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AB023: Multifunktionale Landwirtschaft als Teilbereich der Regionalplanung

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Im EU-Projekt Iron Curtain (voller Titel: Innovative Models of Critical Key Indicators as Planning and Decision Support for Sustainable Rural Development and Integrated Cross-border Regionalmanagement in Former Iron Curtain Areas, based on North to South European Reference Studies, Finanzierung aus dem 5. Forschungsrahmenprogramm der EU) wurden die qualitativen und quantitativen Auswirkungen der Aufhebung des Eisernen Vorhanges in mehreren Beispielsregionen auf ihren Bezug zu einer nachhaltigen Entwicklung untersucht. Das interdisziplinäre Projekt umfasste die Themenbereiche Hydrogeologie, Ökologie, Landnutzung und die Land- und Forstwirtschaft. Die Referenzgebiete erstreckten sich von Norwegen/Russland bis nach Griechenland/Bulgarien. Der Projektteil der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft bestand in der Analyse statistischer und geografischer Datenbestände zur Regionalentwicklung für die grenzüberschreitende Referenzregion Eisenstadt - Sopron. Auf Basis der politischen Gemeinden im Gebiet macht eine Bewertung der landwirtschaftlichen Flächen über die Produktion hinausgehend (Ressourcenschutz, Habitat, Erholung, Raumstruktur) die Multifunktionalität ersichtlich, soll damit das Bewusstsein um diese stärken und eine Grundlage für die Regionalplanung liefern. Zur Ermittlung geeigneter Indikatoren standen z.B. die digitale Bodenkarte, Satellitenbilder und detaillierte landwirtschaftliche Nutzungsdaten zur Verfügung. Für jede Funktion wurde eine quantitative Einzelbewertung durchgeführt, die dann in eine gemeinsame ordinale Skala von 1-5 transformiert wurde, um die Bedeutung der Funktionen auch gemeinsam darstellen zu können. Besonders wurde auf die grenzüberschreitend vergleichbare Bewertung geachtet, um die Auswirkungen der über lange Jahre unterschiedlichen Agrarpolitik in ihren Effekten auf die Funktionen ersichtlich zu machen. Daneben spiegeln die Ergebnisse auch die unterschiedlichen naturräumlichen Voraussetzungen sowie die darauf aufbauenden unterschiedlichen Nutzungen im Gebiet wider. Diese Grundlage ermöglicht es, Stärken bzw. Schwächen einzelner Gemeinden hinsichtlich der Funktionen herauszufinden. Dies ist besonders in dieser Region im engen Zusammenspiel der Landwirtschaft mit dem Tourismus und dem Naturschutz von großer Bedeutung.

So wird beispielsweise in manchen Gemeinden im westlichen Teil des Projektgebietes die bereits sehr hohe Belastung der landwirtschaftlichen Flächen in der Raumstrukturfunktion deutlich (Zerschneidungen der Flächen durch Straßen, Bahnlinien, Energieleitungen). Wenn man das Image der Region und der Landwirtschaft in dieser Region als naturnah und für den Tourismus interessant erhalten will, muss man bei zukünftigen Planungen besonders behutsam vorgehen. Im östlichen Bereich des Neusiedler Sees kommt die besondere Empfindlichkeit bezüglich des Ressourcenschutzes zum Ausdruck. Hier sind von der Landwirtschaft besondere Maßnahmen zur nachhaltigen Bewirtschaftung gefragt, um die Synergien mit dem Naturschutz und dem Tourismus weiterhin nutzen zu können. Im grenzüberschreitenden Vergleich zeigen sich die im ungarischen Teil zumeist geringeren Bewertungen für Habitat und Erholung - zu begründen mit der großschlägigen Landwirtschaft und der damit einhergehenden relativen Armut an Landschaftselementen. Für die Gemeinden bzw. die Regionalentwicklung ergibt sich nun die Möglichkeit, gezielt eventuelle Weiterentwicklungen zu hinterfragen, auch im Sinne einer nachhaltigen Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen und der Regionalwirtschaft. In der Landschaftsentwicklung wird die große Bedeutung der agrarpolitischen Maßnahmen deutlich. Sehr rasch verändern sich mit eingeführten oder aufgelassenen Maßnahmen die landwirtschaftliche Nutzung und nachfolgend die Landschafstruktur, somit auch die Funktionsausprägung. Die jeweiligen Folgen für Naturschutz und Tourismus müssen mitbedacht werden.

ProjektleiterIn

WAGNER, Klaus

DI Klaus WAGNER

Berggebietsforschung und Regionalentwicklung
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