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SR029: Analyse des österreichischen Agraraußenhandels 1966-1978

Peter Handschur

Das Agrarhandelsbilanzdefizit Österreichs wird auf der Importseite in erster Linie durch die Warengruppen "Obst und Gemüse", "Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze, und Waren daraus", "Futtermittel", "Tierische und pflanzliche Öle und Fette" sowie "Tierische und pflanzliche Rohstoffe" verursacht. Kritische Jahre waren vor allem 1973 und 1976 sowie 1974 (bei tierischen und pflanzlichen Ölen und Fetten).

In vielen Fällen überwiegen als Grund für die Importwertsteigerungen und damit für die Verschlechterung der Handelsbilanz die Preissteigerungen bei den einzelnen Produkten.

Gründe für zeitweise hohe Importe bei Lebenden Tieren bzw. Fleisch und Fleischwaren sowie Molkereierzeugnissen, Produktgruppen also, bei denen Österreich sogar exportorientiert ist, sind einerseits in billigen Auslandsangeboten (Rindfleisch), anderseits in inländischen Produktionsschwankungen (Schweine, Schweinefleisch) oder im Angebot ausländischer Spezialitäten zu suchen. Rund 40 % des landwirtschaftlichen Importwertes entfielen 1976 auf Zwangsimporte.

Der österreichische Agrarexport stützt sich im wesentlichen auf die drei Produktgruppen Lebende Tiere, Fleisch und Fleischwaren sowie Molkereierzeugnisse. Insgesamt stieg er von 1966-1976 der Menge nach um 165 %; der Wert erhöhte sich auf mehr als das Dreifache, der Preis um 18 %.

Der Export verzeichnete seit 1966 fast durchwegs steigende Tendenz. Doch wurden bei manchen Warengruppen stärkere mengen- bzw. wertmäßige Einbußen vor allem durch Importrestriktionen seitens der EG, durch den Verlust des britischen Milchmarktes nach dem Beitritt Großbritanniens zur EG sowie durch diverse nationale Maßnahmen (Italien: Devisensteuer, Bardepotpflicht usw.) und Währungsschwankungen verursacht.

Halb- und Fertigprodukte, also Waren der Kapitel 16-24 (es sind dies u.a. Erzeugnisse der Nahrungsmittelindustrie) werden von Österreich in bedeutend höherem Ausmaß importiert als exportiert. Bis 1976 hatte sich der Negativsaldo gegenüber 1966 verdoppelt. Mehr als ein Drittel des gesamten agrarischen Imports entfiel auf Halb- und Fertigprodukte.

Bei der Untersuchung des Außenhandels mit den einzelnen Integrationsräumen bietet der Agrarhandel mit den Ländern der Europäischen Gemeinschaft infolge der starken EG-Orientierung bei den meisten Produkten ein sehr ähnliches Bild wie der gesamte Agraraußenhandel. Im Jahr 1966, zu Beginn des Untersuchungszeitraumes, wurden die Agrarimporte zu 29 % aus der EG getätigt, 10 Jahre später waren es 44 %. Bei den Exporten ging der EG-Anteil zwar zurück, lag aber 1976 immer noch bei über 50 %. Das Defizit beim Agrarhandel mit der EG stieg von etwa 1,12 Mrd.S innerhalb eines Jahrzehnts auf 4,38 Mrd.S, hat sich also fast vervierfacht.

Die Importsumme der Zwangsimporte aus der EG erhöhte sich von ca. 840 Mill.S im Jahr 1966 innerhalb von 10 Jahren auf mehr als das Dreifache (2,65 Mrd.S).

Auf der Exportseite ähnelt das EG-Bild noch mehr dem gesamten Agrarexport, da die drei Hauptgruppen der Ausfuhr - Lebende Tiere, Fleisch und Fleischwaren sowie (mit Einschränkungen) Molkereiprodukte - überwiegend in Länder der Europäischen Gemeinschaft gehen bzw. gingen. Gerade bei diesen Produktgruppen mußte Österreich infolge der restriktiven Importpolitik der EG bzw. durch den Verlust traditioneller Märkte (Großbritannien) starke Beschränkungen auf sich nehmen: 1976 konnten nur mehr drei Viertel unserer gesamten Exporte von Lebenden Tieren im EG-Raum abgesetzt werden, 1966 waren es noch 90 % gewesen; auch bei Fleisch wurde der EG-Anteil geringer. Bei Molkereierzeugnissen ging der EG-Anteil von 54 % zu Beginn der Untersuchungsperiode auf unter 40 % zurück.

Der Agrarhandel mit den EFTA-Ländern ist heute von eher untergeordneter Bedeutung. Die Exporte konnten im Untersuchungszeitraum mehr als verdoppelt werden, die Importe stiegen nur wenig, sodaß der Negativsaldo 1976 auf 40 Mill.S zurückging.

Der Agrarhandel mit Osteuropa nimmt laufend zu. 1976 wurde etwa dreimal soviel importiert wie exportiert, der Negativsaldo blieb 1976 gegenüber 1966 nahezu unverändert. Bei den Exporten kam es seit 1966 zwar zu einer Vervielfachung, doch war dies vor allem auf "Gelegenheitsgeschäfte" (Getreide und Zucker) zurückzuführen. Die Importwertsteigerung betrug in den untersuchten 10 Jahren 46 %. Etwa 70 % aller Einfuhren aus Osteuropa entfallen auf Obst und Gemüse, Eier, Futtermittel, Fleisch und Fleischwaren sowie Lebende Tiere, wobei die Anteile der letzten beiden Gruppen in Abhängigkeit von den österreichischen Marktverhältnissen stark schwanken.

Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) stellt heute eine Ländergruppe mit hoher Kaufkraft dar. Die gesamten landwirtschaftlichen Einfuhren erhöhten sich von 1970-1975 auf das Fünffache. Hauptimportprodukte waren Getreide, Zucker sowie tierische und pflanzliche Rohstoffe. Darüber hinaus wurden noch Molkereiprodukte und Eier, Obst und Gemüse und Lebende Tiere in größerem Ausmaß eingeführt. Der Anteil der österreichischen landwirtschaftlichen Exporte am Agrarimport der OPEC lag 1976 bei 0,34 %, d.h., von Agrarprodukten um 1.000 S kamen Waren um 3,40 S aus Österreich.

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