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SR016: Die regionale Struktur der Rinder- und Schweinehaltung in Österreich und ein Standortmodell für Schlachthöfe

Wolfgang Schwackhöfer

Die Analyse der Rinderhaltung nach Gerichtsbezirken läßt in der regionalen Verbreitung der charakteristischen Merkmale deutlich typische Verbreitungszonen mit ihren Schwerpunkten erkennen. Die großen regionalen Unterschiede in den Standortsbedingungen und in der Agrarstruktur haben infolge der Anpassung der Erzeugung zu einer Produktionsteilung geführt, die aber wegen der Vielzahl der Erzeuger nur vereinzelt eine regionale Spezialisierung erkennen läßt.

Die statistischen Karten über die Rinderhaltung auf Grund der Viehzählung 1969, lassen folgende Gebiete verschiedener Rinderhaltungsformen erkennen:

1. Gebiete mit hohem Rinderbesatz. Hohe Rinderbestände je Flächeneinheit finden sich in den Gebieten mit guten Futterbaubedingungen, also in den Grünlandgebieten und den Acker-Grünlandgebieten des Alpenraumes, des Alpenvorlandes, des Wald- und Mühlviertels sowie des Südöstlichen Flach- und Hügellandes.

2. Gebiete mit betonter Milchproduktion zeichnen sich durch einen hohen Kuhbesatz je Flächeneinheit aus. Als Zonen intensiver Milchviehhaltung sind erkennbar:

  • die Milchwirtschaftszone, die vom Salzburg-Halleiner-Becken nach Osten bis ins westliche niederösterreichische Alpenvorland reicht,
  • das Ost- und das Weststeirische Hügelland,
  • das Mittlere und das Untere Inntal und das Kitzbühler Gebiet,
  • der Bregenzerwald und das Rheintal.

Besonders im Salzburger Flachgau und in der Weststeiermark sind die Milchviehbestände angewachsen.

3. Gebiete mit Rinderzucht zeichnen sich durch eine hohe Nachschaffung an Jungvieh aus, also eine hohe Produktionsleistung des Kuhbestandes. Vorarlberg, Tirol, Salzburg das oberösterreichische Alpenvorland und die Obersteiermark sind - unabhängig von der Rinderrasse - die leistungsfähigen Zuchtgebiete mit hoher Fruchtbarkeit ihrer Kuhbestände. Die Nachzucht weiblicher Zuchtrinder konzentriert sich auf das Hochalpengebiet, auf Tirol, Vorarlberg, Pinzgau und Pongau, das steirische Ennstal sowie Teile von Oberkärnten.

4. Gebiete mit Ochsenaufzucht. Die Ochsenaufzucht ist zwar dem Umfang nach sehr klein geworden, dennoch aber für weite Teile der Steiermark und einige Bezirke Kärntens sowie den Raum der Niederösterreichischen Eisenwurzen charakteristisch. Diese Ochsenaufzuchtgebiete stimmen etwa mit den ehemaligen Verbreitungsgebieten der Murbodnerrasse und des Kärntner Blondviehs überein. In Oberkärnten und im Lungau reicht die Ochsenaufzucht auch noch in das Pinzgauer Zuchtgebiet hinein.

5. Gebiete mit Rindermast. Infolge der Produktionsteilung in der Rinderhaltung kann heute von Gebieten der Rindermast dort, gesprochen werden, wo auf Grund der bodenständigen Erzeugung von stärkereichem Futter vor allem Stiere und auch Ochsen schlachtreif gemästet werden. Der Besatz an Stieren ist somit ein Merkmal für die Verbreitung der Rindermast. Die Gebiete mit hoher Stierbesatzdichte liegen außerhalb der Gebirgslagen des Alpenraumes. Besonders in den Getreidebaugebieten und den Zuckerrübenbaugebieten des Nordöstlichen Flach- und Hügellandes, wo die Kuhhaltung nahezu verschwunden ist, werden männliche Einstellrinder aus den Zuchtgebieten zugekauft und ausgemästet. Durch die zunehmende Verbreitung des Silomaisbaues hat die Rindermast auch im Alpenvorland, in der Oststeiermark, im Kärntner Becken und im Waldviertel zugenommen. Starke Zunahmen der Mastviehbestände waren seit 1955 besonders im niederösterreichischen Alpenvorland, im Tullnerfeld, in Kärnten und in der Oststeiermark zu verzeichnen gewesen.

6. Schweinemastgebiete: Schweinebestände und Schweineproduktionsleistung konzentrieren sich auf zwei große Zonen:

Im Norden des Bundesgebietes auf die Bezirke des Alpenvorlandes mit den angrenzenden Bezirken des Wald- und Mühlviertels sowie die Bezirke des Weinviertels. Diese Zone erstreckt sich vom oberen Innviertel über das Ried-Grieskirchner-Gebiet, den oberösterreichischen Zentralraum, das Haag-Amstettner- und das Wieselburg-St. Pöltner-Gebiet über das Tullnerfeld ins Weinviertel bzw. bis auf den Wiener Boden. Die Mastleistung je Schweinehalter ist besonders groß einerseits im Raum Grieskirchen-Wels-Linz-Amstetten, anderseits im Raum Tulln-Hollabrunn sowie am Wiener Boden.

Im Süden und Südosten Österreichs erstreckt sich eine Zone intensiver Schweinehaltung vom Kärntner Zentralraum über das Jauntal in die Weststeiermark. Im unteren Murtal und im Oststeirischen Hügelland ist der Schweinebesatz besonders dicht. Diese Zone umfaßt auch das südliche und mittlere Burgenland und findet im Raum Wiener Neustadt-Ebreichsdorf einen Berührungspunkt zum Schweinemastgebiet am Wiener Boden. Die Schweineproduktion je Halter ist im Raum St. Veit-Klagenfurt-Wolfsberg-Völkermarkt besonders hoch, im Oststeirischen Hügelland dagegen wegen der kleinbäuerlichen Betriebsstruktur nicht besonders ausgeprägt.

Im zweiten Teil dieser Studie wurde die Schlachthauskapazität berechnet und an Hand der Ergebnisse ein Standortmodell für neue Schlachthöfe entwickelt. Dieses Standortmodell soll verkehrsgünstige und zentrale Standorte innerhalb der Rinder- bzw. Schweineproduktionsgebiete vorschlagen. Die möglichen Einzugsbereiche wurden im Umkreis von 65 km nach Bezirken bzw. Gerichtsbezirken abgegrenzt. Das verfügbare Aufkommen an Kälbern, Rindern und Schweinen im Jahr 1970 innerhalb dieser Einzugsbereiche wurde den Modellstandorten von Schlachthöfen zugeordnet.

Für das vorliegende Modell wurden zwei grundsätzliche Annahmen getroffen:

Da die großen städtischen Schlachthöfe wahrscheinlich weiter an Bedeutung verlieren werden, wurden sie bei dieser Kalkulation nicht berücksichtigt.

Die zahlreichen kleinen und mittleren Fleischhauerbetriebe, die derzeit meist noch selbst schlachten, werden dank der Vorteile, die der Bezug von Fleisch aus Versandschlachtereien bietet, voraussichtlich mehr und mehr die eigenen Schlachtungen aufgeben und sich im Verlauf mehrerer Jahre auf den Fleischeinkauf umstellen.

Auf diesen beiden Annahmen sowie den errechneten Zahlen für die jährlich in den einzelnen Bezirken zu erwartende Schlachtrinder- und Schlachtschweineproduktion beruht das vorliegende Standortmodell für neue Versandschlachthöfe. Das errechnete Aufkommen an Schlachttieren läßt 11 neue Versandschlachthöfe neben den bereits bestehenden modernen Anlagen in Stainach, Mürzhofen, Mistelbach, Greinsfurth und Salzburg-Bergheim möglich erscheinen.

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