AWI

SR051: Der landwirtschaftliche Außenhandel Österreichs. 1981-1987

Peter Handschur

Über den agrarischen Außenhandel wird jährlich in den Monatsberichten über die österreichische Landwirtschaft (Heft 4, 5) berichtet. Vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über die längerfristige Entwicklung bei Menge, Wert und Preis.

In den letzten sieben Jahren ist der Wert der Exporte landwirtschaftlicher Güter von 11,6 Mrd. S auf 12,7 Mrd. S angestiegen, wobei der Höhepunkt der Ausfuhren 1985 mit mehr als 16 Mrd. S erreicht war. Die durchschnittliche Steigerung pro Jahr (gerechnet als relative Abweichung von einem exponentiellen Trend) belief sich demnach auf 2,2 %. Im selben Zeitraum stieg die exportierte Menge von 1 Mill. t Agrarwaren auf 1,7 Mill. t, d.h. der Frei-Grenze-Preis je Kilogramm Exportware sank von ca. 11,60 S/kg auf 7,45 S/kg.

Nach Wirtschaftsräumen gegliedert verschoben sich die Anteile stark in Richtung EG, wohin bereits 58 % unserer gesamten Agrarausfuhren geliefert werden.

Die landwirtschaftlichen Importausgaben erhöhten sich im untersuchten Zeitraum insgesamt um 14 % auf 28,1 Mrd. S, d.i. eine jährliche Steigerung von 3,3 %. Bei den Importmengen konnte ein kontinuierlicher Anstieg registriert werden. Der aus Menge und Wert errechnete durchschnittliche Importpreis stieg bis 1985 an, ging in den beiden Folgejahren wieder zurück und lag zuletzt unter dem Anfangswert. Die durchschnittliche jährliche Veränderungsrate der Importpreise betrug +0,6.

Auch auf der Einfuhrseite erkennt man die starke EG-Ausrichtung: Der Anteil der EG-Länder stieg von 47 % auf über 54 % an.

Eine Analyse des Agrarexports nach den SITC-Warengruppen (2-Steller) zeigt bei den wichtigsten Produktgruppen folgende Ergebnisse:

Die Ausfuhr lebender Tiere (SITC 00) verlor immer mehr an Gewicht, da v.a. die Schlacht-, sowie Zucht- und Nutzrinderpreise in unseren traditionellen Abnehmerländern rückläufig waren.

Die Ausfuhr von Fleisch- und Fleischwaren (SITC 01) stieg kontinuierlich bis 1985 an und stabilisierte sich in den letzten beiden Jahren auf niedrigerem Niveau. Bei den Einfuhren erkennt man v.a. die in der Untersuchungsperiode stark gestiegenen Geflügelfleischimporte, die zuletzt bereits 58 % der gesamten Fleischeinfuhren ausmachten.

Bei Molkereierzeugnissen (SITC 02) führte eine starke Mengensteigerung gemeinsam mit stark sinkenden Exportpreisen zu einem Rückgang des Exportwertes von 25 % gegenüber 1981. Die Importe schwankten und lagen zuletzt um 5 % höher als vor 7 Jahren.

Getreide (SITC 04): Die Entwicklung der Exportwerte ist in Zusammenhang mit den internationalen Notierungen (die Getreidepreise auf den internationalen Handelsplätzen verzeichneten im allgemeinen eine stagnierende bis leicht sinkende Tendenz) und mit dem Kursverlauf des Dollars zu sehen:

Der Dollarkurs stieg von Anfang 1981 (14 S) bis etwa Anfang 1985 (knapp 23 S) stark an. Seither verzeichnete er einen kontinuierlichen Rückgang und lag zu Ende des Untersuchungszeitraumes bei weniger als 12 S. Der starke Wertverlust bei Getreide ist also überwiegend auf Verschiebungen der öS-Dollar-Relation zurückzuführen.

Der Getreideimportwert ist seit 1981 angestiegen. Es überwiegen die Verarbeitungserzeugnisse.

Der Export von Gemüse und Früchten (SITC 05) verzeichnete in den letzten sieben Jahren, v.a. durch Forcierung der Ausfuhr an verarbeiteten Früchten (v.a. Äpfel- und Birnendicksäfte) eine Wertsteigerung von 46 %.

Die Importe stiegen m 30 %; mehr als die Hälfte entfiel auf frische Früchte (Zitrusfrüchte, Bananen, Kiwi, usw.). Das Import-Export-Verhältnis konnte somit von 6,50 (198.1) auf 5,80 (1987) verbessert werden.

Mit derzeit ca. 29 % ist der SITC-Abschnitt 05 der größte Importposten im agrarischen Außenhandel.

Bei Zucker, Zuckerwaren, Honig (SITC 06) zeigte sich im Untersuchungszeitraum eine stark rückläufige Tendenz der Exportwerte. Die Ausfuhrmengen schwankten sehr stark und lagen zuletzt bei etwa nur mehr der Hälfte des Ausgangswertes. Die bei den Ausfuhren erzielten Preise sind tendenziell gesunken.

Die Importausgaben - es waren 60 % Zuckerwaren - stiegen an.

Kaffee, Tee, Kakao, und Waren daraus (SITC 07) sind im agrarischen Import die zweitgrößte Warengruppe. Die Einfuhren stiegen bis 1986 stark an und sanken 1987 - preisbedingt - wieder kräftig.

Beim Export sind die Steigerungen v.a. auf die Ausfuhren von Schokolade und Schokoladezubereitungen zurückzuführen.

Der Futtermittelimport (SITC 08) besteht v.a. aus Ölkuchen. Die Einfuhren stiegen 1984, anschließend gingen sie deutlich zurück: zuletzt beliefen sie sich auf 640.000 t im Wert von 2,24 Mrd. S. Seit 1984 ist eine deutliche Verbilligung bei Produkten dieser Warengruppe zu beobachten.

Andere Nahrungsmittel (SITC 09)1 eine Warengruppe, die bei Ein- und Ausfuhr sehr stark steigende Tendenz aufweist, läßt sich nicht genau aufschlüsseln. Das Preisverhältnie zwischen Import- und Exportgütern deutet auf einen weit höheren Verarbeitungsgrad beim Import hin.

Der Außenhandel mit Getränken (SITC 11) war bis 1985 hochaktiv. Exportschwierigkeiten als Folge des Glykolskandals kehrten diese Entwicklung M: Die bis dahin dominierenden Weinausfuhren (1981 59 %, 1985 35 %) gingen stark zurück. Der größte Teil entfällt heute mit mehr als der Hälfte auf Limonaden und ähnliches.

Der Importwert entwickelte sich stark steigend, die Mengen unterlagen relativ starken jährlichen Schwankungen: v.a. die Einfuhren von Wein verzeichneten steigende Tendenz. Der Importpreis dieser Warengruppe erhöhte sich von Jahr zu Jahr.

Die Einfuhren von Tabak (SITC 12), die zumeist zu etwa 85 % aus Rohtabak bestanden, erreichten 1985 ihren Höchstwert und sanken in den zwei folgenden Jahren rapide unter den Wert von 1981.

Tabakexporte entfallen großteils auf verarbeiteten Tabak.

Häute, Felle und Pelzfelle (SITC 21) zeigten sowohl bei Ein- als auch bei Ausfuhren steigende Tendenz. Der größte Anteil entfällt auf die Position Rindshäute.

Bei Ölsaaten und Ölfrüchten (SITC 22) zeigte v.a. die Ausfuhr starkes Wachstum.

Während der Export anderer tierischer und pflanzlicher' Rohstoffe (SITC 29) zurückgegangen ist, stieg der Import im Untersuchungszeitraum um knapp ein Viertel und lag 1987 mit 9 % an dritter Stelle der gesamten Agrarimporte. Mehr als zwei Drittel entfielen dabei auf Schnittblumen und Blattwerk sowie auf Zwiebeln, Knollen und andere lebende Pflanzen.

Auch bei tierischen und pflanzlichen Ölen und retten (SITC 4) handelt es sich um eine importbetonte Warengruppe. Die Einfuhrwerte erreichten 1984/85 ihren Höhepunkt. 1986 und 1987 wurde aufgrund gesunkener Importpreise ein starker Rückgang des Importwertes beobachtet.

In einem weiteren Abschnitt der Analyse wurde versucht, die einzelnen handelsstatistischen Positionen nach ihrem Verarbeitungsgrad in Ur-, Agrar- und Verarbeitungsprodukte aufzuteilen. Dabei wiesen die "Nicht-Urprodukte" bei der Einfuhr einen Anteil von 66 % auf, bei der Ausfuhr waren es fast 80 %. Sowohl beim Import als auch beim Export erkennt man einen sehr starken jährlichen Anstieg der Verarbeitungsprodukte. In absoluten Werten überwiegt natürlich nach wie vor die Importseite den Export!

Die Außenhandelsbilanz entwickelte sich im agrarischen Bereich unterschiedlich zum Gesamtaußenhandel: Während bei letzterem die Deckung der Importe durch die Exporte deutlich gesteigert werden konnte, ist sie im Agraraußenhandel nach einer anfänglichen Verbesserung bis Mitte der 80er Jahre nun wieder zurückgegangen und lag zuletzt über dem Ausgangsniveau. Das Handelsbilanzdefizit insgesamt konnte sich in der Untersuchungsperiode um durchschnittlich 1,6 % pro Jahr verbessern, das agrarische Defizit stieg hingegen um ca. 4 % p.a.

Ihre Anmeldung konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuchen Sie es erneut.
Ihre Anmeldung war erfolgreich.

Newsletter

Melden Sie sich zu unserem Newsletter an, um auf dem Laufenden zu bleiben.

Dietrichgasse 27
1030 Wien
 +43 (1) 71100 - 637415

© 2024 bab.gv.at. Alle Rechte vorbehalten