Forschungsprojekte

BAB 009/04: Entwicklung eines Modellsystems

Ausgangssituation

Mit Maßnahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) werden Ziele wie z.B. die Unterstützung der Einkommen landwirtschaftlicher Betriebe, die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit oder die Förderung einer nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen verfolgt. Die Ziele und damit verbundene Maßnahmen adressieren und beeinflussen viele unterschiedliche Komponenten (z.B. Betriebe, natürliche Ressourcen) und Akteurinnen und Akteure des gesamten Agrar-, Umwelt- und Ernährungssystems. Mit verschiedenen Methoden und Modellen können Auswirkungen von Änderungen bei agrarpolitischen Rahmenbedingungen und Maßnahmen sowie bei anderen Einflussfaktoren im Agrarbereich abgeschätzt und daraus Schlüsse über mögliche Folgen gezogen werden. Je nach Fragestellung kann eine ökonomische Analyse auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen (z.B. Betriebs-, Regional- oder Sektorebene). Beispiele für mögliche Fragestellungen sind die Auswirkungen von agrarpolitischen Maßnahmen auf Landnutzung und betriebliches Einkommen sowie auch daraus ableitbare Umwelteffekte oder die Identifikation von Bestimmungsfaktoren betrieblicher Entscheidungen (z.B. jene zur Teilnahme an Agrarumweltmaßnahmen). Weitere Faktoren (z.B. Klimawandel, Preisvolatilitäten, Marktstrukturen bzw. Wettbewerb in vor- oder nachgelagerten Bereichen) können in den entsprechenden Modellen mitberücksichtigt werden oder aber eine Analyse mit anderen Modellen und Methoden erfordern.

Aufgrund der Ziele des europäischen „Green Deals“ mit der „Farm to Fork-“ und der Biodiversitätsstrategie 2030 sowie aufgrund des Umstandes, dass dieses Grundlagenprojekt der BAB mittlerweile in der Abteilung für Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme angesiedelt ist, erfolgt nun eine Verlagerung des Projekt-Schwerpunktes: Einerseits sollen insbesondere Themen an der Schnittstelle zwischen Landwirtschaft und Umwelt adressiert werden, andererseits wird stärker eine systemische Perspektive zur Identifikation und Analyse komplexer Zusammenhänge in das Projekt einfließen.

Zielsetzung

Ziel des Projektes ist es, eine projektspezifische Datenbasis durch die Kombination verschiedener Datenquellen zu schaffen sowie geeignete Modelle (mit möglichen Modellkoppelungen) zu entwickeln, um darauf basierend verschiedene ökonomische Analysen insbesondere zu Fragestellungen an der Schnittstelle zwischen Landwirtschaft und Umwelt durchführen zu können. Darüber hinaus sollen im Projekt nach Möglichkeit auch systemische Ansätze für eine möglichst umfassende Betrachtungsweise bei der Bearbeitung der Fragestellungen berücksichtigt werden. Schließlich soll der Rahmen des Projektes weiterhin die Möglichkeit für hier laufende Projektarbeiten, die auf Modelle und Methoden zurückgreifen, bieten - auch wenn ihre inhaltlichen Schwerpunkte andere als die oben genannten sind (z.B. zum räumlichen Wettbewerb zwischen Lebensmittel verarbeitenden Unternehmen). Die Projektarbeiten erfolgen daher im Rahmen verschiedener Teilbereiche.

Stand des Projektes

Zu den abgeschlossenen Arbeiten zählen z.B. einerseits ein Vergleich von Betrieben mittels Effizienzanalyse und andererseits die Adaption des Betriebsoptimierungsmodells FAMOS der Universität für Bodenkultur Wien (Schmid, 2004) für Daten der Buchführungsbetriebe und zur Analyse der Auswirkungen bestimmter Reformen der GAP auf die österreichische Landwirtschaft (GAP-Reform 2003, Milchquotenregelung, Health Check; siehe dazu die abgeschlossenen Projekte AWI/155/06 und A-WI/160/07).

Derzeit laufende Arbeiten erfolgen in den folgenden Teilbereichen:

Für Analysen möglicher ökonomischer Auswirkungen von Änderungen bei agrarpolitischen Maßnahmen oder des Einflusses weiterer Faktoren (z.B. Preisvolatilitäten) auf landwirtschaftliche Betriebe wurde mit dem Aufbau einer projektspezifischen Datenbasis sowie mit der Entwicklung eines Optmierungsmodells (Methode der mathematischen Programmierung) für den Einsatz auf einer regionalen bzw. einzelbetrieblichen Ebene begonnen. Laufende Tätigkeiten in diesem Zusammenhang umfassen insbesondere den Aufbau der Datenbasis aus zahlreichen Datenquellen (z.B. INVEKOS-Daten, Daten der Buchführungsbetriebe, Datengrundlagen aus Deckungsbeitragsrechnungen (siehe Projekt BAB 015/10 „Deckungsbeiträge und Datengrundlagen für die Betriebsplanung“ zu den Interaktiven Deckungsbeiträgen, IDB, sowie Projekt AWI/176/15 „ADAPT-CATMILK“), Daten der Statistik Austria, aus der Literatur) und die Zusammenführung der Daten zu definierten landwirtschaftlichen Aktivitäten über die jeweiligen Datenquellen hinweg (siehe dazu auch Projekt BAB 045/20 „COVID-19 Lessons learnt“ – Arbeitspaket 4 „Regionale Nachfrage nach Vorleistungen in der österreichischen Landwirtschaft“), die Aufbereitung von Informationen zu Agrarumweltmaßnahmen, Literaturrecherchen, Weiterbildung (Methodik, Softwarepakete wie z.B. GAMS, R) und Modellentwicklung, die Erstellung einer Modelldokumentation etc.

In einem weiteren Teilbereich werden Ergebnisse theoretischer Modelle zum räumlichen Wettbewerb auf Märkten wie dem Rohmilchmarkt (z.B. Tribl, 2012; Tribl und Salhofer, 2013; siehe auch das abgeschlossene Projekt AWI/158/06) in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) mithilfe ökonometrischer Modelle und anhand von Daten für z.B. Deutschland und Österreich überprüft. Im Fokus steht dabei die Analyse der „yardstick of competition“-Hypothese, wonach (im Zusammenhang mit dem Wettbewerb zwischen Lebensmittel verarbeitenden Unternehmen) genossenschaftliche Verarbeiter die Marktmacht von nicht-genossenschaftlichen Verarbeitern gegenüber Landwirtinnen und Landwirten in so einem „gemischten Markt“ abschwächen können. Erste empirische Ergebnisse zum räumlichen Wettbewerb zwischen Milchverarbeitern in einem gemischten Markt für Süddeutschland wurden in den Jahren 2017 und 2021 auf wissenschaftlichen Tagungen präsentiert (siehe Tribl, Morawetz und Salhofer, 2017). Weiters wurde gemeinsam mit der BOKU und dem Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) in Halle (Saale) ein Literaturüber-blick zur räumlichen Ökonomie erarbeitet und in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht (siehe Graubner, Salhofer und Tribl, 2021).

Arbeiten 2024

Im Jahr 2024 werden die Arbeiten an der projektspezifischen Datenbasis fortgeführt: In der Datenbasis werden Daten aus verschiedenen Datenquellen zusammengeführt und harmonisiert   insbesondere einzelbetriebliche Daten (Buchführungsdaten, INVEKOS-Daten), Daten des IDB sowie Daten und (z.B. Umwelt-)Indikatoren im Zusammenhang mit Maßnahmen des österreichischen Agrarumweltprogramms ÖPUL bzw. mit dem GAP-Strategieplan   sowie Maßnahmen (z.B. ÖPUL-Maßnahmen) für Modelle und Methoden aufbereitet. Im Vordergrund stehen dabei vorerst Aktivitäten im Bereich Ackerbau. Darüber hinaus sollen Methoden und Modelle (ökonometrische Modelle, Optimierungsmodell etc.) erarbeitet bzw. weiterentwickelt werden, um gemeinsam mit der Datenbasis eine Grundlage für die Analyse zukünftiger Forschungsfragen zu schaffen. Beispiele dafür sind Fragen z.B. zu den möglichen Auswirkungen verschiedener Einflüsse auf die betrieblichen Entscheidungen von Landwirtinnen und Landwirte, zur Erklärung ihrer betrieblichen Entscheidungen oder zur Einschätzung von Umweltwirkungen der betrieblichen Entscheidungen wie der Landnutzung oder der Managementpraktiken. Es ist zudem geplant, systemische Analysen und Überlegungen, z.B. hinsichtlich der Identifikation und Analyse von Synergieeffekten oder Zielkonflikten, bei den Fragestellungen und ihrer Bearbeitung zu berücksichtigen.

Nach Möglichkeit sollen auch Ergebnisse anderer Projekte der BAB genutzt werden (und teilweise auch vice versa), z.B. Arbeiten im Zusammenhang mit der Evaluierung von agrarpolitischen Maßnahmen und Programmen, der Projekte AWI/54/16 W und BAB 018/19 „Mengen-Erträge aus dem Bio-Landbau“, BAB 184/18 „GAP nach 2020“, BAB 015/10 „Deckungsbeiträge und Datengrundlagen für die Betriebsplanung“, AWI/176/15 „ADAPT-CATMILK“, BAB 045/20 „COVID-19 Lessons learnt“ – Arbeits-paket 4 „Regionale Nachfrage nach Vorleistungen in der österreichischen Landwirtschaft“, BAB 003/86 „Wirtschaftliche Untersuchungen und Beratung im Zusammenhang mit OECD und WTO“ oder BAB 056/22 „Systemische Betrachtungen im Agrar-, Umwelt- und Ernährungsbereich“. Die Arbeiten im Rahmen des Projektes sollen auch mit jenen des Projektes BAB 040/20 „Biophysikalische Prozesse der landwirtschaftlichen Bodennutzung in Österreich“ für eine umfassendere ökonomisch-ökologische Betrachtungsweise bestmöglich koordiniert und wechselseitig genutzt werden.

Die Arbeiten zum räumlichen Wettbewerb in Zusammenarbeit mit der BOKU sollen im Jahr 2024 fortgeführt werden. Es ist geplant, Ergebnisse dieser Arbeiten bei weiteren wissenschaftlichen Veranstaltungen zu präsentieren und in wissenschaftlichen Zeitschriften zu veröffentlichen.

 

Projektstatus

laufend

ProjektleiterIn

TRIBL, Christoph

DI Dr. Christoph TRIBL

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme

Team

HEINSCHINK, Karin

Mag.a PhD Karin HEINSCHINK

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme
NIEDERMAYR, Julia

DI.in Julia NIEDERMAYR

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme
STICKLER, Yvonne

DI.in Dr.in Yvonne STICKLER

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme
KÖMLE, Dieter

Dr. Dipl-Ing. Dieter Kömle

Agrarökonomie und Datenmanagement
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