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SR025: Die Sozialbrache im südlichen Burgenland

Franz Greif

Der Begriff "Sozialbrache" trifft auf das Phänomen der Nutzflächenauflassung im Südburgenland vollkommen zu. In diesem Raum hat der agrarsoziale Wandel der letzten 20 Jahre zu umfangreichen Veränderungen in der Sozial- und Wirtschaftsstruktur geführt. In keiner anderen Region Österreichs sind Nebenerwerbslandwirtschaft und Pendelwanderung stärker ausgeprägt als hier.

Seit etwa zwei Jahrzehnten scheiden immer mehr Flächen aus der landwirtschaftlichen Nutzung aus und fallen brach. Die ausscheidenden Flächen können entweder infolge des Arbeitskräftemangels nicht mehr bewirtschaftet werden oder es handelt sich überhaupt um landwirtschaftliche Zwerg- und Restbetriebe, die ihre Bodennutzung unter Umständen schon seit langem auf ein Minimum eingeschränkt haben.

Das Ziel der Untersuchung war, festzustellen, in welchem Umfang und in welcher standörtlichen Verbreitung Brachland im Südburgenland bisher aufgetreten ist, bei welchen Betriebstypen (Erwerbsarten) und Betriebsgrößen Brachland in erster Linie anfällt und was die Entstehungsursachen waren bzw. sind. Weitere sollte festgestellt werden, ob auch künftig mit Brachlegung zu rechnen ist bzw. ob Brachflächen anderen Nutzungen (Verbauung, Aufforstung) zugeführt werden, ob Maßnahmen zur Verminderung der Brachflächen durch Wiederbewirtschaftung möglich bzw. wünschenswert sind und wie das Brachlandproblem dort zu betrachten ist, wo eine landwirtschaftliche Produktion nicht möglich erscheint.

Die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung waren:

Etwa ein Viertel bis ein Drittel aller bisher durch die offizielle Bodennutzungserhebung ermittelten Brachflächen auf Ackerland befinden sich in den Bezirken Oberwart, Güssing und Jennersdorf. Im untersuchten Gebiet lagen 1975 4.100 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche brach. Die Entwicklung der Brachflächen erfaßte zuerst ökologisch ungünstigere Teile der Fluren, nasse und auch steilere Flächen, und ergreift nunmehr bereits seit mehreren Jahren auch ebene und bodenmäßig sehr gute Flächen. In einigen Katastralgemeinden übertrifft das Brachland flächenmäßig nahezu die noch genutzte Flur. Die beiden Hauptverbreitungsgebiete sind das Hügelland zwischen Oberwart und Stegersbach sowie das südliche Güssinger Hügelland zwischen Neustift und Heiligenbrunn in unmittelbarer Nähe der Staatsgrenze gegen Ungarn. Die Ursachen dieser Entwicklung sind grundsätzlich in der Randlage des Südburgenlandes begründet. Die Bedingungen dieser Lage und speziell die großen Entfernungen zu Märkten und Versorgungszentren bestimmen die Sozialstruktur des untersuchten Gebietes und insbesondere auch die Agrarstruktur. Die Gesamtbevölkerung des Südburgenlandes hat in den letzten 50 Jahren um rund 20 % abgenommen, die landwirtschaftliche Bevölkerung jedoch um 65 %. Die Zahl der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte hat sich im selben Zeitraum um 70 % verringert. Gleichzeitig entstand auch eine starke Überalterung der landwirtschaftlichen Bevölkerung. In der Betriebsstruktur sind die Folgen einer solchen demographischen Veränderung immer sehr weitreichend; sie zeigen sich einerseits in den agrarsozialen Verhältnissen, die hauptsächlich vom Nebenerwerb bestimmt werden, und anderseits - im Zusammenhang mit der Erwerbsartenverteilung - in den Betriebsgrößen, die vielfach sogar kleiner geworden sind und im Durchschnitt 4,4 ha LN nicht überschreiten.

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