AWI

SR095: Sozioökonomische Aspekte der Milchviehhaltung in Österreich

Studien zu Wettbewerbsfähigkeit, Entwicklungstendenzen und Agrarreform

Leopold Kirner

Studie I

Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Milchviehbetriebe im Rahmen des International Farm Comparison Network

Die vorliegende Studie untersucht die internationale Wettbewerbsfähigkeit von österreichischen Milchviehbetrieben. Als forschungsorganisatorisches Konzept dient das International Farm Comparison Network (IFCN). In diesem Netzwerk werden typische landwirtschaftliche Betriebe nach weltweit einheitlichen Methoden analysiert. Sechs Betriebe aus Österreich und 23 Betriebe aus anderen Ländern stellen in der vorliegenden Arbeit die Grundlage für den internationalen Vergleich dar. Die Ergebnisse liefern die Höhe der Leistungen (Milcherlös, Rindererlöse und Direktzahlungen) und der Produktionskosten je 100 kg ECM (energiekorrigierte Milch), die Arbeitsverwertung je Arbeitskraftstunde und ausgewählte Kennzahlen zum Produktionssystem der Betriebe. Die österreichischen Betriebe weisen neben jenen der Schweiz die höchsten Produktionskosten aus, wobei die Opportunitätskosten für die Arbeit den höchsten Anteil aufweisen. Als Ursachen lassen sich Standortnachteile, geringere Betriebsgrößen und zum Teil höhere Faktorpreise feststellen. Die höheren Direktzahlungen können den Kostennachteil nur teilweise kompensieren, unter anderem ergibt sich daraus eine geringere Arbeitsverwertung gegenüber Betrieben aus anderen Ländern. Andererseits lassen sich typische Betriebe in Österreich als wenig risikoanfällig einstufen, da sich die Faktoren Arbeit, Boden und Kapital zum Großteil im Eigenbesitz befinden. Aus der Analyse der Produktionssysteme geht hervor, dass in Österreich ökologische Kriterien stärker berücksichtigt werden als in einigen anderen Ländern. Die vorliegende Studie führt zum Schluss, dass in Österreich zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit die Milchproduktion effizienter und kostengünstiger praktiziert werden muss, ohne dabei Produktqualität und ökologische Standards zu vernachlässigen.

Studie II

Entwicklungstendenzen in der österreichischen Milchproduktion auf Ebene der Einzelbetriebe

Etwa ein Drittel aller landwirtschaftlichen Betriebe in Österreich produziert und verkauft gegenwärtig Milch. Die Betriebe sind international betrachtet klein strukturiert und der Großteil wirtschaftet im Berggebiet. Die zunehmende Liberalisierung im Agrarbereich führt künftig zu einem verschärften Wettbewerb, außerdem werden höhere Standards im Umwelt- und Tierschutz gefordert. Welche Maßnahmen die Betriebsleiter mit Milchviehhaltung vor diesem Hintergrund künftig ergreifen wollen und welche Entwicklungstendenzen sich daraus ableiten, ist Gegenstand dieser Studie. Sie informiert über ausgewählte Merkmale der Betriebe bzw. Betriebsleiter, über deren Vorhaben sowie über Hemmnisse bei der Betriebsentwicklung. Zur Gewinnung der gewünschten Informationen wurden im April 2002 an 3.600 Milchviehbetriebe Fragebögen versendet, die Auswahl der Betriebe erfolgte mittels einer geschichteten Zufallsstichprobe nach Betriebsgrößenklassen. Die Auswertung stützt sich auf 1.300 bzw. 1.561 (inkl. Zusatzstichprobe für Biobetriebe) Betriebe. Zu den Vorhaben in der Milchproduktion lässt sich entnehmen, dass bis 2008 etwa ein Drittel der Betriebsleiter mehr Milch, etwa die Hälfte gleich viel Milch, der Rest weniger bzw. keine Milch produzieren bzw. verkaufen will. Der Strukturwandel in der Milchproduktion soll nach Angaben der Befragten stärker außerhalb des Berggebietes stattfinden, in Betrieben mit größerer natürlicher Erschwernis wird die Aufgabe der Milchproduktion weniger oft erwogen. Die Wachstumsstrategie kommt insbesondere für größere und spezialisierte Betriebe in Frage, jedoch erschweren hohe Preise für Milchquoten die Betriebsentwicklung. Die Frage zu den Stallsystemen ergab, dass sowohl in konventionellen als auch in biologischen Betrieben großteils die Anbindehaltung vorherrscht und speziell Biobetriebe zu Anpassungsmaßnahmen im Rahmen der EU-Tierhaltungsverordnung gezwungen sind. Die Befragung führt zum Schluss, dass auch in Zukunft die Milch in Österreich in unterschiedlichen Betriebstypen produziert wird. Aus den Anregungen der Bauern und Bäuerinnen werden Maßnahmen zur Bewältigung der Herausforderungen getrennt nach einzelnen Betriebstypen diskutiert.

Studie III

Ökonomische Auswirkungen der GAP-Reform 2003 auf Milchviehbetriebe in Österreich - Versuch einer Quantifizierung

Am 26. Juni 2003 beschlossen die EU-Landwirtschaftsminister die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Zu den wichtigsten Elementen der GAP-Reform zählen die Einführung einer einheitlichen Betriebsprämie, die Reduktion der Direktzahlungen zur Finanzierung von Maßnahmen der ländlichen Entwicklung (Modulation) und die Verknüpfung von Direktzahlungen an Standards für Umweltschutz, Lebensmittelsicherheit und Tierschutz (cross-compliance). Der vorliegende Beitrag analysiert die möglichen Auswirkungen dieser Reform auf österreichische Milchviehbetriebe und prüft verschiedene Szenarien der Betriebsentwicklung auf ihre Wirtschaftlichkeit unter den geänderten Rahmenbedingungen. Anhand von Modellrechnungen mittels linearer Planungsrechnung wird der Gesamtdeckungsbeitrag vor und nach Umsetzung der GAP-Reform ermittelt und gegenüber gestellt. Die fünf untersuchten Betriebstypen decken die wichtigsten Betriebsgrößen und Produktionssysteme in Österreich ab. Ohne spezielle Anpassungsmaßnahmen errechnet sich in allen Betriebstypen ein etwas geringerer Gesamtdeckungsbeitrag nach Umsetzung der GAP-Reform, vor allen wegen der Milchpreissenkung. Auch die Wirtschaftlichkeit der Produktionsausweitung sinkt. Verschiedene Maßnahmen in der Betriebsführung können einen Großteil dieser Einbußen kompensieren. Aufgrund der Neuorientierung des Systems der Direktzahlungen eröffnen sich zudem neue Perspektiven in der Betriebsentwicklung. Für die wirtschaftliche Nachhaltigkeit müssen sich Bauern und Bäuerinnen rasch an die geänderten Rahmenbedingungen anpassen und stärker an die Erfordernisse der Märkte, der KonsumentInnen sowie am Umwelt- und Tierschutz ausrichten.

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