AWI

SR060: Quantifizierung von Umweltleistungen der österreichischen Landwirtschaft

Werner Pevetz, Otto Hofer, Helga Pirringer

Die gesellschaftlich bedeutsamen Leistungen der Landwirtschaft beschränken sich nicht auf die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und Industrierohstoffen; vielmehr erfüllt die Landwirtschaft darüber hinaus eine Reihe von Funktionen bzw. erbringt Leistungen, die nicht in der herkömmlichen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung erfaßt werden, jedoch für die Gesellschaft als Ganzes unentbehrlich sind und in bestimmten Regionen sogar weit wichtiger werden können als der Produktionsertrag.

Auf der anderen Seite gehen von der modernen Intensivlandwirtschaft auch nachteilige Umweltwirkungen, z.B. Belastungen des Grundwassers, aus, die zwar überwiegend nur regional begrenzt auftreten, aber in der Öffentlichkeit stark beachtet werden. Die Landwirtschaft bemüht sich, derartige nachteilige Wirkungen auf die Umwelt durch Umstellung ihrer Produktionsverfahren und -systeme so gering wie möglich zu halten. Dabei kommt es jedoch in der Regel ZU Einkommensverlusten, die die ohnehin deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt liegenden bäuerlichen Einkommen weiter verschlechtern. In der Sprache der Wirtschaftswissenschaft handelt es sich also um die sog. "externen Effekte" der Landwirtschaft, die grundsätzlich positiv oder negativ, ökonomisch, ökologisch, sozial oder kulturell sein können.

Wie hoch ist aber einerseits der Wert der "nicht im Produktionsertrag zum Ausdruck kommenden" positiven Leistungen der Landwirtschaft für die Gesamtgesellschaft anzusetzen, wie hoch anderseits die Einkommensverluste im Gefolge von Betriebsumstellungen im Interesse des Umweltschutzes? Es geht also sowohl um den finanziellen Wert der positiven externen Effekte unserer Landwirtschaft als auch um die aggregierten einzelwirtschaftlichen Kosten der Vermeidung negativer externer Effekte der landwirtschaftlichen Tätigkeit.

Unter "Bewertung" wird im Zusammenhang dieser Arbeit einfach die Quantifizierung der "externen Effekte" der Landwirtschaft verstanden. Einerseits geht es darum, Güter und/oder Leistungen, die als solche nicht direkt verkäuflich sind bzw. die keinen Marktpreis haben (sog. "marktlose" oder öffentliche Güter) zu quantifizieren; anderseits hat sich die Quantifizierung bei den "negativen Externalitäten" auf diejenigen Kostenelemente zu beziehen, die nicht als Belastungen in die individuelle Unternehmensrechnung eingehen, sondern der Allgemeinheit aufgebürdet werden. Die in dieser Arbeit vorgenommene Quantifizierung in Geldbeträgen wird als "ökonomische" Bewertung im eigentlichen Sinne bezeichnet.

Zur Lösung der dabei auftretenden, sehr komplexen Fragestellungen wurden bisher - sofern man sich mit dieser Problematik überhaupt auseinandersetzte, was nur auf einige Teilbereiche zutrifft - verschiedene makroökonomische, nachfrageorientierte Modelle angewandt; diese lieferten z.B. bei der Bewertung von Fremdenverkehrsgebieten brauchbare Ergebnisse, während ihre Bewährung in anderen Bereichen noch aussteht.

In der vorliegenden Arbeit wurde demgegenüber versucht, die anstehenden Bewertungsprobleme mittels mikroökonomischer, angebotsorientierter Verfahren zu lösen. Diese haben im allgemeinen den Vorzug, auf gewagte Annahmen und komplizierte ökonometrische Modelle verzichten zu können und leicht nachvollziehbar zu sein. Sie stellen eine mögliche Quantifizierungsvariante dar, beanspruchen jedoch keine ausschließliche Gültigkeit. Dabei werden nicht die positiven und negativen Externalitäten als solche quantifiziert,- sondern die privatwirtschaftlichen Kosten, die bei ihrer Erbringung bzw. Vermeidung entstehen.

Diesem Konzept liegt folgende Überlegung zugrunde: Unter der Voraussetzung, daß die Erbringung bestimmter positiver Umweltleistungen (Erfüllung der Landespflegefunktion, Verzicht auf umweltbelastende Produktionsverfahren...) gesellschaftlich erwünscht ist, sind mit diesen externen Effekten einzelwirtschaftliche (interne) Kosten verbunden, in erster Linie Arbeitskosten und Geräteabschreibungen bzw. - im Falle einer Intensitätssenkung - Einkommensverzichte. In einer einkommensorientierten Gesellschaft ist aber davon auszugehen, daß eine Leistung nur so lange erbracht wird bzw. gesellschaftlich erwartet werden kann, als dem Leistungserbringer der entstehende spezifische Aufwand bzw. Einkommensverlust abgegolten wird.

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