf einfacher mit Eiweißfuttermittel geringerer biologischer Wertigkeit gedeckt werden kann.</p>
<p>Innerhalb der Europäischen Union konzentriert sich der Sojaanbau auf einige wenige Mitgliedsländer. Insgesamt baute 2012 die EU27 auf 377.000 ha Soja an. Der größte Produzent war Italien mit etwa 153.000 ha bzw. einem Anteil von fast 41 % an der EU-Sojafläche, gefolgt von Rumänien mit 78.000 Hektar (20,7 % Flächenanteil) und Ungarn mit 41.000 ha (10,9 % Flächenanteil). An vierter Stelle folgte bereits Österreich mit über 37.000 ha bzw. einem Anteil von 9,8 %.</p>
<p>Gesamteuropäisch befanden sich 2012 die größten Sojaanbaugebiete in der Ukraine, in Russland und in Serbien. In Summe wies Europa 3,45 Mio. Hektar Sojafläche auf. Davon entfielen rund 1,4 Mio. ha bzw. 41 % auf die Ukraine, gefolgt von Russland mit 1,35 Mio. ha bzw. einem Flächenanteil von fast 40 %. Der Anteil der EU27 an der gesamteuropäischen Sojafläche machte 2012 rund 11 % aus.</p>
<p>Die Sojabohne ist auch im Ernährungsbereich gefragt. Wegen einer für den menschlichen Organismus vorteilhaften Nährstoffkombination mit einem hohen Gehalt an hochwertigem pflanzlichem Eiweiß, einer günstigen Fettsäurezusammensetzung, der Cholesterinfreiheit und sekundären Pflanzenstoffen wie Isoflavonen, wird der Sojabohne eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben. Schätzungen zufolge sind Bestandteile der Sojabohne in rund 30.000 verschiedenen Lebensmitteln enthalten, wobei sowohl Eiweiß als auch Öl der Sojabohne von der Lebensmittelindustrie genutzt werden, um Produkte wie Sojagetränke, Tofu, Sojasauce, Miso und Backmittel herzustellen. Auch für das bei der Speiseölgewinnung als Nebenprodukt anfallende Sojalecithin bieten sich vielfältige Verwendungsmöglichkeiten in der Lebensmittelwirtschaft, wo es vor allem als Emulgator, Bindungsmittel, Oxidationsschutz und Kristallisationsverzögerer eingesetzt wird.</p>
<p>Die heimische Nahrungsmittelindustrie zählt zu den Hauptabnehmern österreichischer Soja und ein Großteil der Ernte wird hier weiterverarbeitet. 2009 verarbeiteten die österreichischen Betriebe 40.000 bis 45.000 t Speisesoja.</p>
<p>Der europäische Markt für Speisesoja wurde für 2009 auf etwa 170.000 bis 220.000 t geschätzt, wobei rund die Hälfte für die Herstellung von Sojadrinks (80.000 - 100.000 t) verwendet wurde. Bei Sojagetränken lag der durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-Verbrauch 2007 im EU-Schnitt bei 0,82 Litern. Den höchsten Verbrauch verzeichnet Belgien mit 2,3 Litern, gefolgt von Spanien mit zwei Litern. Der Österreichische Pro-Kopf-Verbrauch betrug 0,7 Liter. Im Segment der Herstellung von Mehlen und Backwaren sind österreichische Verarbeiter von Speisesoja in der EU marktführend. Rund 25.000 bis 30.000 t der in der EU verarbeiteten 40.000 bis 50.000 t wurden in Österreich verarbeitet. Das entsprach einem Marktanteil von rund 60 %.</p>
<p>Ein besonderes Merkmal von österreichischen Sojalebensmitteln ist ihre Gentechnikfreiheit. Aufgrund der geringen GVO-Akzeptanz der Konsumenten und Konsumentinnen ergibt die GVO-Freiheit für Anbau und Verarbeitung eine Marktnische, und ist hauptsächlich verantwortlich für die Marktführerschaft österreichischer Verarbeiter.</p>
<p>GVO-Freiheit ist auch in der konventionellen Fütterung zunehmend bedeutend, da Markenfleischprogramme oder Qualitätsprogramme wie das IBO-Schwein in Oberösterreich oder Initiativen von österreichischen Molkereien gentechnikfreie Fütterung verlangen.</p>
<p>Neben der GVO-Skepsis beeinflussen auch sich ändernde Ernährungsgewohnheiten, gesundheitliche Aspekte wie Laktoseintoleranzen oder Kuhmilchproteinallergien, steigendes Gesundheitsbewusstsein sowie zunehmende vegetarische und vegane Ernährungsweise die Entwicklung des Marktes für Sojalebensmittel. 2011 erzielten Sojaprodukte im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel einen Umsatz von 20,1 Millionen Euro, was einem Zuwachs um neun Prozent gegenüber 2009 entsprach.</p>
<p>Für österreichische Produzenten und Verarbeiter von Sojabohnen bedeutet die Gentechnikfreiheit ein Alleinstellungs- und Abgrenzungsmerkmal, insbesondere aufgrund der ständigen Ausweitung des GVO-Anbaus. Seit der erstmaligen kommerziellen Nutzung im Jahr 1996 ist die Anbaufläche von 1,7 Millionen Hektar auf 170 Millionen Hektar im Jahr 2012 angewachsen. 2012 wurden gentechnisch veränderte Pflanzen von über 17 Millionen Betrieben in 28 Staaten angebaut, wobei sich fast 90 Prozent der Gesamtfläche auf die fünf Länder USA, Brasilien, Argentinien, Indien und Kanada verteilten. Die Europäische Union ist beim Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen unbedeutend. 2012 wurden in 5 EU-Ländern auf 133.000 Hektar GVO-Bt-Mais gepflanzt, was einem Anteil von 0,07 % an der globalen GVO-Fläche entsprach. Abgesehen von Spanien, wo auf 116.000 Hektar GVO-Mais wuchsen, lagen in Portugal, Tschechien, der Slowakei und Rumänien die Anbauflächen jeweils unter 5.000 ha.</p>
<p class="bodytext">Haupt-GVO-Kultur ist weltweit mit 81 Mio. Hektar und rund 48 Prozent Anteil die Sojabohne, welche sich 2012 auf 11 Länder verteilten. Hauptproduzenten von GVO-Soja sind die USA (2012: 28,6 Mio. ha), Brasilien (2012: 23,9 Mio. ha) und Argentinien (2012: 20,2 Mio. Hektar). Der GVO-Anteil betrug bei der Sojabohne weltweit rund 76 % und ist weiter steigend.</p>
<p> </p><h2>Fokus Sojakomplex</h2>
<p><em>Karlheinz Pistrich, Sabine Wendtner, Hubert Janetschek</em></p>
<p>Die Entwicklung des Sojaanbaus ist in Österreich eng mit dem Namen Friedrich Haberlandt verbunden. Als der Professor für Pflanzenbau bei der 1873 in Wien stattfindenden Weltausstellung die Nutzpflanze kennenlernte, regte er erste Anbauversuche innerhalb und außerhalb der Habsburgermonarchie an. Haberlandt erkannte früh die vielfältigen Verwertungsmöglichkeiten und den außerordentlichen Nährwert sowohl für die tierische als auch menschliche Ernährung. Mit dem Tod Haberlandts 1878 kamen die Bemühungen rund um die Sojabohne im Habsburgerreich zum Erliegen. Anders in den Vereinigten Staaten wo Ende des 19. Jahrhunderts Anbauversuche mit Soja weitergeführt wurden. Auch das US-Landwirtschaftsministerium erkannte früh das Potential und begann ab 1898 den Sojaanbau durch Flugblätter und Ausstellungen auf landwirtschaftlichen Messen aktiv zu bewerben. Andere heutige Hauptanbaugebiete wie Brasilien oder Argentinien begannen erst Anfang der 1970er Jahre den Sojaanbau zu intensivieren, als im Zuge der "Eiweißkrise" die Preise für Sojaschrot auf den internationalen Märkten enorm anstiegen.</p>
<p>Österreich strengte aufgrund der großen wirtschaftlichen Not in der Zwischenkriegszeit wieder erste Züchtungsaktivitäten an. Angesichts der prekären Ernährungssituation starteten in dieser Zeit Initiativen zur Bekanntmachung der Vorzüge des Sojas für die menschliche Ernährung. Die Einbindung von Sojalebensmitteln wie dem "Edelsojamehl" in die tägliche Ernährung sollte aufgrund des hohen Protein- und Fettgehalts auf diese Weise die Ernährungssituation der Österreicherinnen und Österreicher vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg verbessern. Der einsetzende Wirtschaftsaufschwung nach dem Krieg trug jedoch am wiederholten Rückgang des Interesses an der Sojabohne für die menschliche Ernährung bei. Mit zunehmendem Wohlstand und steigendem Fleischkonsum wandelten sich die Nutzungsgewohnheiten, und die Sojabohne bildete zusammen mit Mais das Fundament der wachsenden Welt-Fleischproduktion.</p>
<p>Die Weltsojaanbaufläche ist von 1970 bis 2012 von 30 Mio. ha auf 107 Mio. ha gestiegen, und ist nach Weizen, Mais und Reis inzwischen die viertwichtigste Weltfrucht. Die Hauptproduktionsgebiete sind Nord- und Südamerika mit den USA (2012: 30,8 Mio. ha), Brasilien (2012: 25 Mio. ha) und Argentinien (2012: 19,4 Mio. ha). Weltweit wurden gemäß USDA im Wirtschaftsjahr 2011/12 mehr als 166 Mio. Tonnen Sojabohnen und Sojaschrot (umgerechnet in Sojabohnenäquivalente) am Weltmarkt gehandelt. Die mit Abstand größten Abnehmer waren China (59,2 Mio. t) und die EU (38,6 Mio. t). Während der Importbedarf der EU gleichbleibend bis leicht rückläufig ist, bleibt Chinas Bedarf an Sojaimporten weiter steigend. Innerhalb einer Dekade - von 2001/02 bis 2011/12 - stiegen die chinesischen Importe um das Fünfeinhalbfache, und das obwohl China der weltweit viertgrößte Sojaproduzent ist.</p>
<p>Österreich erlebte in den 1980er und frühen 1990er Jahren einen kleinen Sojaboom. Von 1987 auf 1988 stieg die Sojaanbaufläche von 270 Hektar auf 5.600 Hektar. Seine Kulmination fand der Boom im Jahr 1993 mit 54.000 Hektar Anbaufläche. Mit dem EU-Beitritt sank der Sojaanbau stark, ist seither aber wieder im zunehmen. Bis 2000 stieg die Sojafläche auf 15.500 Hektar, und hat sich von da an bis 2012 auf über 37.000 Hektar mehr als verdoppelt. Hauptproduktionsgebiete sind derzeit die Bundesländer Oberösterreich (2011: 13.552 Hektar), Burgenland (2011: 12.729 Hektar) und Niederösterreich (2011: 7.800 Hektar). Der Ertrag lag im konventionellen Anbau zwischen 2008 und 2012 im Mittel bei 28,4 dt/ha. Bei Biosoja betrug der Durchschnittsertrag 22 dt/ha (2007 bis 2011). Auch im Biosegment hat sich der Anbauumfang von 886 Hektar (2000) auf über 7.900 Hektar (2011) beträchtlich gesteigert. Dieser Wert von 2011 entsprach einem Anteil von 4,2 Prozent an der gesamten biologischen Ackerfläche. Der Bioanbau konzentriert sich auf das Burgenland (2011: rund 3.500 Hektar) und Niederösterreich (2011: rund 2.800 Hektar). Im für den konventionellen Sojaanbau bedeutenden Oberösterreich betrug die Biosojafläche 2011 rund 600 Hektar.</p>
<p>Zur Sojaproduktion eigenen sich in Österreich die vorrangig in den drei erwähnten Bundesländern liegenden feucht-warmen Gebiete im Südosten, die warmen Anbaugebiete Ostösterreichs, das Niederösterreichische Westbahngebiet und der Oberösterreichische Zentralraum. Die für Sojaanbau geeigneten Gebiete decken sich mit den Körnermais- und Zuckerrübengebieten, und der Sojaanbau kann hier zur Auflockerung der Fruchtfolge beitragen und so den Maiswurzelbohrerdruck reduzieren. Für die Sojabohne sprechen weiters ihre Stickstoffautarkie und der geringe Entzug von Phosphor und Kalium aus dem Boden. Diese Vorzüge kommen speziell bei Hochpreisphasen am Düngemittelmarkt zur Geltung, leisten gleichzeitig aber auch einen Beitrag zur Ressourcenschonung. Die Fähigkeit von Soja mit Hilfe von Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft im Boden zu binden, kommt auf Grund des Verwendungsverbots von leicht löslichem mineralischem Stickstoffdünger und den begrenzten Zukaufmöglichkeiten von organischen Düngemitteln in der biologischen Landwirtschaft vor allem viehlosen Ackerbaubetrieben entgegen. Das verfügbare Sortenmaterial ist zwar zufriedenstellend, doch besteht Bedarf an Weiterzüchtung etwa in Richtung frühreiferer Sorten und höherem Proteingehalt. Neben diesen Vorzügen verlangt der Sojaanbau den Landwirtinnen und Landwirten allerdings großes pflanzenbauliches Können und Wissen ab.</p>
<p>In der Fütterung sind die importierten Sojabohnen und weiterverarbeiteten Sojafuttermittel wie Sojaextraktionsschrot (SES) oder Sojakuchen durch Eiweißquellen aus heimischer Erzeugung wie Körnerleguminosen, Rapsschrot, Sonnenblumenkuchen, Maiskleber oder DDGS (Dried Distillers Grains Solubles) - ein Nebenprodukt der Biotreibstoffherstellung - nur gering substituierbar. Österreich importierte etwa in den Jahren 1990 bis 2012 zwischen 493.000 Tonnen und 706.000 Tonnen Soja netto (umgerechnet in Sojabohnenaequivalente) - in erster Linie in Form von Sojaschrot aus den Hauptproduktionsgebieten Argentinien, Brasilien und den USA. Mit den Importen wurden etwas 2010 rund 60 Prozent des heimischen Eiweißbedarfs gedeckt. Für die übrigen 40 Prozent standen heimische Eiweißfuttermittel zur Verfügung. Sojabohnen aus österreichischem Anbau spielen für die Eigenversorgung im Fütterungsbereich bisher nur eine geringe Rolle, da der wesentliche Teil der Ernte von der Lebensmittelwirtschaft verarbeitet wird.</p>
<p>Zur Abschätzung des Anbaupotentials von Soja in Österreich wurde aufgrund eingeschränkter Ressourcen ein Modell gewählt, welches auf den in den letzten Jahren bestehenden Soja-, Körnermais- und Zuckerrübenflächen basiert. Auf Basis auf den in den Jahren 2007 bis 2011 durchschnittlich angebauten Flächen dieser drei Kulturen ermittelte sich das biologische Anbaupotential. Das ist jener geschätzte Flächenumfang, auf dem prinzipiell Sojaanbau unter Berücksichtigung der Fruchtfolgerestriktionen möglich ist. Das auf diese Weise für Österreich geschätzte biologische Anbaupotential von Soja beträgt 540.000 Hektar. Unter Berücksichtigung pflanzenbaulicher Fruchtfolgerestriktionen und nach Abzug der steirischen Körnermaisflächen ergab sich in weiterer Folge dann das pflanzenbauliche Anbaupotential, welches bei einem Sojaanbau mit 4jähriger Fruchtfolge 125.000 Hektar ergab. Das ökonomische Potential, also die unter den gegebenen ökonomischen Rahmenbedingungen tatsächlich umsetzbare Anbaufläche von Soja, ist kaum mit einem Fixwert ausdrückbar. Dessen Höhe hängt in großem Maße vom Niveau des Sojaerzeugerpreises in Verbindung mit der Preisrelation von Soja zu Körnermais ab.</p>
<p>Hinsichtlich der Fütterungseigenschaften sind Sojafuttermittel speziell in der Schweine- und Geflügelfütterung nur schwer durch heimische alternative Eiweißquellen ersetzbar. So ist etwa der Rohproteinanteil bei Eiweißfuttermitteln auf Sojabasis im Vergleich zu anderen heimischen Eiweißquellen wie Körnererbsen (20,7 %), Ackerbohnen (26 %), Sonnenblumenkuchen (21,9 %) oder Rapsextraktionsschrot (35,3 %) mit 48 % bei Soja HP, 44 % bei Soja 44, 40 % bei Sojakuchen und 37,4 % bei vollfettem Sojabohnen deutlich höher. Auch die fütterungsphysiologische Qualität des Eiweißes ist bei Sojafuttermitteln in Relation zu alternativen heimischen Eiweißquellen sehr hoch und spricht für Soja in der Nutztierfütterung. Der Gehalt an essentiellen Aminosäuren wie Lysin, Threonin oder Tryptophan ist besonders in der Schweine- und Geflügelhaltung von großer Relevanz, weil diese im Gegensatz zu den Wiederkäuern essentielle Aminosäuren nicht selber produzieren können. Wiederkäuer sind daher hinsichtlich der Eiweißversorgung anspruchsloser als Monogastrier, da der Eiweißbedarf einfacher mit Eiweißfuttermittel geringerer biologischer Wertigkeit gedeckt werden kann.</p>
<p>Innerhalb der Europäischen Union konzentriert sich der Sojaanbau auf einige wenige Mitgliedsländer. Insgesamt baute 2012 die EU27 auf 377.000 ha Soja an. Der größte Produzent war Italien mit etwa 153.000 ha bzw. einem Anteil von fast 41 % an der EU-Sojafläche, gefolgt von Rumänien mit 78.000 Hektar (20,7 % Flächenanteil) und Ungarn mit 41.000 ha (10,9 % Flächenanteil). An vierter Stelle folgte bereits Österreich mit über 37.000 ha bzw. einem Anteil von 9,8 %.</p>
<p>Gesamteuropäisch befanden sich 2012 die größten Sojaanbaugebiete in der Ukraine, in Russland und in Serbien. In Summe wies Europa 3,45 Mio. Hektar Sojafläche auf. Davon entfielen rund 1,4 Mio. ha bzw. 41 % auf die Ukraine, gefolgt von Russland mit 1,35 Mio. ha bzw. einem Flächenanteil von fast 40 %. Der Anteil der EU27 an der gesamteuropäischen Sojafläche machte 2012 rund 11 % aus.</p>
<p>Die Sojabohne ist auch im Ernährungsbereich gefragt. Wegen einer für den menschlichen Organismus vorteilhaften Nährstoffkombination mit einem hohen Gehalt an hochwertigem pflanzlichem Eiweiß, einer günstigen Fettsäurezusammensetzung, der Cholesterinfreiheit und sekundären Pflanzenstoffen wie Isoflavonen, wird der Sojabohne eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben. Schätzungen zufolge sind Bestandteile der Sojabohne in rund 30.000 verschiedenen Lebensmitteln enthalten, wobei sowohl Eiweiß als auch Öl der Sojabohne von der Lebensmittelindustrie genutzt werden, um Produkte wie Sojagetränke, Tofu, Sojasauce, Miso und Backmittel herzustellen. Auch für das bei der Speiseölgewinnung als Nebenprodukt anfallende Sojalecithin bieten sich vielfältige Verwendungsmöglichkeiten in der Lebensmittelwirtschaft, wo es vor allem als Emulgator, Bindungsmittel, Oxidationsschutz und Kristallisationsverzögerer eingesetzt wird.</p>
<p>Die heimische Nahrungsmittelindustrie zählt zu den Hauptabnehmern österreichischer Soja und ein Großteil der Ernte wird hier weiterverarbeitet. 2009 verarbeiteten die österreichischen Betriebe 40.000 bis 45.000 t Speisesoja.</p>
<p>Der europäische Markt für Speisesoja wurde für 2009 auf etwa 170.000 bis 220.000 t geschätzt, wobei rund die Hälfte für die Herstellung von Sojadrinks (80.000 - 100.000 t) verwendet wurde. Bei Sojagetränken lag der durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-Verbrauch 2007 im EU-Schnitt bei 0,82 Litern. Den höchsten Verbrauch verzeichnet Belgien mit 2,3 Litern, gefolgt von Spanien mit zwei Litern. Der Österreichische Pro-Kopf-Verbrauch betrug 0,7 Liter. Im Segment der Herstellung von Mehlen und Backwaren sind österreichische Verarbeiter von Speisesoja in der EU marktführend. Rund 25.000 bis 30.000 t der in der EU verarbeiteten 40.000 bis 50.000 t wurden in Österreich verarbeitet. Das entsprach einem Marktanteil von rund 60 %.</p>
<p>Ein besonderes Merkmal von österreichischen Sojalebensmitteln ist ihre Gentechnikfreiheit. Aufgrund der geringen GVO-Akzeptanz der Konsumenten und Konsumentinnen ergibt die GVO-Freiheit für Anbau und Verarbeitung eine Marktnische, und ist hauptsächlich verantwortlich für die Marktführerschaft österreichischer Verarbeiter.</p>
<p>GVO-Freiheit ist auch in der konventionellen Fütterung zunehmend bedeutend, da Markenfleischprogramme oder Qualitätsprogramme wie das IBO-Schwein in Oberösterreich oder Initiativen von österreichischen Molkereien gentechnikfreie Fütterung verlangen.</p>
<p>Neben der GVO-Skepsis beeinflussen auch sich ändernde Ernährungsgewohnheiten, gesundheitliche Aspekte wie Laktoseintoleranzen oder Kuhmilchproteinallergien, steigendes Gesundheitsbewusstsein sowie zunehmende vegetarische und vegane Ernährungsweise die Entwicklung des Marktes für Sojalebensmittel. 2011 erzielten Sojaprodukte im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel einen Umsatz von 20,1 Millionen Euro, was einem Zuwachs um neun Prozent gegenüber 2009 entsprach.</p>
<p>Für österreichische Produzenten und Verarbeiter von Sojabohnen bedeutet die Gentechnikfreiheit ein Alleinstellungs- und Abgrenzungsmerkmal, insbesondere aufgrund der ständigen Ausweitung des GVO-Anbaus. Seit der erstmaligen kommerziellen Nutzung im Jahr 1996 ist die Anbaufläche von 1,7 Millionen Hektar auf 170 Millionen Hektar im Jahr 2012 angewachsen. 2012 wurden gentechnisch veränderte Pflanzen von über 17 Millionen Betrieben in 28 Staaten angebaut, wobei sich fast 90 Prozent der Gesamtfläche auf die fünf Länder USA, Brasilien, Argentinien, Indien und Kanada verteilten. Die Europäische Union ist beim Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen unbedeutend. 2012 wurden in 5 EU-Ländern auf 133.000 Hektar GVO-Bt-Mais gepflanzt, was einem Anteil von 0,07 % an der globalen GVO-Fläche entsprach. Abgesehen von Spanien, wo auf 116.000 Hektar GVO-Mais wuchsen, lagen in Portugal, Tschechien, der Slowakei und Rumänien die Anbauflächen jeweils unter 5.000 ha.</p>
<p class="bodytext">Haupt-GVO-Kultur ist weltweit mit 81 Mio. Hektar und rund 48 Prozent Anteil die Sojabohne, welche sich 2012 auf 11 Länder verteilten. Hauptproduzenten von GVO-Soja sind die USA (2012: 28,6 Mio. ha), Brasilien (2012: 23,9 Mio. ha) und Argentinien (2012: 20,2 Mio. Hektar). Der GVO-Anteil betrug bei der Sojabohne weltweit rund 76 % und ist weiter steigend.</p>
<p> </p>SR106: Die Zukunft der Energie: Potenziale, Maßnahmen und Wettbewerbsfähigkeit von Bioenergie2013-12-19T12:01:56+01:002013-12-19T12:01:56+01:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1847&catid=136&Itemid=101&lang=deMichaela Hagermichaela.hager@bab.gv.at<p><em>Karl M. Ortner, Hubert Janetschek, Erika Quendler</em></p>
<p>Es gibt keinen Zweifel mehr, dass der Klimawandel Realität ist und aufgehalten werden muss, um zu verhindern, dass Polareis und Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel ansteigt und die Küstengebiete, in denen ein großer Teil der Menschheit lebt, bedroht. Inzwischen hat man sich weltweit darauf verständigt, dass ein Temperaturanstieg von 2°C bis zum Ende des Jahrhunderts gerade noch akzeptabel sei, um das Schlimmste zu verhindern und das Risiko irreversibler Schäden an unserem Planeten Erde gering zu halten. Als größter Verursacher der Erderwärmung wurden die THG-Emissionen, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen, identifiziert. Diese Emissionen, vor allem jene von CO2, müssen zurückgefahren werden - entweder durch Verzicht auf die Verwendung fossiler Brennstoffe oder durch die Rückgewinnung des CO2 aus der Atmosphäre und seine Lagerung in tiefen Schichten unter der Erde. Eine dritte Möglichkeit ist seine Spaltung, bei der Kohlenwasserstoffe und Sauerstoff entstehen; sie erfordert die Zufuhr von Wasser und Energie. Diese Methode wird in großem Stil von den Pflanzen genutzt, die mit Hilfe der Sonnenenergie Kohlenstoffverbindungen (Zucker, Stärke, Zellulose) aufbauen (Fotosynthese). Unter natürlichen Bedingungen halten sich die Entstehung und der Zerfall von Biomasse die Waage; insofern ist die Verwendung von Biomasse CO2-neutral. Das macht sie als THG-neutrale Quelle von Energie zu einem attraktiven Substitut für fossile Energieträger.</p>
<p>Die energetische Nutzung von Biomasse steht in Konkurrenz zu ihren Nutzungen als Nahrungs- und Futtermittel sowie zu ihrer stofflichen Nutzung als Baustoff, Grundstoff für Textilien, die Chemie usw. Zur Erzeugung und Nutzung von Biomasse benötigt die Land- und Forstwirtschaft externe Energie in Form von Betriebsmitteln (Treibstoffe, Düngemittel usw.) und Investitionsgütern, die unter Einsatz von Energie erzeugt werden müssen. Daher ist nur ein Teil der in der Biomasse enthaltenen Primärenergie für weitere Zwecke nutzbar. Dieses Phänomen trifft für alle Formen der Gewinnung von Nutzenergie zu und macht es notwendig, bei einem Vergleich der Wirksamkeit verschiedener Prozesse auf die THG-Emissionen Lebenszyklusanalysen anzustellen und eine Ökobilanz zu erstellen. Im Fall der land- und forstwirtschaftlich erzeugten Biomasse werden dabei auch Wirkungen indirekter Landnutzungsänderungen in Betracht gezogen, denn durch die Umwandlung von Wald in landwirtschaftliche Flächen, die Umwandlung von Grünland in Ackerland und die Trockenlegung von Mooren und Sümpfen wird CO2 an die Luft abgegeben. Das Gegenteil passiert durch die Fruchtbarmachung von bisher unfruchtbaren Flächen.</p>
<p>Als Ersatz für Energie aus fossilen Brennstoffen bieten sich neben Energie aus Biomasse auch andere erneuerbare Energiequellen an, die bei ihrer Nutzung keine THG emittieren, nämlich Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie. Während das Ausbaupotenzial von Wasserkraft in den industrialisierten Ländern weitgehend ausgeschöpft ist, sind Wind- und Sonnenkraft je nach Lage meist in großen Mengen vorhanden und warten nur darauf, geerntet zu werden. Technische Fortschritte in den letzten Jahrzehnten haben dazu geführt, dass dies mit immer geringeren Kosten möglich ist. Vor allem bei Photovoltaik bestehen ein riesiges Potenzial und die Hoffnung, dass durch Forschung und Entwicklung preiswerte technische Lösungen gefunden werden. Derzeit benötigen diese Technologien - wie auch die Biomasse - massive staatliche Unterstützung, um sich auf dem Markt behaupten zu können und angenommen zu werden, denn die Konkurrenz durch fossile Energieträger und Atomenergie ist ungebrochen. Letztere verursacht zwar auch keine direkten THG-Emissionen, aber radioaktive Abfälle, die langfristig nicht sicher verwahrt werden können.</p>
<p>Neue Technologien gibt es auch bei fossilen Energieträgern. Sie machen es möglich, auf bisher unwirtschaftliche oder unzugängliche fossile Rohstoffe (Teersande, Ölschiefer, Schiefergas) zuzugreifen und die darin eingelagerte Energie herauszulösen. Die auf diese Weise hinzugekommenen nutzbaren Lagerstätten sind riesig und versetzen jene in einen Goldrausch, die darüber verfügen können. In den USA sind das die Grundbesitzer, in den meisten anderen Ländern ist es der Staat. Nur wenige können der Versuchung widerstehen, die neu gefundenen Schätze auszubeuten und auf den Markt zu bringen. Der Boom von Schiefergas ist gerade dabei, die USA von Gasimporten unabhängig und bis zum Jahr 2035 energieautark zu machen. Die Hoffnungen der Proponenten von erneuerbarer Energie, dass auf "Peak Oil", dem eben erst erreichten Höhepunkt der Ölförderung, ein Abfall folgen würde, könnten sich zerschlagen. Auch aus Erdgas lassen sich Treibstoffe und Strom generieren - mit niedrigeren THG-Emissionen als mit Öl und Kohle.</p>
<p>Die Herausforderung für die Staatengemeinschaft ist daher nicht kleiner geworden, jene, die in der Zukunft von fossilen Energien profitieren können, zu einem (teilweisen) Verzicht auf diesen Profit zu bewegen. Die UNFCCC bietet den Rahmen für Verhandlungen und verzeichnet Teilerfolge, u. a. mit dem Kyoto-Protokoll, das im Jahr 2013 in eine neue Phase eingetreten ist, und einem globalen Klimaschutzabkommen, das die wichtigsten Emittenten umfassen und bis zum Jahr 2015 zu Stande gebracht werden soll. Es gibt aber auch Rückschläge wie den Austritt Kanadas, die Enthaltsamkeit Russlands, Japans, der USA und anderer Länder, die ihren eigenen Weg gehen oder dabei sind, ihre riesigen oder neu entdeckten fossilen Schätze zu heben.</p>
<p>Die EK hat im Rahmen des von ihr am 10. Januar 2007 vorgelegten integrierten Energie- und Klimapakets einen Fahrplan für erneuerbare Energien entwickelt (EK 2007a). Dementsprechend hat sich die EU das Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energieträger am Bruttoinlandsverbrauch bis 2020 auf 20 % zu steigern. Im Verkehrsbereich sollen Biokraftstoffe bis dahin 10 % des Gesamtverbrauchs von Benzin und Diesel ausmachen. Durch eine Steigerung der Energieeffizienz um 20 % soll der Energieverbrauch im Jahr 2020 nicht mehr als 1.474 Mtoe Primärenergie betragen (EU 2012). Zugleich wurden die Mitgliedsländer aufgerufen, nationale Aktionspläne aufzustellen, aus denen ersichtlich wird, wie sie durch die Förderung erneuerbarer Energien zur Erreichung der EU-Ziele beitragen wollen.</p>
<p>Auch für die österreichische Bundesregierung zählt die Sicherstellung einer nachhaltigen Energieversorgung Österreichs zu den zentralen Herausforderungen der kommenden Jahre und Jahrzehnte. Für eine Erhöhung der Versorgungssicherheit mit Energie und eine Reduktion der Importe an fossiler Energie setzt sie in ihrer Energiestrategie verstärkt auf erneuerbare Energieträger, inländische Energieerzeugung, Energiesparen sowie Forschung und innovative Energietechnologien (BMWFJ und BMLFUW 2010). Zentrale Stützpfeiler des Ausbaus der Erzeugung erneuerbarer Energien sind das Ökostromgesetz 2012 (RÖ 2012) und die dazu gehörige Einspeisetarifverordnung (RÖ 2012b) und die Biokraftstoffverordnung (RÖ 2012a).</p>
<p>Auch in vielen anderen Staaten wird mithilfe staatlicher Maßnahmen, insbesondere Beimischungszwängen, Einspeisetarifen, Investitionsförderungen und die Finanzierung von Forschung und Entwicklung, eifrig in erneuerbare Energien investiert. Laut UN-Energy (2012) stiegen die globalen Investitionen in erneuerbare Energien (ohne große Wasserkraft) im Jahr 2011 auf einen Rekordwert von 257 Mrd. US$ - das Sechsfache der Investitionen im Jahr 2004. Fast die Hälfte der weltweit hinzugekommenen ca. 208 GW installierter Leistung entfiel auf erneuerbare Energie, die somit bei 1.360 GW liegt. Erneuerbare Energien decken inzwischen 16,7 % des globalen Endenergiebedarfs und stellen mehr als 25 % der globalen Stromproduktionskapazitäten bereit; sie lieferten ca. 20,3 % der weltweiten Stromerzeugung.</p>
<p>Plausible Szenarien ergeben, dass im Jahr 2035 fast ein Drittel der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen stammen wird. Die Solarenergie expandiert stärker als alle anderen erneuerbaren Energietechnologien; sie wird im Jahr 2035 der Kohle als weltweit wichtigste Stromerzeugungsquelle nahe kommen. Der Verbrauch an Biomasse (für die Stromerzeugung) und an Biokraftstoffen wird auf das Vierfache steigen, und immer größere Mengen werden international gehandelt. Die Subventionen dafür dürften sich von weltweit 88 Mrd. US$ im Jahr 2011 - in Abhängigkeit von technischen Fortschritten und ungenutzten Potenzialen - auf nahezu 240 Mrd. US$ im Jahr 2035 erhöhen; das ist deutlich weniger als die im Jahr 2011 gewährten Subventionen für fossile Energieträger, die immerhin 523 Mrd. US$ betrugen. Subventionen zur Förderung neuer erneuerbarer Energieprojekte müssen im Lauf der Zeit parallel zum Anstieg der entsprechenden Kapazitäten und zum Rückgang der Kosten erneuerbarer Energietechnologien angepasst werden, um eine zu hohe Belastung der Staatshaushalte und der Verbraucher zu vermeiden. Trotz der bis zum Jahr 2011 erzielten Fortschritte haben fast 1,3 Mrd. Menschen nach wie vor keinen Zugang zu Elektrizität, und 2,6 Mrd. haben keinen Zugang zu sauberen Kochgelegenheiten." (IEA 2012).</p>
<p>Trotz der Anstrengungen und Erfolge vieler Länder, ihren Energieverbrauch und ihre THG-Emissionen zu senken, ist keineswegs sicher, ob sie damit auch einen Erfolg auf globaler Ebene verbuchen. Dieser etwas überraschende und jedenfalls deprimierende Befund gründet sich darauf, dass die Förderung erneuerbarer Energien bewirkt, dass mehr Energie auf den Markt kommt und das steigende Angebot die Preise senkt. Diese sinken zusätzlich durch die geringere Nachfrage, die durch Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz herbeigeführt wird, was bedeutet, dass zur Erzeugung von Endenergie weniger Primärenergieeinsatz benötigt wird. Bei niedrigeren Preisen für Energieträger wiederum ist deren Absatz höher als bei unveränderten Preisen. Daher wird - global betrachtet - etwa gleich viel fossile Energie verbraucht wie ohne Förderungen für erneuerbare Energien. Zumindest eine Studie (Hochman et al. 2011) deutet dieses für die Eindämmung des Klimawandels unerfreuliche, aber plausible Ergebnis an. Anderseits führen diese Maßnahmen dazu, dass insgesamt mehr Energiedienstleistungen zu günstigeren Preisen zur Verfügung stehen und in Anspruch genommen werden können.</p>
<p>Die sicherste Methode, die THG-Emissionen global zu senken, ist, die fossilen Energierohstoffe dort zu belassen, wo sie sind. Wer fossile Energierohstoffe zu Tage fördert, fördert den Klimawandel und muss dafür die Verantwortung übernehmen, am besten durch Zahlungen für Maßnahmen, die die von den Rohstoffen ausgehenden THG-Emissionen reduzieren oder neutralisieren. Das bedeutet: Jene, die fossile Energieträger auf den Markt bringen, sollten Kompensationsleistungen selbst erbringen oder Steuern auf die durch ihre Verwendung entstehenden THG-Emissionen zahlen, damit der Staat die entsprechenden Kompensationsleistungen erbringen kann. Durch eine internationale Harmonisierung der Steuern auf THG-Emissionen und der Subventionen für THG-Vermeidung ließen sich Wettbewerbsverzerrungen zwischen verschiedenen Energieträgern und Staaten vermeiden. Zumindest die nationalen Steuern auf Energieträger sollten sich an ihren CO2-Emissionen orientieren, was derzeit in Österreich absolut nicht der Fall ist (Tabelle 10).</p>
<p>Eine Besteuerung der Verbraucher dieser Rohstoffe, die stattdessen stattfindet, bezieht ihre Berechtigung aus der Tatsache, dass die Staaten Produzenten fossiler Energieträger im Ausland nicht besteuern können. Inländische Verbraucher - Industriebetriebe - verlieren durch eine solche Besteuerung international an Wettbewerbsfähigkeit. Daher wurden Emissionshandelssysteme eingeführt mit Zertifikaten, die zu steuerfreien Emissionen berechtigen. Der Handel mit diesen Zertifikaten ist das Instrument, mit dem die Kosten der Vermeidung von THG-Emissionen ermittelt werden sollen. Diese Kosten - die Preise der Zertifikate - hängen allerdings von der Menge ab, die angeboten wird. Ende 2012 konnte man das Recht, 1 t CO2 zu emittieren, zu einem Preis von ca. 5 € erwerben. Die Kosten einer Einsparung von 1 t THG-Emissionen durch Einführung neuer Technologien oder Energiesparmaßnahmen sind in den meisten Fällen bedeutend höher. Dadurch, dass das Europäische Emissionshandelssystem zu viele Emissionen erlaubt, hat es seine Funktion als Steuerungsinstrument eingebüßt. Um ihm diese Funktion wieder zu geben, sollte das Angebot an Emissionsrechten so weit reduziert werden, bis deren Preis ein Niveau erreicht, bei dem sich ein Umstieg auf THG-sparende Energietechnologien lohnt. Das Angebot an Zertifikaten sollte überdies flexibel so gesteuert werden, dass ein langfristig stabiler Preis von Emissionszertifikaten resultiert, damit sich der Umstieg auf erneuerbare Energie und Investitionen in höhere Energieeffizienz langfristig lohnen.</p>
<p>Obwohl es Bemühungen seitens der Vereinten Nationen gibt, möglichst viele Länder zu einer Reduktion ihrer THG-Emissionen zu bewegen, stehen die Chancen dafür, dass das gelingen könnte, schlecht, denn die Förderer fossiler Energie belohnen sich mit gewaltigen Gewinnen, die das öffentliche Anliegen der Weltbevölkerung, den Klimawandel einzubremsen, überstrahlen. Das gilt es zu verhindern. Ein verantwortungsvoller Umgang mit unseren Lebensgrundlagen erfordert einen teilweisen Verzicht auf kurzfristige Gewinne, die mit fossiler Energie erzielbar sind. Wer diesen Verzicht durchsetzen soll, ist eine offene Frage (Kopetz 2010). Jeder und jede, die fossile Energie bereitstellen oder ihre Bereitstellung begünstigen, müssen sich ihrer Verantwortung für den Klimawandel bewusst werden und stellen.</p>
<p>Eine Beteiligung von öffentlichen Mitteln an Investitionen, durch die die Bereitstellung fossiler Energie billiger wird, sollte jedenfalls ausgeschlossen sein. Denn das Angebot an fossiler Energie beeinflusst die Energiepreise und damit die Entwicklung von erneuerbarer Energie in erheblichem Ausmaß. Geringeres Angebot steigert die Energiepreise und die Wirtschaftlichkeit der Produktion von erneuerbarer Energie; höhere Energiepreise vermindern den Energieverbrauch von fossilen Energieträgern und damit den Ausstoß von THG-Emissionen. Für die Entwicklung der Energie aus Biomasse spielen darüber hinaus die Konkurrenz der Verwendungen für Nahrungs- und Futtermittel eine wichtige Rolle, ebenso die Art und Qualität der verfügbaren Biomasse sowie das jahreszeitlich und witterungsbedingt schwankende Angebot. Eine starre Bindung des Verbrauchs von Bioenergie an den Verbrauch von Treibstoffen durch Beimischungsverpflichtungen verstärkt die Preisschwankungen von agrarischen Rohstoffen und Lebensmitteln, indem sie deren Preise mit jenen von fossilen Treibstoffen verknüpft. Flexible Beimischungsregeln könnten helfen, diese Schwankungen zu reduzieren und hohe Preisspitzen für Lebensmittel zu verhindern.</p>
<p>Die Förderung erneuerbarer Energien im Inland verringert die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten von Energieträgern und schafft regionale Wertschöpfung. Letzteres gilt auch für die Förderung der Erzeugung von Energie aus Biomasse und die Förderung der landwirtschaftlichen Produktion in den Regionen, in denen sie stattfindet. Diese Förderungen bewirken ein höheres Angebot und niedrigere Weltmarktpreise landwirtschaftlicher Rohstoffe. Das ist ein Vorteil für die Verbraucher und ein Nachteil für jene Erzeuger von Lebensmitteln, die solche Förderungen nicht bekommen und die sich vor allem in Entwicklungsländern befinden, in denen es großes Potenzial gibt, die Produktion von Biomasse auszuweiten. Derzeit leiden fast 1 Mrd. Menschen an Unter- und Mangelernährung. Die Nachfrage nach Lebensmitteln, oder der Bedarf, wird durch die wachsende Bevölkerung und wachsende Ansprüche an die Lebensmittelqualität in Form von tierischem Eiweiß bis zum Jahr 2050 um 70 % zunehmen. Die globalen Ressourcen reichen dafür aus, aber die regionalen Unterschiede sind eklatant und werden durch korrupte Regierungen verstärkt. Die Methode, die Erzeugung von Bioenergie in der EU von Landnutzungsänderungen in Drittländern abhängig zu machen, dürfte daran nichts ändern. Vielmehr ist es notwendig, zielgerichtete Maßnahmen einzusetzen. Der Export von Bioenergie aus Ländern mit Defiziten an Lebensmitteln und Rechtsstaatlichkeit sollte einfach verboten werden. Dasselbe gilt für Landnutzungsänderungen, die gespeichertes CO2 freisetzen (Waldrodungen, Grünlandumbruch) und Produktionsverfahren, die den Lebensraum seltener Tiere und Pflanzen, die Biodiversität, die Bodenfruchtbarkeit oder die Wasserversorgung beeinträchtigen.</p>
<p>Im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energieträgern ist Energie aus Biomasse in Form von festen Brennstoffen (Holz), flüssigen Brenn- und Treibstoffen oder Gas speicherbar. Durch technische Entwicklungen sollte es gelingen, Energie aus lignozellulosen Rohstoffen zu gewinnen und in Verbindung mit kaskadischer Nutzung der Rohstoffe die Energieausbeute je Hektar Anbaufläche wesentlich zu steigern. Außerdem besteht die Chance, Biomasse mit Hilfe von mehrjährigen Pflanzen (z. B. Jatropha, Zuckerrohr, Ölpalmen) auf degradierten oder marginalen Böden zu erzeugen und diese Böden als CO2 -Speicher zu nutzen. Auch einige einjährige Pflanzen, vor allem solchen, bei deren Verarbeitung wertvolle Nebenprodukte (Eiweißfuttermittel) anfallen, sind als Energieträger neben Holz bereits in einigen Weltregionen ohne Förderungen wettbewerbsfähig. Um das derzeitige Energiesystem in eines mit geringeren THG-Emissionen umzuwandeln, muss die Rentabilität des Umstiegs gewährleistet werden. Dazu bedarf es der Unterstützung durch die öffentliche Hand.</p>
<p>Beim Ausbau der erneuerbaren Energien kommt den Land- und Forstwirten eine Schlüsselrolle zu, denn sie verfügen über die Flächen, die dazu benötigt werden, und das unternehmerische Know-how, Biomasse und erneuerbare Energie zu niedrigen Kosten zu erzeugen und ggf. auch umzuwandeln und zu vermarkten. Neben der direkten Förderung von erneuerbaren Energien sind Investitionen in Forschung und Entwicklung, Beratung und Ausbildung erforderlich, um die Kosten der Gewinnung dieser Energien und somit ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Solche Investitionen sind auch dringend erforderlich, um die Produktion dem steigenden Bedarf an Lebensmitteln und erneuerbarer Energie anpassen zu können. Dabei sollte die Förderhöhe durchaus von den Effizienzgewinnen abhängen, die verschiedene Technologien erwarten lassen, auch wenn diese Erwartungen naturgemäß mit großen Unsicherheiten behaftet sind.</p>
<p>Von der Förderung von erneuerbaren Energien und besonders von Energie aus Biomasse gehen wichtige Wirkungen auf die vor- und nachgelagerten Wirtschaftszweige aus, die nicht vernachlässigt werden sollten. Davon profitieren vor allem Betriebe, die Vorleistungen für die Land- und Forstwirtschaft bereitstellen, sowie die Investitionsgüterwirtschaft (Gebäude und Maschinen), die Arbeitskräfte (Beschäftigung und Einkommen), und die Verbraucher (Haushalte), die dadurch mehr ausgeben können und eine höhere Versorgungssicherheit gewinnen. Eine höhere Förderung der Erzeugung von Bioenergie in benachteiligten Regionen kann zur Entwicklung dieser Regionen und zum Ausgleich ihres Nachteils beitragen.</p><p><em>Karl M. Ortner, Hubert Janetschek, Erika Quendler</em></p>
<p>Es gibt keinen Zweifel mehr, dass der Klimawandel Realität ist und aufgehalten werden muss, um zu verhindern, dass Polareis und Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel ansteigt und die Küstengebiete, in denen ein großer Teil der Menschheit lebt, bedroht. Inzwischen hat man sich weltweit darauf verständigt, dass ein Temperaturanstieg von 2°C bis zum Ende des Jahrhunderts gerade noch akzeptabel sei, um das Schlimmste zu verhindern und das Risiko irreversibler Schäden an unserem Planeten Erde gering zu halten. Als größter Verursacher der Erderwärmung wurden die THG-Emissionen, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen, identifiziert. Diese Emissionen, vor allem jene von CO2, müssen zurückgefahren werden - entweder durch Verzicht auf die Verwendung fossiler Brennstoffe oder durch die Rückgewinnung des CO2 aus der Atmosphäre und seine Lagerung in tiefen Schichten unter der Erde. Eine dritte Möglichkeit ist seine Spaltung, bei der Kohlenwasserstoffe und Sauerstoff entstehen; sie erfordert die Zufuhr von Wasser und Energie. Diese Methode wird in großem Stil von den Pflanzen genutzt, die mit Hilfe der Sonnenenergie Kohlenstoffverbindungen (Zucker, Stärke, Zellulose) aufbauen (Fotosynthese). Unter natürlichen Bedingungen halten sich die Entstehung und der Zerfall von Biomasse die Waage; insofern ist die Verwendung von Biomasse CO2-neutral. Das macht sie als THG-neutrale Quelle von Energie zu einem attraktiven Substitut für fossile Energieträger.</p>
<p>Die energetische Nutzung von Biomasse steht in Konkurrenz zu ihren Nutzungen als Nahrungs- und Futtermittel sowie zu ihrer stofflichen Nutzung als Baustoff, Grundstoff für Textilien, die Chemie usw. Zur Erzeugung und Nutzung von Biomasse benötigt die Land- und Forstwirtschaft externe Energie in Form von Betriebsmitteln (Treibstoffe, Düngemittel usw.) und Investitionsgütern, die unter Einsatz von Energie erzeugt werden müssen. Daher ist nur ein Teil der in der Biomasse enthaltenen Primärenergie für weitere Zwecke nutzbar. Dieses Phänomen trifft für alle Formen der Gewinnung von Nutzenergie zu und macht es notwendig, bei einem Vergleich der Wirksamkeit verschiedener Prozesse auf die THG-Emissionen Lebenszyklusanalysen anzustellen und eine Ökobilanz zu erstellen. Im Fall der land- und forstwirtschaftlich erzeugten Biomasse werden dabei auch Wirkungen indirekter Landnutzungsänderungen in Betracht gezogen, denn durch die Umwandlung von Wald in landwirtschaftliche Flächen, die Umwandlung von Grünland in Ackerland und die Trockenlegung von Mooren und Sümpfen wird CO2 an die Luft abgegeben. Das Gegenteil passiert durch die Fruchtbarmachung von bisher unfruchtbaren Flächen.</p>
<p>Als Ersatz für Energie aus fossilen Brennstoffen bieten sich neben Energie aus Biomasse auch andere erneuerbare Energiequellen an, die bei ihrer Nutzung keine THG emittieren, nämlich Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie. Während das Ausbaupotenzial von Wasserkraft in den industrialisierten Ländern weitgehend ausgeschöpft ist, sind Wind- und Sonnenkraft je nach Lage meist in großen Mengen vorhanden und warten nur darauf, geerntet zu werden. Technische Fortschritte in den letzten Jahrzehnten haben dazu geführt, dass dies mit immer geringeren Kosten möglich ist. Vor allem bei Photovoltaik bestehen ein riesiges Potenzial und die Hoffnung, dass durch Forschung und Entwicklung preiswerte technische Lösungen gefunden werden. Derzeit benötigen diese Technologien - wie auch die Biomasse - massive staatliche Unterstützung, um sich auf dem Markt behaupten zu können und angenommen zu werden, denn die Konkurrenz durch fossile Energieträger und Atomenergie ist ungebrochen. Letztere verursacht zwar auch keine direkten THG-Emissionen, aber radioaktive Abfälle, die langfristig nicht sicher verwahrt werden können.</p>
<p>Neue Technologien gibt es auch bei fossilen Energieträgern. Sie machen es möglich, auf bisher unwirtschaftliche oder unzugängliche fossile Rohstoffe (Teersande, Ölschiefer, Schiefergas) zuzugreifen und die darin eingelagerte Energie herauszulösen. Die auf diese Weise hinzugekommenen nutzbaren Lagerstätten sind riesig und versetzen jene in einen Goldrausch, die darüber verfügen können. In den USA sind das die Grundbesitzer, in den meisten anderen Ländern ist es der Staat. Nur wenige können der Versuchung widerstehen, die neu gefundenen Schätze auszubeuten und auf den Markt zu bringen. Der Boom von Schiefergas ist gerade dabei, die USA von Gasimporten unabhängig und bis zum Jahr 2035 energieautark zu machen. Die Hoffnungen der Proponenten von erneuerbarer Energie, dass auf "Peak Oil", dem eben erst erreichten Höhepunkt der Ölförderung, ein Abfall folgen würde, könnten sich zerschlagen. Auch aus Erdgas lassen sich Treibstoffe und Strom generieren - mit niedrigeren THG-Emissionen als mit Öl und Kohle.</p>
<p>Die Herausforderung für die Staatengemeinschaft ist daher nicht kleiner geworden, jene, die in der Zukunft von fossilen Energien profitieren können, zu einem (teilweisen) Verzicht auf diesen Profit zu bewegen. Die UNFCCC bietet den Rahmen für Verhandlungen und verzeichnet Teilerfolge, u. a. mit dem Kyoto-Protokoll, das im Jahr 2013 in eine neue Phase eingetreten ist, und einem globalen Klimaschutzabkommen, das die wichtigsten Emittenten umfassen und bis zum Jahr 2015 zu Stande gebracht werden soll. Es gibt aber auch Rückschläge wie den Austritt Kanadas, die Enthaltsamkeit Russlands, Japans, der USA und anderer Länder, die ihren eigenen Weg gehen oder dabei sind, ihre riesigen oder neu entdeckten fossilen Schätze zu heben.</p>
<p>Die EK hat im Rahmen des von ihr am 10. Januar 2007 vorgelegten integrierten Energie- und Klimapakets einen Fahrplan für erneuerbare Energien entwickelt (EK 2007a). Dementsprechend hat sich die EU das Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energieträger am Bruttoinlandsverbrauch bis 2020 auf 20 % zu steigern. Im Verkehrsbereich sollen Biokraftstoffe bis dahin 10 % des Gesamtverbrauchs von Benzin und Diesel ausmachen. Durch eine Steigerung der Energieeffizienz um 20 % soll der Energieverbrauch im Jahr 2020 nicht mehr als 1.474 Mtoe Primärenergie betragen (EU 2012). Zugleich wurden die Mitgliedsländer aufgerufen, nationale Aktionspläne aufzustellen, aus denen ersichtlich wird, wie sie durch die Förderung erneuerbarer Energien zur Erreichung der EU-Ziele beitragen wollen.</p>
<p>Auch für die österreichische Bundesregierung zählt die Sicherstellung einer nachhaltigen Energieversorgung Österreichs zu den zentralen Herausforderungen der kommenden Jahre und Jahrzehnte. Für eine Erhöhung der Versorgungssicherheit mit Energie und eine Reduktion der Importe an fossiler Energie setzt sie in ihrer Energiestrategie verstärkt auf erneuerbare Energieträger, inländische Energieerzeugung, Energiesparen sowie Forschung und innovative Energietechnologien (BMWFJ und BMLFUW 2010). Zentrale Stützpfeiler des Ausbaus der Erzeugung erneuerbarer Energien sind das Ökostromgesetz 2012 (RÖ 2012) und die dazu gehörige Einspeisetarifverordnung (RÖ 2012b) und die Biokraftstoffverordnung (RÖ 2012a).</p>
<p>Auch in vielen anderen Staaten wird mithilfe staatlicher Maßnahmen, insbesondere Beimischungszwängen, Einspeisetarifen, Investitionsförderungen und die Finanzierung von Forschung und Entwicklung, eifrig in erneuerbare Energien investiert. Laut UN-Energy (2012) stiegen die globalen Investitionen in erneuerbare Energien (ohne große Wasserkraft) im Jahr 2011 auf einen Rekordwert von 257 Mrd. US$ - das Sechsfache der Investitionen im Jahr 2004. Fast die Hälfte der weltweit hinzugekommenen ca. 208 GW installierter Leistung entfiel auf erneuerbare Energie, die somit bei 1.360 GW liegt. Erneuerbare Energien decken inzwischen 16,7 % des globalen Endenergiebedarfs und stellen mehr als 25 % der globalen Stromproduktionskapazitäten bereit; sie lieferten ca. 20,3 % der weltweiten Stromerzeugung.</p>
<p>Plausible Szenarien ergeben, dass im Jahr 2035 fast ein Drittel der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen stammen wird. Die Solarenergie expandiert stärker als alle anderen erneuerbaren Energietechnologien; sie wird im Jahr 2035 der Kohle als weltweit wichtigste Stromerzeugungsquelle nahe kommen. Der Verbrauch an Biomasse (für die Stromerzeugung) und an Biokraftstoffen wird auf das Vierfache steigen, und immer größere Mengen werden international gehandelt. Die Subventionen dafür dürften sich von weltweit 88 Mrd. US$ im Jahr 2011 - in Abhängigkeit von technischen Fortschritten und ungenutzten Potenzialen - auf nahezu 240 Mrd. US$ im Jahr 2035 erhöhen; das ist deutlich weniger als die im Jahr 2011 gewährten Subventionen für fossile Energieträger, die immerhin 523 Mrd. US$ betrugen. Subventionen zur Förderung neuer erneuerbarer Energieprojekte müssen im Lauf der Zeit parallel zum Anstieg der entsprechenden Kapazitäten und zum Rückgang der Kosten erneuerbarer Energietechnologien angepasst werden, um eine zu hohe Belastung der Staatshaushalte und der Verbraucher zu vermeiden. Trotz der bis zum Jahr 2011 erzielten Fortschritte haben fast 1,3 Mrd. Menschen nach wie vor keinen Zugang zu Elektrizität, und 2,6 Mrd. haben keinen Zugang zu sauberen Kochgelegenheiten." (IEA 2012).</p>
<p>Trotz der Anstrengungen und Erfolge vieler Länder, ihren Energieverbrauch und ihre THG-Emissionen zu senken, ist keineswegs sicher, ob sie damit auch einen Erfolg auf globaler Ebene verbuchen. Dieser etwas überraschende und jedenfalls deprimierende Befund gründet sich darauf, dass die Förderung erneuerbarer Energien bewirkt, dass mehr Energie auf den Markt kommt und das steigende Angebot die Preise senkt. Diese sinken zusätzlich durch die geringere Nachfrage, die durch Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz herbeigeführt wird, was bedeutet, dass zur Erzeugung von Endenergie weniger Primärenergieeinsatz benötigt wird. Bei niedrigeren Preisen für Energieträger wiederum ist deren Absatz höher als bei unveränderten Preisen. Daher wird - global betrachtet - etwa gleich viel fossile Energie verbraucht wie ohne Förderungen für erneuerbare Energien. Zumindest eine Studie (Hochman et al. 2011) deutet dieses für die Eindämmung des Klimawandels unerfreuliche, aber plausible Ergebnis an. Anderseits führen diese Maßnahmen dazu, dass insgesamt mehr Energiedienstleistungen zu günstigeren Preisen zur Verfügung stehen und in Anspruch genommen werden können.</p>
<p>Die sicherste Methode, die THG-Emissionen global zu senken, ist, die fossilen Energierohstoffe dort zu belassen, wo sie sind. Wer fossile Energierohstoffe zu Tage fördert, fördert den Klimawandel und muss dafür die Verantwortung übernehmen, am besten durch Zahlungen für Maßnahmen, die die von den Rohstoffen ausgehenden THG-Emissionen reduzieren oder neutralisieren. Das bedeutet: Jene, die fossile Energieträger auf den Markt bringen, sollten Kompensationsleistungen selbst erbringen oder Steuern auf die durch ihre Verwendung entstehenden THG-Emissionen zahlen, damit der Staat die entsprechenden Kompensationsleistungen erbringen kann. Durch eine internationale Harmonisierung der Steuern auf THG-Emissionen und der Subventionen für THG-Vermeidung ließen sich Wettbewerbsverzerrungen zwischen verschiedenen Energieträgern und Staaten vermeiden. Zumindest die nationalen Steuern auf Energieträger sollten sich an ihren CO2-Emissionen orientieren, was derzeit in Österreich absolut nicht der Fall ist (Tabelle 10).</p>
<p>Eine Besteuerung der Verbraucher dieser Rohstoffe, die stattdessen stattfindet, bezieht ihre Berechtigung aus der Tatsache, dass die Staaten Produzenten fossiler Energieträger im Ausland nicht besteuern können. Inländische Verbraucher - Industriebetriebe - verlieren durch eine solche Besteuerung international an Wettbewerbsfähigkeit. Daher wurden Emissionshandelssysteme eingeführt mit Zertifikaten, die zu steuerfreien Emissionen berechtigen. Der Handel mit diesen Zertifikaten ist das Instrument, mit dem die Kosten der Vermeidung von THG-Emissionen ermittelt werden sollen. Diese Kosten - die Preise der Zertifikate - hängen allerdings von der Menge ab, die angeboten wird. Ende 2012 konnte man das Recht, 1 t CO2 zu emittieren, zu einem Preis von ca. 5 € erwerben. Die Kosten einer Einsparung von 1 t THG-Emissionen durch Einführung neuer Technologien oder Energiesparmaßnahmen sind in den meisten Fällen bedeutend höher. Dadurch, dass das Europäische Emissionshandelssystem zu viele Emissionen erlaubt, hat es seine Funktion als Steuerungsinstrument eingebüßt. Um ihm diese Funktion wieder zu geben, sollte das Angebot an Emissionsrechten so weit reduziert werden, bis deren Preis ein Niveau erreicht, bei dem sich ein Umstieg auf THG-sparende Energietechnologien lohnt. Das Angebot an Zertifikaten sollte überdies flexibel so gesteuert werden, dass ein langfristig stabiler Preis von Emissionszertifikaten resultiert, damit sich der Umstieg auf erneuerbare Energie und Investitionen in höhere Energieeffizienz langfristig lohnen.</p>
<p>Obwohl es Bemühungen seitens der Vereinten Nationen gibt, möglichst viele Länder zu einer Reduktion ihrer THG-Emissionen zu bewegen, stehen die Chancen dafür, dass das gelingen könnte, schlecht, denn die Förderer fossiler Energie belohnen sich mit gewaltigen Gewinnen, die das öffentliche Anliegen der Weltbevölkerung, den Klimawandel einzubremsen, überstrahlen. Das gilt es zu verhindern. Ein verantwortungsvoller Umgang mit unseren Lebensgrundlagen erfordert einen teilweisen Verzicht auf kurzfristige Gewinne, die mit fossiler Energie erzielbar sind. Wer diesen Verzicht durchsetzen soll, ist eine offene Frage (Kopetz 2010). Jeder und jede, die fossile Energie bereitstellen oder ihre Bereitstellung begünstigen, müssen sich ihrer Verantwortung für den Klimawandel bewusst werden und stellen.</p>
<p>Eine Beteiligung von öffentlichen Mitteln an Investitionen, durch die die Bereitstellung fossiler Energie billiger wird, sollte jedenfalls ausgeschlossen sein. Denn das Angebot an fossiler Energie beeinflusst die Energiepreise und damit die Entwicklung von erneuerbarer Energie in erheblichem Ausmaß. Geringeres Angebot steigert die Energiepreise und die Wirtschaftlichkeit der Produktion von erneuerbarer Energie; höhere Energiepreise vermindern den Energieverbrauch von fossilen Energieträgern und damit den Ausstoß von THG-Emissionen. Für die Entwicklung der Energie aus Biomasse spielen darüber hinaus die Konkurrenz der Verwendungen für Nahrungs- und Futtermittel eine wichtige Rolle, ebenso die Art und Qualität der verfügbaren Biomasse sowie das jahreszeitlich und witterungsbedingt schwankende Angebot. Eine starre Bindung des Verbrauchs von Bioenergie an den Verbrauch von Treibstoffen durch Beimischungsverpflichtungen verstärkt die Preisschwankungen von agrarischen Rohstoffen und Lebensmitteln, indem sie deren Preise mit jenen von fossilen Treibstoffen verknüpft. Flexible Beimischungsregeln könnten helfen, diese Schwankungen zu reduzieren und hohe Preisspitzen für Lebensmittel zu verhindern.</p>
<p>Die Förderung erneuerbarer Energien im Inland verringert die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten von Energieträgern und schafft regionale Wertschöpfung. Letzteres gilt auch für die Förderung der Erzeugung von Energie aus Biomasse und die Förderung der landwirtschaftlichen Produktion in den Regionen, in denen sie stattfindet. Diese Förderungen bewirken ein höheres Angebot und niedrigere Weltmarktpreise landwirtschaftlicher Rohstoffe. Das ist ein Vorteil für die Verbraucher und ein Nachteil für jene Erzeuger von Lebensmitteln, die solche Förderungen nicht bekommen und die sich vor allem in Entwicklungsländern befinden, in denen es großes Potenzial gibt, die Produktion von Biomasse auszuweiten. Derzeit leiden fast 1 Mrd. Menschen an Unter- und Mangelernährung. Die Nachfrage nach Lebensmitteln, oder der Bedarf, wird durch die wachsende Bevölkerung und wachsende Ansprüche an die Lebensmittelqualität in Form von tierischem Eiweiß bis zum Jahr 2050 um 70 % zunehmen. Die globalen Ressourcen reichen dafür aus, aber die regionalen Unterschiede sind eklatant und werden durch korrupte Regierungen verstärkt. Die Methode, die Erzeugung von Bioenergie in der EU von Landnutzungsänderungen in Drittländern abhängig zu machen, dürfte daran nichts ändern. Vielmehr ist es notwendig, zielgerichtete Maßnahmen einzusetzen. Der Export von Bioenergie aus Ländern mit Defiziten an Lebensmitteln und Rechtsstaatlichkeit sollte einfach verboten werden. Dasselbe gilt für Landnutzungsänderungen, die gespeichertes CO2 freisetzen (Waldrodungen, Grünlandumbruch) und Produktionsverfahren, die den Lebensraum seltener Tiere und Pflanzen, die Biodiversität, die Bodenfruchtbarkeit oder die Wasserversorgung beeinträchtigen.</p>
<p>Im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energieträgern ist Energie aus Biomasse in Form von festen Brennstoffen (Holz), flüssigen Brenn- und Treibstoffen oder Gas speicherbar. Durch technische Entwicklungen sollte es gelingen, Energie aus lignozellulosen Rohstoffen zu gewinnen und in Verbindung mit kaskadischer Nutzung der Rohstoffe die Energieausbeute je Hektar Anbaufläche wesentlich zu steigern. Außerdem besteht die Chance, Biomasse mit Hilfe von mehrjährigen Pflanzen (z. B. Jatropha, Zuckerrohr, Ölpalmen) auf degradierten oder marginalen Böden zu erzeugen und diese Böden als CO2 -Speicher zu nutzen. Auch einige einjährige Pflanzen, vor allem solchen, bei deren Verarbeitung wertvolle Nebenprodukte (Eiweißfuttermittel) anfallen, sind als Energieträger neben Holz bereits in einigen Weltregionen ohne Förderungen wettbewerbsfähig. Um das derzeitige Energiesystem in eines mit geringeren THG-Emissionen umzuwandeln, muss die Rentabilität des Umstiegs gewährleistet werden. Dazu bedarf es der Unterstützung durch die öffentliche Hand.</p>
<p>Beim Ausbau der erneuerbaren Energien kommt den Land- und Forstwirten eine Schlüsselrolle zu, denn sie verfügen über die Flächen, die dazu benötigt werden, und das unternehmerische Know-how, Biomasse und erneuerbare Energie zu niedrigen Kosten zu erzeugen und ggf. auch umzuwandeln und zu vermarkten. Neben der direkten Förderung von erneuerbaren Energien sind Investitionen in Forschung und Entwicklung, Beratung und Ausbildung erforderlich, um die Kosten der Gewinnung dieser Energien und somit ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Solche Investitionen sind auch dringend erforderlich, um die Produktion dem steigenden Bedarf an Lebensmitteln und erneuerbarer Energie anpassen zu können. Dabei sollte die Förderhöhe durchaus von den Effizienzgewinnen abhängen, die verschiedene Technologien erwarten lassen, auch wenn diese Erwartungen naturgemäß mit großen Unsicherheiten behaftet sind.</p>
<p>Von der Förderung von erneuerbaren Energien und besonders von Energie aus Biomasse gehen wichtige Wirkungen auf die vor- und nachgelagerten Wirtschaftszweige aus, die nicht vernachlässigt werden sollten. Davon profitieren vor allem Betriebe, die Vorleistungen für die Land- und Forstwirtschaft bereitstellen, sowie die Investitionsgüterwirtschaft (Gebäude und Maschinen), die Arbeitskräfte (Beschäftigung und Einkommen), und die Verbraucher (Haushalte), die dadurch mehr ausgeben können und eine höhere Versorgungssicherheit gewinnen. Eine höhere Förderung der Erzeugung von Bioenergie in benachteiligten Regionen kann zur Entwicklung dieser Regionen und zum Ausgleich ihres Nachteils beitragen.</p>SR105: Marktmacht und räumlicher Wettbewerb entlang der Wertschöpfungskette von Milch2013-09-05T12:07:38+02:002013-09-05T12:07:38+02:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1848&catid=136&Itemid=101&lang=deMichaela Hagermichaela.hager@bab.gv.at<p><em>Christoph Tribl, Klaus Salhofer</em></p>
<p>In den vergangenen Jahren ist eine mögliche Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels und des Lebensmittel verarbeitenden Sektors immer wieder ein Thema in der öffentlichen Diskussion gewesen. Am Beispiel Milch werden die Ergebnisse zweier Forschungsarbeiten präsentiert, welche die Frage aufgreifen, inwieweit Preise von Lebensmitteln durch Marktmacht entlang der Wertschöpfungskette beeinflusst werden.</p>
<p>Die hohe Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel begünstigt die Ausübung von Marktmacht der Einzelhändler gegenüber Konsumenten und Lebensmittelverarbeitern. Die empirischen Ergebnisse für den österreichischen Lebensmitteleinzelhandel im Bereich Milchprodukte deuten auf eine gewisse Marktmacht hin. Diese Marktmacht ist jedoch produktspezifisch; sie ist statistisch signifikanter in Richtung Konsumenten als in Richtung Molkereien.</p>
<p>Die räumliche Dimension des Rohmilchmarktes begünstigt Marktmacht von Milchverarbeitern gegenüber Landwirten. Dieser Markt ist ein "gemischter Markt", in welchem genossenschaftliche und nichtgenossenschaftliche Verarbeiter in direktem Wettbewerb um Rohmilch stehen. Theoretische Ergebnisse zum räumlichen Wettbewerb zwischen Milchverarbeitern zeigen, dass genossenschaftliche Verarbeiter entsprechend der "yardstick of competition"-Hypothese die Marktmacht von nichtgenossenschaftlichen Verarbeiter gegenüber Landwirten abschwächen können.</p><p><em>Christoph Tribl, Klaus Salhofer</em></p>
<p>In den vergangenen Jahren ist eine mögliche Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels und des Lebensmittel verarbeitenden Sektors immer wieder ein Thema in der öffentlichen Diskussion gewesen. Am Beispiel Milch werden die Ergebnisse zweier Forschungsarbeiten präsentiert, welche die Frage aufgreifen, inwieweit Preise von Lebensmitteln durch Marktmacht entlang der Wertschöpfungskette beeinflusst werden.</p>
<p>Die hohe Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel begünstigt die Ausübung von Marktmacht der Einzelhändler gegenüber Konsumenten und Lebensmittelverarbeitern. Die empirischen Ergebnisse für den österreichischen Lebensmitteleinzelhandel im Bereich Milchprodukte deuten auf eine gewisse Marktmacht hin. Diese Marktmacht ist jedoch produktspezifisch; sie ist statistisch signifikanter in Richtung Konsumenten als in Richtung Molkereien.</p>
<p>Die räumliche Dimension des Rohmilchmarktes begünstigt Marktmacht von Milchverarbeitern gegenüber Landwirten. Dieser Markt ist ein "gemischter Markt", in welchem genossenschaftliche und nichtgenossenschaftliche Verarbeiter in direktem Wettbewerb um Rohmilch stehen. Theoretische Ergebnisse zum räumlichen Wettbewerb zwischen Milchverarbeitern zeigen, dass genossenschaftliche Verarbeiter entsprechend der "yardstick of competition"-Hypothese die Marktmacht von nichtgenossenschaftlichen Verarbeiter gegenüber Landwirten abschwächen können.</p>AB042: Ökonomische Perspektiven der Schaf- und Ziegenhaltung in Österreich ab 20142013-07-29T10:52:00+02:002013-07-29T10:52:00+02:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1859&catid=136&Itemid=101&lang=deMichaela Hagermichaela.hager@bab.gv.at<p><em>Josef Hambrusch, Leopold Kirner</em></p>
<p>Unabhängig von der Ausgestaltung künftiger Förderprogramme zeigt die Studie auch die große wirtschaftliche Streubreite der Schaf- und Ziegenhaltung auf. In erster Linie entscheidet das gewählte Produktionssystem (Fleisch, Milch, Zucht) und die Betriebs- bzw. Herdengröße über das ökonomische Potenzial. Mit der Erzeugung von Milch und deren Lieferung an Verarbeitungsbetriebe ist es eher möglich, mit Schafen oder Ziegen im Haupterwerb zu wirtschaften. Direktvermarktungsaktivitäten können zu einer Erhöhung des Einkommens beitragen, wurden in der vorliegenden Arbeite jedoch nicht weiter betrachtet.</p>
<p>Die Wirtschaftlichkeit der Schaf- und Ziegenhaltung hängt - wie bei anderen Produktionsverfahren - hauptsächlich von den Produktionsbedingungen und der Produktionstechnik sowie den ökonomischen Rahmenbedingungen (z.B. Milch- Lämmerpreis, Vermarktungsmöglichkeiten) ab. Als wesentliche Faktoren beeinflussen die Produktpreise und die biologische Leistungsfähigkeit den Deckungsbeitrag der Betriebszweige. Im Gegensatz zu den Preisen, die nur bedingt über die produzierten Qualitäten beeinflusst werden können (z.B. Milchqualität), spielen für die biologischen Leistungen die Betriebsmanagementfähigkeiten der BetriebsleiterInnen eine große Rolle. Das betrifft sowohl die produzierte Menge an Milch als auch die Zahl der verkauften Lämmer. Schon geringe Abweichungen bei dieser Kennzahl führen zu großen Unterschieden auf Betriebszweigebene, wie die Berechnungen belegen. Daher ist es wichtig, dass die Produktionstechnik ständig kontrolliert und bei Bedarf verbessert wird.</p>
<p>Aus den Berechnungen können einige allgemeingültige Aussagen abgeleitet werden. Die Schaf- und Ziegenmilchproduktion weist eine außerordentlich hohe Flächenproduktivität aus, die in der Regel die Milchkuhhaltung deutlich übertrifft. Die Milcherzeugung mit Kleinwiederkäuern ist daher für jene Betriebe zu empfehlen, die bei geringer Flächenausstattung im Haupterwerb wirtschaften wollen. Die Milchschaf- bzw. Milchziegenhaltung ist jedoch sehr arbeitsintensiv, weshalb zur Erwirtschaftung eines zufriedenstellenden Arbeitsverdienstes ein entsprechendes Milchleistungsniveau erreicht werden muss. Im Gegensatz zu den betrachteten Betriebszweigen mit Milchlieferung könnte durch einen Direktverkauf oder die Weiterverarbeitung der Milch der Arbeitsverdienst erhöht werden. Die Flächenproduktivität der fleischerzeugenden Betriebszweige liegt deutlich darunter. Eine Möglichkeit zur Verbesserung des Einkommensbetrags bietet der Zuchttierverkauf. Abschließend lässt sich ableiten, dass die Schaf- und Ziegenhaltung eine wirtschaftliche Alternative für Familienbetriebe in Österreich darstellt. Vor einem Einstieg in die Kleinwiederkäuerhaltung sind aber die betrieblichen Voraussetzungen genau zu prüfen und detaillierte Informationen über die Produktionstechnik zu sammeln.</p>
<p class="bodytext">Die Wettbewerbsfähigkeit der Schaf- und Ziegenhaltung dürfte nach einem Umstieg des Betriebsprämienmodells auf ein Flächenmodell speziell im Grünland höher werden. Dies betrifft auch einen Vergleich mit der Mutterkuhhaltung, da dort die gekoppelten Prämien wegfallen werden. Wie die Ergebnisse der Arbeitskreise zeigen, schwanken die wirtschaftlichen Ergebnisse zwischen den Betrieben enorm. Künftig muss eine weitere Professionalisierung der Schaf- und Ziegenhaltung vorangetrieben werden, das schließt auch das Management von größeren Herden mit ein.</p><p><em>Josef Hambrusch, Leopold Kirner</em></p>
<p>Unabhängig von der Ausgestaltung künftiger Förderprogramme zeigt die Studie auch die große wirtschaftliche Streubreite der Schaf- und Ziegenhaltung auf. In erster Linie entscheidet das gewählte Produktionssystem (Fleisch, Milch, Zucht) und die Betriebs- bzw. Herdengröße über das ökonomische Potenzial. Mit der Erzeugung von Milch und deren Lieferung an Verarbeitungsbetriebe ist es eher möglich, mit Schafen oder Ziegen im Haupterwerb zu wirtschaften. Direktvermarktungsaktivitäten können zu einer Erhöhung des Einkommens beitragen, wurden in der vorliegenden Arbeite jedoch nicht weiter betrachtet.</p>
<p>Die Wirtschaftlichkeit der Schaf- und Ziegenhaltung hängt - wie bei anderen Produktionsverfahren - hauptsächlich von den Produktionsbedingungen und der Produktionstechnik sowie den ökonomischen Rahmenbedingungen (z.B. Milch- Lämmerpreis, Vermarktungsmöglichkeiten) ab. Als wesentliche Faktoren beeinflussen die Produktpreise und die biologische Leistungsfähigkeit den Deckungsbeitrag der Betriebszweige. Im Gegensatz zu den Preisen, die nur bedingt über die produzierten Qualitäten beeinflusst werden können (z.B. Milchqualität), spielen für die biologischen Leistungen die Betriebsmanagementfähigkeiten der BetriebsleiterInnen eine große Rolle. Das betrifft sowohl die produzierte Menge an Milch als auch die Zahl der verkauften Lämmer. Schon geringe Abweichungen bei dieser Kennzahl führen zu großen Unterschieden auf Betriebszweigebene, wie die Berechnungen belegen. Daher ist es wichtig, dass die Produktionstechnik ständig kontrolliert und bei Bedarf verbessert wird.</p>
<p>Aus den Berechnungen können einige allgemeingültige Aussagen abgeleitet werden. Die Schaf- und Ziegenmilchproduktion weist eine außerordentlich hohe Flächenproduktivität aus, die in der Regel die Milchkuhhaltung deutlich übertrifft. Die Milcherzeugung mit Kleinwiederkäuern ist daher für jene Betriebe zu empfehlen, die bei geringer Flächenausstattung im Haupterwerb wirtschaften wollen. Die Milchschaf- bzw. Milchziegenhaltung ist jedoch sehr arbeitsintensiv, weshalb zur Erwirtschaftung eines zufriedenstellenden Arbeitsverdienstes ein entsprechendes Milchleistungsniveau erreicht werden muss. Im Gegensatz zu den betrachteten Betriebszweigen mit Milchlieferung könnte durch einen Direktverkauf oder die Weiterverarbeitung der Milch der Arbeitsverdienst erhöht werden. Die Flächenproduktivität der fleischerzeugenden Betriebszweige liegt deutlich darunter. Eine Möglichkeit zur Verbesserung des Einkommensbetrags bietet der Zuchttierverkauf. Abschließend lässt sich ableiten, dass die Schaf- und Ziegenhaltung eine wirtschaftliche Alternative für Familienbetriebe in Österreich darstellt. Vor einem Einstieg in die Kleinwiederkäuerhaltung sind aber die betrieblichen Voraussetzungen genau zu prüfen und detaillierte Informationen über die Produktionstechnik zu sammeln.</p>
<p class="bodytext">Die Wettbewerbsfähigkeit der Schaf- und Ziegenhaltung dürfte nach einem Umstieg des Betriebsprämienmodells auf ein Flächenmodell speziell im Grünland höher werden. Dies betrifft auch einen Vergleich mit der Mutterkuhhaltung, da dort die gekoppelten Prämien wegfallen werden. Wie die Ergebnisse der Arbeitskreise zeigen, schwanken die wirtschaftlichen Ergebnisse zwischen den Betrieben enorm. Künftig muss eine weitere Professionalisierung der Schaf- und Ziegenhaltung vorangetrieben werden, das schließt auch das Management von größeren Herden mit ein.</p>SR104: Sustainable development: an employers’ perspective2013-05-27T12:13:23+02:002013-05-27T12:13:23+02:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1849&catid=136&Itemid=101&lang=deMichaela Hagermichaela.hager@bab.gv.at<p><i>Erika Quendler, Jannie von der Luit, Massimo Monteleone, Pedro Aguado, Manou Pfeiffenschneider, Klaus Wagner, Francesca Valente, Cristina Cunha-Queda</i></p>
<p>Viele Menschen wissen um die Schüsselposition der Bildung bei der berufstätigen Bevölkerung sowie in der Gesellschaft im Allgemeinen, um die Lebensführung nachhaltig auszurichten. Bildungseinrichtungen und Arbeitgeber reagieren auf diese Entwicklung und sind für die Einbeziehung der verschiedenen Aspekte der nachhaltigen Entwicklung in die Bildung. Verschiedene Bildungsaktionen wurden bereits gesetzt und den Arbeitgebern ist der Bildungsbedarf der ArbeitnehmerInnen zu den Kompetenzen, den Fähigkeiten und dem Wissen für nachhaltige Entwicklung gegenwärtig.</p>
<p>39 Partner in 30 Ländern beteiligten sich an einem Netzwerk-Projekt zum Thema "Innovation in the teaching of Sustainable Development in Life Sciences in Europe" (ISLE Erasmus Thematic Network). Mit diesem Projekt ist es möglich, Gedanken und Praktiken zur nachhaltigen Entwicklung in der Bildung auszutauschen und Innovationen zu diskutieren sowie mit einer Befragung den Bildungsbedarf für nachhaltige Entwicklung der ArbeitnehmerInnen bei den Arbeitgebern zu erfassen.</p>
<p>Mit dieser Studie werden die Kompetenzen, die Fähigkeiten und das Wissen für eine Verankerung der nachhaltigen Entwicklung in der europäischen Berufswelt erhoben, um die Universitäten und Lehreinrichtungen in der höheren Bildung der Lebenswissenschaften über mögliche Anpassungen der Lehrpläne zu informieren. Es wird eine Einschätzung abgegeben,</p>
<p>(1) ob und wie das Konzept der nachhaltigen Entwicklung in der Bildung und im beruflichen Alltag umgesetzt wurde,</p>
<p>(2) welches Wissen und welche Themen, Kompetenzen sowie Fähigkeiten für nachhaltige Entwicklung im Berufsleben wichtig sind und</p>
<p>(3) ob es "neuer" Berufe für den Bereich der nachhaltigen Entwicklung bedarf.</p>
<p> </p>
<p>A great many people have already embraced the need for education and training as a key to moving the workforce and society in general towards a sustainable living process. Education<br />bodies and employers are beginning to recognise this trend and know about the need for training in the manifold aspects of sustainable development (SD). Different actions are being<br />set by educational bodies and employers are also becoming aware of the needs (competences, knowledge and skills for SD) of their employees.</p>
<p>39 partners in 30 countries have carried out a network project about ‘Innovation in the teaching of Sustainable Development in Life Sciences in Europe‘ (ISLE Erasmus Thematic Network). Firstly, this project enables one to develop and exchange thinking and practise on SD in teaching. Secondly, it focuses on the needs of employers by conducting a survey.</p>
<p><br />The purpose of this report was to identify competences, knowledge and skills for SD required by the European workforce in order to supply Higher Education Institutions in the field<br />of life sciences (HEIs) with information on how they can adapt their curricula. In this report anindication is given of:</p>
<p><br />(1) whether the concept of SD is present in education and companies;</p>
<p><br />(2) the importance of SD issues, competences, knowledge and skills according to professional practise, in Europe; and</p>
<p class="bodytext"><br />(3) whether there is a need for new jobs in the field of SD.<br /><br /></p><p><i>Erika Quendler, Jannie von der Luit, Massimo Monteleone, Pedro Aguado, Manou Pfeiffenschneider, Klaus Wagner, Francesca Valente, Cristina Cunha-Queda</i></p>
<p>Viele Menschen wissen um die Schüsselposition der Bildung bei der berufstätigen Bevölkerung sowie in der Gesellschaft im Allgemeinen, um die Lebensführung nachhaltig auszurichten. Bildungseinrichtungen und Arbeitgeber reagieren auf diese Entwicklung und sind für die Einbeziehung der verschiedenen Aspekte der nachhaltigen Entwicklung in die Bildung. Verschiedene Bildungsaktionen wurden bereits gesetzt und den Arbeitgebern ist der Bildungsbedarf der ArbeitnehmerInnen zu den Kompetenzen, den Fähigkeiten und dem Wissen für nachhaltige Entwicklung gegenwärtig.</p>
<p>39 Partner in 30 Ländern beteiligten sich an einem Netzwerk-Projekt zum Thema "Innovation in the teaching of Sustainable Development in Life Sciences in Europe" (ISLE Erasmus Thematic Network). Mit diesem Projekt ist es möglich, Gedanken und Praktiken zur nachhaltigen Entwicklung in der Bildung auszutauschen und Innovationen zu diskutieren sowie mit einer Befragung den Bildungsbedarf für nachhaltige Entwicklung der ArbeitnehmerInnen bei den Arbeitgebern zu erfassen.</p>
<p>Mit dieser Studie werden die Kompetenzen, die Fähigkeiten und das Wissen für eine Verankerung der nachhaltigen Entwicklung in der europäischen Berufswelt erhoben, um die Universitäten und Lehreinrichtungen in der höheren Bildung der Lebenswissenschaften über mögliche Anpassungen der Lehrpläne zu informieren. Es wird eine Einschätzung abgegeben,</p>
<p>(1) ob und wie das Konzept der nachhaltigen Entwicklung in der Bildung und im beruflichen Alltag umgesetzt wurde,</p>
<p>(2) welches Wissen und welche Themen, Kompetenzen sowie Fähigkeiten für nachhaltige Entwicklung im Berufsleben wichtig sind und</p>
<p>(3) ob es "neuer" Berufe für den Bereich der nachhaltigen Entwicklung bedarf.</p>
<p> </p>
<p>A great many people have already embraced the need for education and training as a key to moving the workforce and society in general towards a sustainable living process. Education<br />bodies and employers are beginning to recognise this trend and know about the need for training in the manifold aspects of sustainable development (SD). Different actions are being<br />set by educational bodies and employers are also becoming aware of the needs (competences, knowledge and skills for SD) of their employees.</p>
<p>39 partners in 30 countries have carried out a network project about ‘Innovation in the teaching of Sustainable Development in Life Sciences in Europe‘ (ISLE Erasmus Thematic Network). Firstly, this project enables one to develop and exchange thinking and practise on SD in teaching. Secondly, it focuses on the needs of employers by conducting a survey.</p>
<p><br />The purpose of this report was to identify competences, knowledge and skills for SD required by the European workforce in order to supply Higher Education Institutions in the field<br />of life sciences (HEIs) with information on how they can adapt their curricula. In this report anindication is given of:</p>
<p><br />(1) whether the concept of SD is present in education and companies;</p>
<p><br />(2) the importance of SD issues, competences, knowledge and skills according to professional practise, in Europe; and</p>
<p class="bodytext"><br />(3) whether there is a need for new jobs in the field of SD.<br /><br /></p>AB041: Ökonomische Perspektiven für die Almwirtschaft in Österreich2012-07-19T10:58:28+02:002012-07-19T10:58:28+02:00https://bab.gv.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1860&catid=136&Itemid=101&lang=deMichaela Hagermichaela.hager@bab.gv.at<h2>im Rahmen der GAP bis 2020 und nach Auslaufen der EU-Milchquote</h2>
<p><em>Leopold Kirner, Sabine Wendtner</em></p>
<p>Die österreichische Almwirtschaft präsentiert sich in vielfältigen Nutzungsformen, Standorttypen und regionalen Besonderheiten, sie baut auf eine außerordentlich lange Tradition auf und erbringt mannigfaltige Leistungen für die Gesellschaft. Damit diese Leistungen flächendeckend in Österreich erbracht werden, wird die Almwirtschaft in der laufenden Programmperiode im Rahmen der EU Agrarpolitik finanziell unterstützt. In den kommenden Jahren dürften sich die Rahmenbedingungen für die europäische Landwirtschaft grundlegend ändern. Ab 2014 beginnt eine neue Periode für die Gemeinsame Agrarpolitik und 2015 läuft die EU-Milchquotenregelung aus. Beide Entwicklungen berühren wesentlich die Almwirtschaft in Österreich.</p>
<p>Vor diesem Hintergrund analysiert die vorliegende Studie die ökonomischen Perspektiven der Almbewirtschaftung unter diesen geänderten Rahmenbedingungen. Konkret sollen drei Fragen beantwortet werden: (i) in welchem Ausmaß trägt die Almwirtschaft in der laufenden Programmperiode zum wirtschaftlichen Erfolg der Heimbetriebe bei, (ii) wie könnte sich die Rentabilität von Heimbetrieben bzw. Almbetrieben unter einer reformierten Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2014 verändern und (iii) wie entwickelt sich das Betriebsergebnis von Milchkuhbetrieben, wenn als Folge des Milchquotenendes keine Kühe mehr gealpt werden. Generell werden aus der Studie wissenschaftliche Grundlagen erarbeitet, um Maßnahmen für eine nachhaltige Almbewirtschaftung in Österreich abzuleiten. Die Ergebnisse basieren auf zehn Fallstudien, sie schließen auf allgemeinere Erkenntnisse und liefern konkrete Hinweise auf die drei gestellten Forschungsfragen. Trotz der geringen Anzahl an Fallstudien lassen sich allgemeine Tendenzen für die österreichische Almwirtschaft ableiten.</p>
<p>Die Analyse der laufenden Programmperiode bis 2013 bestätigt, dass die öffentlichen Gelder der ersten (Direktzahlungen) und zweiten Säule (Ländliche Entwicklung) wesentlich zum wirtschaftlichen Erhalt der Almwirtschaft in Österreich beitragen; sie nehmen je nach Heimbetrieb zwischen ein Drittel und drei Viertel des Deckungsbeitrags der Almwirtschaft ein. Heimbetriebe profitieren vor allem durch die Anrechnung der Almfutterfläche für die Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete, Gemeinschaftsalmen durch die ÖPUL-Maßnahme Alpung und Behirtung. Markterlöse haben eher für Melkalmen eine ökonomische Bedeutung und nehmen ein Viertel bis ein Drittel des Deckungsbeitrags der Almwirtschaft ein.</p>
<p>Die Gemeinsame Agrarpolitik ab 2014 wird während des Projektzeitraums 2011/2012 verhandelt. Das Design der Prämien für landwirtschaftliche Betriebe bzw. Flächen hat jedenfalls höchste Relevanz für die wirtschaftliche Zukunft der Almwirtschaft. Eine einheitliche Flächenprämie für das gesamte Bundesgebiet und unveränderte Prämiensätze aus der Ländlichen Entwicklung würden das Einkommen von typischen Betrieben mit Almbewirtschaftung ab 2014 steigern. Eine spürbare Differenzierung der Prämien aus der ersten Säule einerseits oder eine 20prozentige Kürzung der Gelder für die Ländliche Entwicklung andererseits verändern das Einkommen von typischen Betrieben mit Almbewirtschaftung im Vergleich zur laufenden Programmplanungsperiode kaum. Demgegenüber verringert sich das Einkommen in allen hier untersuchten Betrieben bei einer spürbaren Reduktion der Flächenprämien für extensives Grünland in der ersten Säule und einer gleichzeitigen Kürzung der Gelder für die Ländliche Entwicklung. Daraus lässt sich schließen, dass es eine längerfristige ökonomische Perspektive der Almwirtschaft nur dann geben kann, wenn nicht beides gleichzeitig eintrifft. Betriebe mit Almbewirtschaftung haben deutlich weniger Spielraum, Kürzungen von Prämien über Produktionssteigerungen abzufedern als Betriebe in Gunstlagen.</p>
<p>Auswertungen belegen die Tendenz, dass sich die Almwirtschaft in Österreich tendenziell von der arbeitsintensiven Almmilchproduktion hin zu arbeitsextensiveren Nutzungsformen verlagert. Generell ein Beleg dafür, dass in der Vergangenheit die Attraktivität der Alpung von Milchkühen in Österreich nachgelassen hat. Ob es nach dem Ende der EU-Milchquotenregelung noch attraktiver wird, keine Kühe mehr zu alpen, lässt sich aus der Studie naturgemäß nicht pauschal beantworten. Zu unterschiedlich sind die Voraussetzungen der Betriebe mit Melkalmen. Trotzdem lässt sich aus der Studie und weiterführenden Überlegungen folgern, dass in Zukunft noch mehr Betriebe ihre Kühe nicht mehr auf die Alm auftreiben könnten. Zum einen sprechen dafür die strukturellen Veränderungen in der Milchkuhhaltung in Österreich: immer größere Herden und höhere Milchleistungen je Kuh. Zum anderen konstatieren die vorliegenden Berechnungen, dass das Einkommen der Betriebe ohne Alpung mittel- bis längerfristig gesteigert werden kann, wenn Flächen im Umkreis des Heimbetriebes gepachtet werden können. Nicht berücksichtigt wurden in den Berechnungen mögliche Flächenreserven am Heimbetrieb oder überhaupt die Intensivierung der Milchproduktion, wenn keine Kühe mehr gealpt werden. Ohne Pachtmöglichkeiten dürfte weiterhin der Auftrieb auf die Alm wirtschaftlicher sein, wobei hier berücksichtigt werden muss, dass die fehlende Fläche teilweise auch durch Futterzukauf kompensiert werden kann. Darüber hinaus bestätigen die Kalkulationen, dass insbesondere Almen mit Fremdarbeitskräften bei Wegfall der Milchquote nicht mehr mit Milchkühen bestoßen werden könnten. Selbst bei den in der Studie gewählten moderaten Annahmen für die Arbeitskosten auf dem Almbetrieb rentiert sich schon kurzfristig der Ausstieg aus der Kuhalpung.</p>
<p>Damit die Almwirtschaft in Österreich auf ähnlichem Niveau wie in der laufenden Programmperiode bis 2013 betrieben werden kann, erfordert es in Zukunft vielfältiger Maßnahmen. Zum einen braucht es weiterhin finanzielle Mittel, um bei noch mehr Wettbewerb in der Landwirtschaft mit Almen wirtschaftlich reüssieren zu können; ob die Gelder dafür eher aus der ersten oder der zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik fließen, spielt dabei nicht die große Rolle. Wichtig ist, dass sich die Höhe der Prämien vornehmlich an den aufgetriebenen Tieren orientiert, damit Almen auch in Zukunft durch Tiere gepflegt und erhalten werden. Da die Melkalmen durch das Auslaufen der Milchquote weiter unter Druck kommen könnten, sind diese besonders bei einem künftigen Programm einzubeziehen. Neben der Förderpolitik müssen jedoch noch weitere Maßnahmen für eine wirtschaftlich nachhaltige Almbewirtschaftung thematisiert werden. Unter anderem die Frage, wie die Wertschöpfung vor allem der Milchproduktion auf Österreichs Almen gesteigert werden kann. Oder das Problem, wie auch in Zukunft qualifizierte Arbeitskräfte für die österreichische Almwirtschaft zu gewinnen sind. Neben den in der Studie thematisierten ökonomischen Anreizen sind somit weitere Aspekte für eine längerfristige Almbewirtschaftung in Österreich zu integrieren.</p><h2>im Rahmen der GAP bis 2020 und nach Auslaufen der EU-Milchquote</h2>
<p><em>Leopold Kirner, Sabine Wendtner</em></p>
<p>Die österreichische Almwirtschaft präsentiert sich in vielfältigen Nutzungsformen, Standorttypen und regionalen Besonderheiten, sie baut auf eine außerordentlich lange Tradition auf und erbringt mannigfaltige Leistungen für die Gesellschaft. Damit diese Leistungen flächendeckend in Österreich erbracht werden, wird die Almwirtschaft in der laufenden Programmperiode im Rahmen der EU Agrarpolitik finanziell unterstützt. In den kommenden Jahren dürften sich die Rahmenbedingungen für die europäische Landwirtschaft grundlegend ändern. Ab 2014 beginnt eine neue Periode für die Gemeinsame Agrarpolitik und 2015 läuft die EU-Milchquotenregelung aus. Beide Entwicklungen berühren wesentlich die Almwirtschaft in Österreich.</p>
<p>Vor diesem Hintergrund analysiert die vorliegende Studie die ökonomischen Perspektiven der Almbewirtschaftung unter diesen geänderten Rahmenbedingungen. Konkret sollen drei Fragen beantwortet werden: (i) in welchem Ausmaß trägt die Almwirtschaft in der laufenden Programmperiode zum wirtschaftlichen Erfolg der Heimbetriebe bei, (ii) wie könnte sich die Rentabilität von Heimbetrieben bzw. Almbetrieben unter einer reformierten Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2014 verändern und (iii) wie entwickelt sich das Betriebsergebnis von Milchkuhbetrieben, wenn als Folge des Milchquotenendes keine Kühe mehr gealpt werden. Generell werden aus der Studie wissenschaftliche Grundlagen erarbeitet, um Maßnahmen für eine nachhaltige Almbewirtschaftung in Österreich abzuleiten. Die Ergebnisse basieren auf zehn Fallstudien, sie schließen auf allgemeinere Erkenntnisse und liefern konkrete Hinweise auf die drei gestellten Forschungsfragen. Trotz der geringen Anzahl an Fallstudien lassen sich allgemeine Tendenzen für die österreichische Almwirtschaft ableiten.</p>
<p>Die Analyse der laufenden Programmperiode bis 2013 bestätigt, dass die öffentlichen Gelder der ersten (Direktzahlungen) und zweiten Säule (Ländliche Entwicklung) wesentlich zum wirtschaftlichen Erhalt der Almwirtschaft in Österreich beitragen; sie nehmen je nach Heimbetrieb zwischen ein Drittel und drei Viertel des Deckungsbeitrags der Almwirtschaft ein. Heimbetriebe profitieren vor allem durch die Anrechnung der Almfutterfläche für die Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete, Gemeinschaftsalmen durch die ÖPUL-Maßnahme Alpung und Behirtung. Markterlöse haben eher für Melkalmen eine ökonomische Bedeutung und nehmen ein Viertel bis ein Drittel des Deckungsbeitrags der Almwirtschaft ein.</p>
<p>Die Gemeinsame Agrarpolitik ab 2014 wird während des Projektzeitraums 2011/2012 verhandelt. Das Design der Prämien für landwirtschaftliche Betriebe bzw. Flächen hat jedenfalls höchste Relevanz für die wirtschaftliche Zukunft der Almwirtschaft. Eine einheitliche Flächenprämie für das gesamte Bundesgebiet und unveränderte Prämiensätze aus der Ländlichen Entwicklung würden das Einkommen von typischen Betrieben mit Almbewirtschaftung ab 2014 steigern. Eine spürbare Differenzierung der Prämien aus der ersten Säule einerseits oder eine 20prozentige Kürzung der Gelder für die Ländliche Entwicklung andererseits verändern das Einkommen von typischen Betrieben mit Almbewirtschaftung im Vergleich zur laufenden Programmplanungsperiode kaum. Demgegenüber verringert sich das Einkommen in allen hier untersuchten Betrieben bei einer spürbaren Reduktion der Flächenprämien für extensives Grünland in der ersten Säule und einer gleichzeitigen Kürzung der Gelder für die Ländliche Entwicklung. Daraus lässt sich schließen, dass es eine längerfristige ökonomische Perspektive der Almwirtschaft nur dann geben kann, wenn nicht beides gleichzeitig eintrifft. Betriebe mit Almbewirtschaftung haben deutlich weniger Spielraum, Kürzungen von Prämien über Produktionssteigerungen abzufedern als Betriebe in Gunstlagen.</p>
<p>Auswertungen belegen die Tendenz, dass sich die Almwirtschaft in Österreich tendenziell von der arbeitsintensiven Almmilchproduktion hin zu arbeitsextensiveren Nutzungsformen verlagert. Generell ein Beleg dafür, dass in der Vergangenheit die Attraktivität der Alpung von Milchkühen in Österreich nachgelassen hat. Ob es nach dem Ende der EU-Milchquotenregelung noch attraktiver wird, keine Kühe mehr zu alpen, lässt sich aus der Studie naturgemäß nicht pauschal beantworten. Zu unterschiedlich sind die Voraussetzungen der Betriebe mit Melkalmen. Trotzdem lässt sich aus der Studie und weiterführenden Überlegungen folgern, dass in Zukunft noch mehr Betriebe ihre Kühe nicht mehr auf die Alm auftreiben könnten. Zum einen sprechen dafür die strukturellen Veränderungen in der Milchkuhhaltung in Österreich: immer größere Herden und höhere Milchleistungen je Kuh. Zum anderen konstatieren die vorliegenden Berechnungen, dass das Einkommen der Betriebe ohne Alpung mittel- bis längerfristig gesteigert werden kann, wenn Flächen im Umkreis des Heimbetriebes gepachtet werden können. Nicht berücksichtigt wurden in den Berechnungen mögliche Flächenreserven am Heimbetrieb oder überhaupt die Intensivierung der Milchproduktion, wenn keine Kühe mehr gealpt werden. Ohne Pachtmöglichkeiten dürfte weiterhin der Auftrieb auf die Alm wirtschaftlicher sein, wobei hier berücksichtigt werden muss, dass die fehlende Fläche teilweise auch durch Futterzukauf kompensiert werden kann. Darüber hinaus bestätigen die Kalkulationen, dass insbesondere Almen mit Fremdarbeitskräften bei Wegfall der Milchquote nicht mehr mit Milchkühen bestoßen werden könnten. Selbst bei den in der Studie gewählten moderaten Annahmen für die Arbeitskosten auf dem Almbetrieb rentiert sich schon kurzfristig der Ausstieg aus der Kuhalpung.</p>
<p>Damit die Almwirtschaft in Österreich auf ähnlichem Niveau wie in der laufenden Programmperiode bis 2013 betrieben werden kann, erfordert es in Zukunft vielfältiger Maßnahmen. Zum einen braucht es weiterhin finanzielle Mittel, um bei noch mehr Wettbewerb in der Landwirtschaft mit Almen wirtschaftlich reüssieren zu können; ob die Gelder dafür eher aus der ersten oder der zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik fließen, spielt dabei nicht die große Rolle. Wichtig ist, dass sich die Höhe der Prämien vornehmlich an den aufgetriebenen Tieren orientiert, damit Almen auch in Zukunft durch Tiere gepflegt und erhalten werden. Da die Melkalmen durch das Auslaufen der Milchquote weiter unter Druck kommen könnten, sind diese besonders bei einem künftigen Programm einzubeziehen. Neben der Förderpolitik müssen jedoch noch weitere Maßnahmen für eine wirtschaftlich nachhaltige Almbewirtschaftung thematisiert werden. Unter anderem die Frage, wie die Wertschöpfung vor allem der Milchproduktion auf Österreichs Almen gesteigert werden kann. Oder das Problem, wie auch in Zukunft qualifizierte Arbeitskräfte für die österreichische Almwirtschaft zu gewinnen sind. Neben den in der Studie thematisierten ökonomischen Anreizen sind somit weitere Aspekte für eine längerfristige Almbewirtschaftung in Österreich zu integrieren.</p>